Sonnenvogel (Chinesische Nachtigall)
Hinweis: Der Name Sonnenvogel wird von vielen Vogelfreunden noch verwendet- so auch in diesem älteren Beitrag, ist aber offiziell nicht mehr gültig. Die deutsche Bezeichnung dieser Art lautet nun: Rotschnabel-Sonnenvogel. (siehe dazu „Artenliste“)
Beitragsfoto: Thomas Ratjen
Ordnung: Passeriformes
Familie: Häherlingsverwandte / Leiotrichidae
Wissenschaftlich: Leiothrix lutea
Englisch: Red-billed Leiothrix
Französisch: Léiothrix jaune
Niederländisch: Japanse Nachtegaal
Leiothrix lutea hat 6 Subspezies
Leiothrix lutea lutea
Leiothrix lutea kumaiensis
Leiothrix lutea calipyga
Leiothrix lutea luteola
Leiothrix lutea yunnanensis
Leiothrix lutea kwangtungensis
Verbreitungsgebiet
Allgemeines
Der Rotschnabel-Sonnenvogel, der auch als Sonnenvogel, Chinesische Nachtigall oder Chinanachtigall bezeichnet wird, ist das zoologische System betreffend keine „echte“ Nachtigall. Das heißt, er ist sozusagen falsch benannt und gehört nicht zur Familie der Sänger: Muscicapidae, sondern er ist der asiatische Vertreter der Timalien. Der unverwechselbare, einfallsreiche und wohllautende, wenn auch manchmal beinahe etwas zu laute Gesang, brachte ihm den Namen Nachtigall ein.
Verbreitung – Lebensraum
Sonnenvögel leben in dem großen Verbreitungsgebiet von der nordwestlichen Himalajaregion bis Süd-China. Ihr natürlicher Lebensraum liegt in den Höhen von 1500 bis 3000 Meter. Truppartig halten sie sich außerhalb der Brutzeit im Unterholz von dichten Laub-, Bambus- und Nadelwäldern auf.
Auf den Inseln Hawaii, Maui, Moahu und Kauai wurden sie vom Menschen eingeführt.
Foto: B. Simon
Verhalten-Stimme
Der Sonnenvogel ist gesellig und sollte deshalb nicht, wie es noch sehr oft zu sehen ist, wegen seines Gesanges einzeln gehalten werden. Auch heute soll es noch “Vogelliebhaber” geben, welche den Sonnenvogel eben wegen des Gesanges im Einzelkäfig halten. Besser wäre es jedenfalls die Vögel paarweise in einer Voliere zu halten. So kann man ihre anmutigen Bewegungen sehen und wie sie sich wie die Prachtfinken gegenseitig das Gefieder kraulen. Temperamentvoll und lebhaft zeigt er gerade in einer Voliere vor dem dunklen Grün der Sträucher die Vielfalt seiner Farben. Nach kurzer Eingewöhnung, wobei kaum Probleme auftreten, dauert es meist nicht lange und er ist zutraulich. Er ist intelligent und neugierig, alles muss untersucht werden. Sie bringen Leben in eine Voliere, fliegen und hüpfen viel.
Der Gesang des Männchens ist ein kräftiges, metallisches aber abwechslungsreiches Flöten, welches in seiner Art Ähnlichkeit mit dem Gesang der Mönchsgrasmücke aufweist. Das Weibchen lockt mit Pfiffen, aber in einer anderen Tonart.
Haltung
Sonnenvögel gelangten erstmalig 1866 nach Europa und wurden vom Zoologischen Garten London gehalten. Seitdem werden mit Ausnahme der Kriegsjahre viele Exemplare nach Europa eingeführt. Waren sie bis vor ein paar Jahren noch Massenware welche für annehmbare Preise zu haben waren, so hat sich das geändert.
Die Preise ziehen mehr und mehr an und zwangsläufig sind weniger Sonnenvögel im Angebot. Die Erstzucht gelang schon 1873 K. RUSS und ist seither, besonders in den letzten Jahren anderen Züchtern gelungen.
Meine Sonnenvögel harmonisierten von Anfang an. Sie waren paarweise untergebracht, wie ich es mit jedem anderen Paar mache, welches züchten soll. Das kostet viel Platz, garantiert aber schneller den Nachwuchs und Lebendfutter kommt dahin wohin es soll, nämlich zu den Jungen. Das Paar ist untergebracht in einer 1/2 überdachten und bepflanzten Außenvoliere mit den Maßen 3 x 1 x 2 m. Es entstehen so keine Störungen und Streitigkeiten mit anderen Vögeln.
