28 Jul, 2017

Schwarzkehlarassari

Schwarzkehlarassari ( Schwarznacken-Arassari, Rotbandarassari)

Ordnung:          Piciformes
Familie:             Ramphastidae

Wissenschaftlich: Pteroglossus aracari
Englisch:             Black-necked Aracari  
Französisch:      Araçari grigri
Niederländisch: Zwartnek-arassari

Pteroglossus aracari hat 4 Subspezies
* Pteroglossus aracari aracari
* Pteroglossus aracari atricollis
Pteroglossus aracari roraimae
* Pteroglossus aracari vergens
* Pteroglossus formosus

Nachstehender Bericht wurde mit freundlicher Genehmigung den AZN-Nachrichten 9/2003 entnommen.
Autor: K. Wurst

Anmerkung: Im Artikel wurde der Name Schwarznacken-Arassari verwendet. Mittlerweile (2018) ist der deutsche Name Schwarzkehlarassari bzw. Rotbandarassari für diese Art (Pteroglossus aracari) gebräuchlich.

Die Zucht des Schwarznacken-Arassari
Pteroglossus aracari (Linne, 1758)

Drei Gattungen der Tukane (Ramphastidae) werden unter dem Namen Arassaris oder „Kleine Tukane“ zusammengefasst. Mit einer Gesamtlänge zwischen 30-48 cm sind sie kleiner als die Vertreter der anderen Gattungen der Tukane, die mit einer Gesamtlänge bis zu 60 cm als „große Tukane“ bezeichnet werden.
Man unterscheidet die Grünarassaris [Aulacorhynchus), die Kurzschnabel-Arassaris (Selenidera) und die Schwarzarassaris (Pteroglossus). Das Verbreitungsgebiet der Arassaris umfasst Mittel- und Südamerika. Als Nahrung werden in der Literatur hauptsächlich Früchte, aber auch Insekten und kleine Wirbeltiere angegeben. Die Brut erfolgt gewöhnlich in Baumhöhlen.

Vor ungefähr sechs Jahren erwarb ich ein Pärchen Schwarznacken-Arassaris (pteroglossus aracari), auch Schwarzkehl-Arassari genannt, um eine Zucht zu beginnen. Das Männchen ist vom Weibchen gut zu unterscheiden. Der Unterschied ist bereits am kräftigeren Schnabel und Körperbau erkennbar. Das Hauptunterscheidungsmerkmal ist jedoch die Farbe des Gefieders. Das Weibchen hat ein matt-gelbes Brustgefieder, welches von einem roten Band geteilt wird. Das übrige Gefieder erscheint schwarz, schimmert aber bei der richtigen Beleuchtung genauso wunderbar wie das eines Beos. Beim Männchen ist die Farbe des Brustgefieders richtig kräftig ausgeprägt.

Die Vögel sind in einer Voliere mit den Maßen 3,50 x 1,50 x 2,20 m untergebracht. Sie waren anfangs sehr scheu, was sich aber mit der Zeit legte. So richtig zutraulich, wie man es von Papageien gewohnt ist, wurden sie aber nie. Der Nistkasten, welchen ich mit Baumrinde verkleidet habe, wurde in leicht schräger Position in einer Ecke der Voliere angebracht.
Leider wurde er von den Vögeln sechs Jahre lang nicht genutzt. Eine nicht artgerechte Fütterung scheidet meines Erachtens als Ursache für den ausbleibenden Zuchterfolg aus. Neben Trockenfutter wurde auch viel Obst, wie z. B. Apfel, Birnen und Trauben verfüttert, welches zusätzlich noch mit Vitaminen angereichert wurde. Lebendfutter wie nackte Mäuse, Grillen, Mehlwürmer und Zophobas wurden zwar angeboten, von den Tieren aber nur gelegentlich gefressen und zumeist ignoriert. Auch habe ich darauf geachtet, dass der Eisengehalt im Futter nicht zu hoch ist, da sich die Vögel sonst eine Lebererkrankung zuziehen können.

Das Zuchtjahr 2002, welches ich schon aufgeben wollte, wurde nun doch noch von einem Erfolg gekrönt. Eines Morgens fiel bei der Fütterung in der Voliere der Arassaris das Licht aus. Während meine Frau, ebenfalls eine begeisterte Vogelliebhaberin, eine neue Röhre holte, schaute ich in den Nistkasten, weil ich nur einen Vogel in der Voliere herumfliegen sah und stellte zu meinem Erstauen fest, dass ein Ei darin lag. Meine Freude darüber war riesengroß. Das Auswechseln der Röhre sowie die Kontrolle am Nistkasten wurde von den Vögeln nicht übelgenommen. Nach dem Füttern der Vögel rief ich einen Züchterkollegen an, der mir im Internet Informationen über Aufzucht und Zuchterfolge beschaffen sollte. Ich selbst rief im Vogelpark Walsrode sowie im Zoo Köln an und ließ mir noch einige Ratschläge geben. Während mir über Zuchterfolge nichts Positives berichtet wurde, gab man mir einige gute Ratschläge für die Zucht. Es sei besonders wichtig, den Vögeln genügend Lebendfutter anzubieten.

