28 Okt, 2017

Seidenstar

Seidenstar oder Silkystar  –  Spodiopsar sericeus (syn.: Poliopsar sericeus; Sturnus sericeus)

Red-Billed Starling oder Silky Starling

Der Seidenstar ist im Süden Chinas, am Jangtse – einschließlich Hainan – und im Westen der Provinz Sichuan häufig vertreten.

Er bewohnt hügelige Landschaften und kultivierte Gebiete in niedrigen Höhenlagen mit vereinzelten Baum- und Gehölzbeständen, Gärten und Unterholz, vor allem in Küstennähe. Sie ernähren sich in Bäumen und am Boden, wurden aber noch nicht in der Gemeinschaft mit Vieh beobachtet. Im Winter erscheint er in Vietnam und Hongkong regelmäßig und tritt wandernd in Japan und den Philippinen auf. Dann sind sie gesellig in Schwärmen von ca. 100 Tieren. An Schlafplätzen treffen sich durchschnittlich 350 Vögel, wobei 1994 in Hongkong an einem Schlafplatz 3000 – 5000 Vögel dokumentiert wurden.

Auf der englischen Internetseite “The IUCN Red List of Threatened Species” (Die IUCN rote Liste für bedrohte Arten) findet man die Erklärung, dass diese Art nicht zu den Gefährdeten gehört, da sie ein sehr großes Verbreitungsgebiet hat und der Bestandrückgang nicht mehr als 30 % in zehn Jahren bzw. innerhalb von drei Generationen beträgt. (IUCN = internationale Gemeinschaft zum Schutz der Natur und der natürlichen Ressourcen).

ein Paar

Zeugnis über das Aussehen der Vögel sollen die Fotos geben.

Der Gesang ist relativ leise, angenehm und wenig melodiös. In meiner kleinen Schar schnalzen und schwatzen sie ähnlich wie der bei uns heimische Star.

Mein erstes Seidenstarpaar habe ich im Februar 2006 bei einem Händler gekauft. Dieses Paar bezog eine Voliere von vierzehn Metern Länge, zwei Metern Breite und zwei Metern Höhe und einem Innenraum. In dieser Voliere waren 1,0 Augenbrauenhäherling (Garrulax canorus), 1,1 mexikanische Hausgimpel (Erythrina mexicana) und 1,1 Goldfasan (Chrysolophus pictus) untergebracht. Bepflanzt war sie mit zwei hohen Koniferen unterschiedlicher Arten, einer Tanne gleichen Ausmaßes und je einem Strauch Hartriegel und Weißdorn. Eine der Koniferen wurde sofort als Schlafplatz erkoren. Die angrenzende Innenvoliere von fünf Quadratmetern Grundfläche und zweieinhalb Metern Höhe, wurde selbst im Winter nie zum Schlafen, sondern lediglich zur Futteraufnahme aufgesucht.

Im April kaufte ich ein weiteres Paar, das mit Rotschwanzwebern (Histurgops ruficauda) eine 6 m x 3 m x 2 m Voliere bezog.

Weibchen

Meine Seidenstare fütterte ich mit “Claus Fett-Alleinfutter Typ III (braun)”, und “Claus Honig-Alleinfutter Typ III (braun)”. Aus der Fütterung der Fasane und Gimpel standen ihnen reichlich Sämereien zur Verfügung, die allerdings in ihrer Ernährung keine maßgebliche Rolle zu spielen schienen. Äpfel wurden das ganze Jahr über in Scheiben geschnitten gegeben. Beerenobst wurde nach Verfügbarkeit aus dem Garten gereicht. Obst an sich wurde aber nicht gierig gefressen. Anders als bei der Aufnahme der täglich dreimal angebotenen Mehlwürmer. Auffallend war, dass sie mehrmals am Tag die Voliere von vorn nach hinten und zurück am Boden durchstreiften und dabei nach Starenart – den Schnabel spreizend (zirkelnd) – das Erdreich durchstocherten. Bei diesen Aktionen wurden auch die Spalten des angrenzenden Mauerwerkes in Bodennähe nach Spinnen und Kerbtieren abgesucht.

Männchen

Das erstgekaufte Paar begann Mitte Mai 2006, mit dem Bezug eines Brutkastens von jeweils fünfundzwanzig Zentimetern (Länge, Breite, Höhe) und einem Einschlupfloch von fünf Zentimetern Durchmesser, mit den Brutvorbereitungen. Als Nistmaterial wurden Heu, Kokosfasern, etwas Birkenreisig und einzelne Federn eingetragen. Den Abschluss bildeten Stücken vom frischen Laub des Hartriegelstrauches. Da ich, auf Grund schlechter Erfahrungen, kein Freund von Nestkontrollen und Beringungen der Jungvögel bei Weichfressern bin, unterlasse ich diese. Angaben zum Rhythmus der Eiablagen und zum genauen Zeitpunkt des Brutbeginns kann ich daher nicht geben.

