Weißscheitelrötel
Der Weißscheitelrötel (Schneescheitelrötel)
Cossypha niveicapilla (Lafresnaye, 1838)
Hier ein kurzer Hinweis auf die Namensänderung dieser Art in der von uns verwendeten Systematik (siehe auch „Artenliste“):
Schneescheitelrötel – Cossypha niveicapilla (Weißscheitelrötel – Achtung Namensgleichheit mit Cossypha albicapilla)
Weißscheitelrötel – Cossypha albicapilla (Schuppenkopfrötel) (Ergänzung; Januar 2020)
Englisch: Snowy-crowned Robin; Snowy-crowned Robin-Chat
Bilder und Text: T. Ratjen
Systematik:
Ordnung: Passeriformes – Sperlingsvögel
Unter Ordnungen: Passeres – Singvögel
Familie: Muscicapidae – Sänger
Gattung: Cossypha
Unterarten: Cossypha niveicapilla niveicapilla, Cossypha niveicapilla melanonota
Beschreibung: Weißscheitelrötel sind schlanke Vögel, die sich recht gewandt in der bepflanzten Voliere fortbewegen. Die auffallend langen Steuerfedern erleichtern diesem Rötel das Navigieren im dichten Bewuchs. Sie erreichen eine Gesamtlänge von 20-21 cm und ein Gewicht von 34 bis 43g. Auffällig ist der schwarze Kopf (Falkenkappe) mit dem Namensgebenden weißen Scheitel. Die Flügeldecken und die Mitte der Schwanzoberseite sind schwarzgrau, ansonsten ist das Gefieder rotbraun gefärbt. Die Ständer sind hell, die Augen und der Schnabel sind schwarz. Die Geschlechter sind gleich gefärbt, daher ist eine sichere Geschlechtsbestimmung nur über einen DNA Test möglich. S. Kirschke beschreibt, dass Weibchen am Bauch heller und insgesamt etwas kleiner, zierlicher sind. Hat man die Vögel im direkten Vergleich in der Hand, kann ich dieses bei meinen beiden Paaren durchaus bestätigen, ohne direkten Vergleich ist eine Beurteilung allerdings sehr unsicher.
Die Nominatform ist insgesamt fahler gefärbt als die dunklere Unterart, deren Unter- und Oberseite eine intensivere Färbung zeigt. Besonders die Oberseite ist bei der UA kräftiger blauschwarz gefärbt.
Oftmals wird diese Art auch mit dem deutlich größeren (ca. 27cm) Schuppenkopfrötel (Cossypha albicapilla) oder dem Weissbrauenrötel (Cossypha heuglini), welcher eine abweichende Kopffärbung aufweist, verwechselt.
Meist am frühen Morgen und späten Abend erklingt der melodische flötenartige Gesang des Weißscheitelrötels, allerdings rufen die Weibchen oftmals auch recht monoton, was schnell störend werden kann. Bei dieser Art singen auch die Weibchen, allerdings etwas leiser.
Verbreitung: Afrika südlich der Sahara: Angola, Äthiopien, Benin, Burkina Faso, Burundi, Elfenbeinküste, Gabun, Gambia; Ghana, Guinea, Guinea-Bissau, Kamerun, Kenia, Kongo, Kongo Dem., Liberia, Mali, Mauretanien, Niger, Nigeria, Ruanda, Senegal, Sierra Leone, Sudan, Tansania, Togo, Tschad, Uganda, Zentralafrikanische Republik.
Die Art lebt sowohl in trockeneren als auch in feuchten Gebieten. Galeriewälder mit dichtem Sekundärbewuchs sowie Dickichte in Gewässernähe gehören zu den bevorzugten Lebensräumen. Sie kommen im Flachland, aber auch in Bergwäldern vor, zählen in ihrer Heimat aber auch zu den Kulturfolgern in Gärten und Parkanlagen.