Die Rück- und eine Seitenwand der Voliere sind mit Kiefern- und Fichtenästen sehr dicht besteckt. Es gibt aber den Sonnenvögeln ein Gefühl der Sicherheit, weil sie gegen Sicht geschützt und natürlich auch den Schutz vor Wind und starken Witterungsunbilden haben. In den Zweigen sind mehrere größere Draht-Kaisernester für Kanarien, verdeckt befestigt. Sie sind alle mit einer Sisaleinlage versehen. Natürlicher Bewuchs durch einen Holunderstrauch ist vorhanden. Damit der Volierenboden trocken bleibt und die Vermehrung von Bakterien und Pilzen weitgehend verhindert wird, wird er regelmäßig mit Fichtennadeln bestreut. Die Sonnenvögel holten sich gerne das in den Nadeln zu findende Kleingetier.
Foto: B. Simon
Baden ist ihre Lieblingsbeschäftigung und wird mehrmals am Tage wahrgenommen. Sie machen es so ausgiebig, dass sie kaum mehr fliegen können. und um die Tränke alles nass wird. Werden bei großer Hitze die Sträucher bewässert, so lassen sie sich gerne besprühen. Bei dem anschließenden Sonnenbad oder trocknen und glätten des Gefieders, nehmen sie sich sehr viel Zeit.
Obwohl die Sonnenvögel nicht Kälte empfindlich sind, kommen sie zur Uberwinterung in eine Innenvoliere.
Ernährung
Sonnenvögel werfen zwar beim Futter keine Probleme auf, sie sollten aber das ganze Jahr mit gutem Futter abwechslungsreich versorgt werden. Als Grundlage bekommen sie ein gutes Fertigfutter für Sonnenvögel. Dieses wird abwechselnd mit Hüttenkäse, Möhren, Äpfel, usw. aufbereitet und von ihnen gerne aufgenommen. Sehr gerne nehmen sie kleingeschnittenes Grün, wie Löwenzahn, Salat oder Vogelmiere welches dem Futter untergemischt wird. Der Jahreszeit entsprechend werden reife Beeren und Obst, das was so der Garten oder der Handel anbietet, gereicht. Auch hier sind sie nicht wählerisch, so reißen sie gerne die schwarzen Beeren von der Holunderdolde, eine halbe Apfelsine oder ein Stück Melone auf einen Nagel gesteckt ist für sie ein Leckerbissen. An Lebendfutter bekommen sie täglich ein paar Mehlkäferlarven, Maden und später bei der Aufzucht der Jungen Wiesenplankton, die Ausbeute der Insektenfalle, Buffalos usw. Hier kann man seiner Fantasie freien Lauf lassen, so gebe ich auch Wasserflöhe und Mückenlarven unter das Weichfutter. Bei warmem Wetter muss man darauf achten und nur soviel geben wie die Sonnenvögel in kurzer Zeit aufnehmen, da die Hitze das Futter verdirbt. Weiterhin steht zur freien Verfügung ein Gemisch aus Exoten- und Waldvogelfutter, deren Aufnahme individuell von Vogel zu Vogel unterschiedlich ist. Dem Trinkwasser oder dem Weichfutter wird außerhalb der Brutzeit 1 x und während der Aufzuchtzeit 2 x pro Woche ein Vitaminpräparat zugegeben. Weiterhin zur freien Aufnahme bekommen sie eine Mischung aus Laubwalderde und Grit. Diese Mischung muss feucht gehalten werden, da die Sonnenvögel es sonst nicht aufnehmen. Wem dieses zuviel Arbeit ist, der holt sich einen vermoderten Stubben in die Voliere. Die Vögel haben dadurch Beschäftigung und nehmen ihn ganz auseinander.
Zucht
Ich setze ich meine Sonnenvögel, obwohl ihre Geschlechtsreife schon im 4. bis 5. Monat eintritt, erst im Alter von einem Jahr zur Zucht an. Sie sind dann voll entwickelt und stark genug um für ihre Nachkommen zu sorgen. Stimmen die Bedingungen von Haltung, Ernährung und auch Witterung so können die Sonnenvögel in der Voliere bis zu vier Jahresbruten tätigen. Um die Vögel nicht zu schwächen sollte man versuchen, dass nicht mehr als zwei oder drei Bruten statt finden. Dieses erweist sich aber als schwierig, da nur mit der Nahrung Einfluss genommen werden kann oder letzten Endes das Brutpaar getrennt werden muss.