Fünfzehn Tage lang war das Weibchen im Nistkasten verschwunden. Sie kam lediglich zum Fressen heraus, wobei für die Zeit das Männchen im Kasten verschwand. Sehr selten fraßen auch beide gleichzeitig und das Gelege war dann minutenweise ohne Kontrolle. Während der Brut saßen auch beide mehrmals am Tag gemeinsam im Kasten.

neugierige Jungvögel

Nach diesen fünfzehn Tagen fiel das Warten des Männchens auf mein Erscheinen mit den Mehlwürmern auf. Umständlich wählte er dann mit vollem Schnabel den Weg in den Kasten. Es erfolgte die Ablösung und das Weibchen holte Futter. Niemals haben die Stare in der Aufzuchtzeit den Brutkasten direkt angeflogen. Nach einer Woche war leise, aber deutlich zu hören, dass es sich um mehr als ein Jungvogel handeln musste, der versorgt wurde. Etwa im Alter von sechszehn Tagen schauten die Jungen gelegentlich aus dem Brutkasten. Es wurde mir klar, dass es ziemlich eng darin war, erst recht, wenn die Eltern sich noch mit herein zwängten. Nach einundzwanzig Tagen Nestlingszeit verließ der erste Jungvogel das Nest. Zwei Tage später saßen fünf Jungvögel am Boden bzw. auf den unteren Zweigen der Tanne in der Nähe der Futterstelle. Keines machte einen kümmerlichen Eindruck. Alle waren kräftig und aktiv. Wie lange genau die Ausgeflogenen noch von den Alttieren gefüttert wurden, kann ich nicht genau sagen. Es erschien mir manchmal schon recht penetrant, wie die mittlerweile selbst fressenden Jungen ihre Eltern anbettelten und dabei noch lange erfolgreich waren.

Alle fünf Jungvögel wuchsen heran und mauserten im späten September, also im Alter von etwa vier Monaten, in das charakteristische Altvogelgefieder.

Männchen mit vier Jungtieren

Das zweite Paar unternahm keine Anstalten zu einer Brut.

Im Jahr 2007 begann das erfolgreiche Paar wieder im Mai mit dem Brutgeschehen und zog drei Junge groß. Es erfolgte wieder keine zweite Brut.

Das zweite Paar hatte ich getrennt. Das Männchen setzte ich mit einem weiblichen Jungvogel aus geschilderter Brut von 2006 in eine vier mal sechs Meter große, zwei Meter hohe Voliere. Ein zugekauftes junges Männchen wurde mit dem Weibchen zusammengesetzt. Dieses neue Paar und das alte, nachzuchterfahrene Paar, bewohnten die anfangs erwähnte große Voliere. Versuchsweise wich ich von der klassischen paarweisen Haltung ab.

Die Nistkästen hingen etwa vier Meter voneinander entfernt. Es gab keine Streitereien oder Beeinträchtigungen im Paarverhalten, so dass man schließen könnte, Seidenstare stört das Brüten in relativ enger Nachbarschaft nicht. Das Durchstochern des Bodens oder das Durchfliegen der Voliere, geschah in der Gemeinschaft, auch während der Brutzeit. Harmonisch waren die Beziehungen, aber eine neue Paarbildung, war nicht zu erkennen.

Das nunmehr dritte Paar baute zwar ein vernünftiges Nest in ihren Brutkasten, es kam aber zu keiner für mich erkennbaren Brut.

Damals kam ich zu der Ansicht, man sollte Seidenstare in großen Volieren in kleinen Gruppen halten. Erst so zeigten sie ein großes Spektrum ihres Miteinanders, ihrer Kommunikationsfreude. Machte man dies nicht und hält sie paarweise in Ruf- oder Sichtweite, haben sie viel damit zu tun, auf sich aufmerksam zu machen oder gar zueinander zu kommen. Auch wenn ihr Individualabstand eine Handbreite sehr selten unterschreitet, so brauchten sie doch die Nähe. Somit stand für mich fest, alle drei Paare zusammen in der geräumigen Voliere zu halten.

Mit diesen Gedanken habe ich im August 2008 alle Paare völlig problemlos zusammengesetzt. Sie blieben als Paare zusammen und fühlen sich mit dieser Konstellation sichtlich wohler als vorher.  Mir schien bei den Seidenstaren die Gruppenhaltung genauso angebracht wie z.B. von Rosenstaren (Pastor roseus), Malaienstaren (Aplonis panayensis) oder den Schmalschnabelstaren (Scissirostrum dubium).

Mittlerweile weiß ich, dass die Volierengrößen, die ich den Seidenstaren bieten konnte, nicht für eine Gruppenhaltung reichen. In ihren Herkunftsgebieten leben die einzelnen Paare während der Brutzeit unabhängig von der Gruppe und legen u.a. große Strecken bei der Futtersuche zurück. Sie sind also intensiv beschäftigt und können sich dabei aus dem Weg gehen.

In meiner Gruppe gab es zwar keine offensichtlich aggressiven Auseinandersetzungen, aber ständige Störungen bei allem was die Reproduktion betraf. Klar zu erkennen war ein dominantes Paar, welches aber selbst auch nicht mehr zur erfolgreichen Brut kam.

Die Erkenntnis daraus war, dass eine Gruppenhaltung den Seidenstaren eher entgegenkommt, als eine paarweise Haltung. Geselligkeit gehört zu ihrem Naturell. Zur Brutzeit müssten die Paare allerdings die Möglichkeit erhalten, sich ungestört um ihre Fortpflanzung zu kümmern.

Meine Haltung von Seidenstaren beendete ich 2015.

Text und Fotos: Bernd Simon

September 2017 bearbeitete Fassung des in der VZE-Zeitschrift “Vogelwelt” Heft 12/2008 erschienenen Artikels.