Ernährung: Ausserhalb der Brutzeit bekommen die Rötel ein Insektenpatee unter das wenige Mehlkäferlarven, ca. 15 pro Paar, gemischt werden. Zum Frühjahr wird die Anzahl an gut ernährten Mehlkäferlarven leicht erhöht, weiterhin bekommen sie nun auch Buffalos und Pinkies (beides gefroren und mit Nekton MSA bestäubt) unter das wenige Weichfutter welches zur Brutzeit nur noch selten aufgenommen wird. Lebende Buffalos werden gereicht, wenn Jungvögel geschlüpft sind. Diese werden, wie auch die Mehlkäferlarven, immer gut mit verschiedenem Obst und Gemüse aber auch Grünfutter aus der Natur wie z. B. Löwenzahlblätter oder sogar Brennnesselblätter, gefüttert. Weiterhin wird den Futtertieren Weizenkleie, angereichert mit Spirulina, und Gemüseflocken für Hunde gereicht. Dabei muss unbedingt darauf geachtet werden, dass dieses Futter nicht zu feucht ist, schnell verzehrt wird und nicht schimmelt! In einer größeren Kunststoffwanne werden lebende Heimchen angeboten. Vor dem Verfüttern gebe ich sie mit ein wenig Nekton MSA in eine Kunststoffschachtel. Durch kurzes Schütteln werden die Heimchen damit bestäubt. Die Rötel lernen sehr schnell die Heimchen in der Wanne zu erbeuten. Sind Jungtiere zu versorgen so reiche ich kleine, später auch Heimchen mittlerer Größe. Die von anderen Züchtern (Kirschke, Hachfeld) beschriebenen Deformationen an Extremitäten (Rachitis) konnte ich bei dieser Ernährung bei meinen Vögeln zum Glück nicht beobachten. Mein Weich- und Lebendfutter beziehe ich in hervorragender Qualität von der Fa. Mucha Terra (www.muchaterra.de). Obst und Beeren habe ich zur Zucht- und Ruhezeit mehrmals angeboten, es wurde von den Vögeln aber ignoriert. Bringt man Laub in die Voliere ein, so wird dieses ausgiebig nach Insekten untersucht und die Blätter dabei auch mit dem Schnabel gewendet um an verborgenes Lebendfutter zu gelangen. Geraten fliegende Insekten in die Voliere so werden diese geschickt im Flug erbeutet. Bringt man ein (blaues) Nachtlicht in der Voliere an kann man damit auch nachtaktive Insekten in die Voliere locken welche am frühen Morgen erbeutet werden und für eine willkommene Abwechslung auf dem Speiseplan sorgen. Frisches Wasser, welches täglich, auch in den Wintermonaten, ausgiebig für ein Bad genutzt wird, sollte immer zur Verfügung stehen. Weissscheitelrötel nehmen auch sehr gern Sonnenbäder. Dabei spreizen sie ihr Schwanzgefieder, breiten die Flügel aus und sträuben das Kleingefieder. Währenddessen wird sich mit geöffnetem Schnabel atmend die nötige „Kühlung“ verschafft.
Haltung und Vermehrung: Im Frühjahr konnte ich ein 2-jähriges Zuchtpaar (?) dieser interessanten Weichfresser erwerben. Es wurde eine Voliere von 2x4x2,2m (LxBxH) für das Paar vorbereitet. Diese Voliere ist komplett überdacht, 3seitig mit Rauspund geschlossen und mit Weide, Eibe, Gräsern und Liguster recht spärlich bepflanzt. An den Wänden wurden Kiefernzweige und dazwischen Halbhöhlen aus Birke, Holzbeton und Sperrholz in unterschiedlichen Höhen angebracht. Da sich die Weissscheitelrötel viel auf dem Boden aufhalten wurden noch einige Steine und ein Baumstubben eingebracht. Besetzt wurde sie noch mit einem Paar Weidensperlinge, die Paare nahmen über das ganze Jahr keinerlei Notiz voneinander. Von einem Zuchtfreund habe ich allerdings erfahren, dass drosselartige heftig attackiert wurden. Ein erst im Mai eingesetztes Paar Frankolinwachteln wurde aber sofort so heftig attackiert, dass ich es umgehend wieder aus der Voliere entfernen musste. Lag es jetzt daran, dass sich die Rötel schon in Brutstimmung befanden und keine anderen „neuen“ Vögel in ihrem Revier dulden?