Foto: Ph. Bagdahn

Nun galt es also Lebendfutter zu besorgen. Grillen und Zophobas hatte ich in ausreichender Menge zur Hand, da ich auch einige Stare halte, die zur Jungenaufzucht Lebendfutter benötigen. Bei den Mäusen sah die Sache dagegen ganz anders aus, diese musste ich mir erst noch zulegen. Wie auch meine Informanten war ich der Meinung, dass sofort mit der Gabe des Lebendfutters begonnen werden sollte. Und jetzt nahmen es die Tiere auch sofort an. Sehr vorsichtig musste man jedoch bei der Verfütterung der Mäuse sein, da diese bei der warmen Witterung schnell verdarben. Nach ein paar Tagen führte ich nochmals eine Nistkontrolle durch und stellte erfreut fest, dass nun vier Eier im Nistkasten lagen. Zwei Wochen später kamen die Arassaris bei der Fütterung sofort herbei, nahmen zuerst die Mäuse auf und verschwanden mit ihnen im Nistkasten. Ich wartete ab, bis beide EIterntiere den Nistkasten verlassen hatten und schaute dann nochmals hinein. Zu meiner großen Freude entdeckte ich drei geschlüpfte Jungtiere im Nest. Ich machte ein paar Bilder und verließ den Raum. Durch ein Fenster beobachtete ich das Verhalten der Tiere. Auch das nahmen sie mir nicht übel. Die Jungen wurden von den Altvögeln unermüdlich gefüttert. Ich musste ca. alle drei Stunden den Becher mit Grillen, Zophobas und Mäusen auffüllen. Dies war nur möglich, weil meine Frau zu Hause tätig ist.

Nun begann ich mir auch darüber Gedanken zu machen, ob eine Beringung sinnvoll wäre, wusste aber nicht, wie die Vögel darauf reagieren würden. Ich hatte bereits im Voraus bei den Altvögeln mit einer Schieblehre den Durchmesser der Beine ausgemessen und mir entsprechende Ringe besorgt. Bei der Fütterung waren die Jungvögel stets deutlich zu hören
Nach weiteren zehn Tagen führte ich eine erneute Nistkontrolle durch. Dabei stellte ich fest, dass die Beine der Jungvögel nur sehr langsam wachsen und eine Beringung somit immer noch möglich wäre.
Nach insgesamt 16 Tagen war eine Beringung mit 7,5 mm Ringen möglich, die mir von den Altvögeln nicht übel genommen wurde. Zwei Tage später schaute ich nochmals nach, um mich zu vergewissern, ob sich die Ringe noch an den Beinen der Jungvögel befanden oder abgestreift worden waren. Es war alles in Ordnung. Ich verzichtete daher, solange es keine Auffälligkeiten bei der Futterannahme gab und ich die Jungvögel hören konnte, auf weitere Kontrollen des Nistkastens.

Ungefähr dreieinhalb Wochen später wies mich meine Frau darauf hin, dass die Vögel an diesem Tag nicht mehr so viel Futter aufgenommen hätten wie bisher. Ich sah sofort nach und sah einen Jungvogel tot auf dem Boden liegen. Daraufhin schaute ich in den Nistkasten, wo ich zu meiner Erleichterung die beiden anderen Jungvögel lebend vorfand. Ich entschloss mich, sie aus dem Nistkasten herauszunehmen und mit der Hand aufzuziehen. Zu meinem Erstaunen hatten die Jungvögel die Augen immer noch nicht geöffnet. Erst gegen Ende der Woche öffnete eines der Tiere die Augen, eine Woche später dann auch der zweite Jungvogel.

Die Handaufzucht erwies sich als gar nicht so einfach. Die Vögel wollten jeden Tag einen anderen Speiseplan. Nur Nacktmäuse wurden immer angenommen. Ich fütterte jetzt zusätzlich auch Rinderherz, Hackfleisch und Hühnerherzen. Obst gab ich zusätzlich jeden Tag. Trotz des immensen Arbeits- und Zeitaufwandes würde ich die Jungvögel wieder mit der Hand aufziehen, wenn ich ein Fehlverhalten der Elterntiere bemerken würde.

Bei den Altvögeln stellte ich auch fest, dass die verstärkte Zufuhr von tierischem Eiweiß erneut das Brutverhalten auslöste. Es dauerte nicht lange, bis sie erneut im Nistkasten verschwanden. Bei einer Kontrolle stellte ich fest, dass wieder vier Eier im Kasten Lagen. Wie beim ersten Mal brüteten wieder beide Vögel. Wenn das Weibchen den Nistkasten verließ, schlüpfte das Männchen hinein. Nach 14 Tagen schlüpften wie beim ersten Mal drei Jungtiere, ein Ei war wieder nicht befruchtet. Das Brutgeschäft verlief bei der zweiten Brut problemlos und die Jungvögel wurden von den Altvögeln gut versorgt.

Veröffentlicht von Herrn Gerhard Ritters

Fotos: Ph. Bagdahn (2018)