Ist das Wetter einigermaßen trocken und der Winter ist verschwunden, werden die Sonnenvögel in die Voliere gesetzt. Anfang des Jahres bzw. spätestens Anfang März fängt das Sonnenvogel-Männchen mit dem Gesang an und steigert ihn in den nächsten Wochen. Sieht man einen der Vögel mit Nistmaterial im Schnabel, so wird es Zeit die Kost durch mehr Lebendfutter anzureichern und das benötigte Nistmaterial in die Voliere zu geben. Von Weibchen zu Weibchen ist es verschieden welches Material es verbaut, also gibt man Kokosfasern, Scharpie, Moos und kurzes, weiches Heu. Das Männchen ist für die Auswahl des Nistplatzes zuständig und versucht das Weibchen zu diesem zu locken. Ist es mit der Wahl einverstanden, so dauert es nicht lange und der Bau beginnt. Bei mir wurde sowohl ein freistehendes Nest gebaut, aber auch die Nisthilfen in Anspruch genommen. Dieses Mal befand es sich an einer geschützten Stelle in der Volierenbepflanzung. Nach ein paar Tagen war der Bau abgeschlossen, ein ziemlich unordentliches und locker gefertigtes Napfnest war das Ergebnis.
Foto: G.Ritters
Im 24-Stunden-Intervall legt das Weibchen in den frühen Morgenstunden die weißlichen mit hellroten Flecken versehenen Eier. Ein Gelege besteht aus drei bis vier Eiern. Beim morgendlichen Füttern, wobei es auch Lebendfutter gab, kam das Weibchen immer sofort um ein paar Insekten abzubekommen. Dieses war dann auch der Zeitpunkt eine Kontrolle durchzuführen ohne das die Vögel beunruhigt wurden. So konnte ich den Zeitpunkt des Schlüpfens festlegen. Bei Vögel, die regelmäßig ihre Aufzuchten machen, interessiert es weniger ob die Eier befruchtet sind. Ist dieses nicht der Fall, so sind die Eier im Nest zu belassen. Das Weibchen hat denn wenigstens etwas mehr Ruhe, als wenn es sofort ein neues Gelege fertigt. Ab dem 2. bzw. 3. Ei wurde von beiden Partnern fest gebrütet. Vereinzelt und zu unbestimmten Zeiten brachte das Männchen dem Weibchen ein Insekt. Da das Weibchen bei jeder Fütterung in der Brutzeit erschien, konnte eine regelmäßige Versorgung mit Futter durch das Männchen ausgeschlossen werden.
Die Jungen schlüpften nach 13 Tagen. Jetzt wurden kleine Insekten, wie Mehlkäferlarven und Fliegenmaden gereicht, welche jeden 2. Tag vitaminisiert wurden. Beide Eltern fütterten. In den ersten Tagen wurde der Kot der Jungen von den Eltern verschluckt, danach aber so ab 5. Tag wurde er mehr und mehr wegtransportiert und auf einen Ast abgelegt. Ab 5. Tag beginnen die Augen sich zu öffnen. Nun konnten auch größere Insekten, wie beispielsweise ausgewachsene Mehlkäferlarven und auch Wiesenplankton verfüttert werden.
Foto: G. Ritters
Beringung am 6. Tag mit 3mm Ringen. Das Beringen kann Probleme bereiten. Es gibt Paare die ihre Jungen dann aus dem Nest werfen. Also hier beobachten, und eventuell nicht beringen.
Foto: G. Ritters
Ab den 9./10. Tag sollte man keine Nestkontollen mehr machen. Die Jungen springen dann aus dem Nest und sind noch nicht flugfähig und halten sich am Boden auf. Dort werden sie aber von vielen Paaren nicht gefüttert. Die Altvögel versuchen die Jungen nach oben zu locken. Die Jungen sind im diesem Alter noch zu schwach um ins Geäst zu kommen.
Am 12. Tag verließen die Jungen das Nest und erwarteten nebeneinandersitzend auf einem Ast die Fütterungen der Eltern. Fliegen die Jungen später aus, so stimmt wohl die Ernährung nicht. Mehr und mehr verfütterten die Eltern auch Beeren oder Obst. Sobald die Jungen das Nest verlassen haben ist die Badegelegenheit zu entfernen damit keines von ihnen ertrinkt. Meistens beschäftigt sich das Weibchen nun mit der Folgebrut und das Männchen versorgt die Jungen allein. Die Jungvögel sind mit 30 bis 33 Tagen selbständig und müssen, wenn sie nicht gerade aus der letzten Brut stammen, aus der Voliere genommen werden, weil die Altvögel sehr aggressiv ihnen gegenüber werden können. Die Jungen bestanden auch die Jugendmauser ohne Komplikationen, zeigten aber erst im Folgejahr ihre leuchtende Farbenvielfalt.
Ausklang
Sonnenvögel sind in der Haltung und Ernährung sehr anpassungsfähig und unproblematisch. Sie sind Volierenvögel und zeigen ihre leuchtenden Farben nur bei richtiger Ernährung und wenn sie ausreichend Bewegung haben und hier ist ihr ausgeprägtes Sozialverhalten und ihre gegenseitige Fürsorge so richtig zu verfolgen.
Herausgeber: Gerhard Ritters (1990er Jahre) |