Nach der Ankunft Ende April wurde das Paar in die Voliere gesetzt und zu meiner Überraschung begannen beide Partner sofort damit zu singen und zu balzen. Bei der Auswahl des Nistplatzes beteiligt sich auch das Männchen durch „Nistplatzzeigen“. Hierbei fliegt es die Halbhöhlen recht aufgeregt an und macht das Weibchen, oftmals auch singend, auf diese aufmerksam. Ein Nest aus trockenen Gräsern und Kokosfasern wurde allein vom Weibchen innerhalb weniger Tage in einer Halbhöhle aus Holzbeton errichtet und im Abstand von jeweils ca. 24 Stunden wurden 4 Eier gelegt. Leider erwies sich dieses Gelege als unbefruchtet und ich habe das Nest entfernt. Nach 5 Tagen wurde in derselben Höhle erneut mit dem Nestbau begonnen und es wurden abermals 4 Eier gelegt welche sich alle als befruchtet erwiesen und nach 12-13 Tagen auch 4 Junge schlüpften. Die Eischalen wurden nach dem Schlupf fortgetragen und am Boden abgelegt, sodass ich bei der Fütterung sofort erkennen konnte, dass Junge geschlüpft sein mussten. Leider wurden 2 Jungvögel nach 3 Tagen aus dem Nest geworfen, die anderen beiden aber ohne weitere Vorkommnisse mit dem oben beschriebenen Futter aufgezogen. Dabei haben beide Altvögel meist unterschiedliche Futterinsekten gleichzeitig an die Jungen verfüttert, wobei man aber feststellen muss, dass kleine Heimchen gegenüber dem anderen Lebendfutter bevorzugt wurde. Eine Kennzeichnung der Jungen am 6. Tag mit Verbandsringen vom Durchmesser 3,5mm wurde nicht übelgenommen. In dieser Zeit konnte man die Altvögel kaum vernehmen, das Männchen hatte seinen Gesang vollständig eingestellt und begann erst wieder kurz nach dem Ausfliegen der Jungen damit diesen vorzutragen. Nach ca. 14 Tagen haben die Jungen das Nest verlassen und wurden noch weitere 2 Wochen von den Altvögeln gefüttert. Bereits 5 Tage nach dem Ausfliegen baute das Weibchen ein neues Nest, diesmal in der Birkenhalbhöhle. Die bevorzugte Nistplatzhöhe lag bei meinen Vögeln immer zwischen 1,5 bis 2 Meter. Bei der 3. Brut wurden nur 3 Eier gelegt, welche aber alle befruchtet waren. Es schlüpften 2 Jungvögel die auch zuverlässig aufgezogen wurden. Die Jungvögel der ersten Brut sind in der Zeit in der Voliere verblieben, was zu keinerlei Problemen führte. Dieses bestätigt auch S. Kirschke in seinem hervorragenden Buch „Zuchterfahrungen mit Insektenfressern“ welches ich jedem Vogelfreund nur an Herz legen kann. Die Wintermonate verbringt das Zuchtpaar zusammen frostfrei in einer Innenvoliere um Mitte bis Ende April, je nach Witterung, wieder in die Aussenvoliere umzuziehen.
Literatur:
Hachfeld „Die Voliere“ 10/1989, 11/1992
Kirschke „Zuchterfahrungen mit Insektenfressern“
Veröffentlicht: März 2018