Samtstirnkleiber
Samtstirnkleiber
Ordnung: Passeriformes
Familie: Sittidae
Wissenschaftlich: Sitta frontalis
Englisch: Velvet-fronted Nuthatch
Französisch: Sittelle veloutée
Niederländisch: Fluweelvoorhoofd-boomklever
Sitta frontalis hat 5 Subspezies
Sitta frontalis frontalis
Sitta frontalis saturatior
Sitta frontalis corralipes
Sitta frontalis palawana
Sitta frontalis velata
1,0 Jungvogel, direkt nach dem Ausfliegen
0,2 Jungvögel, direkt nach dem Ausfliegen
1,2 ausgefärbt, 16 Wochen nach dem Ausfliegen
Beschreibung
Dieser nur ca. 12 cm große Kleiber, der vom Körperbau unserem Kleiber (Sitta europaea) gleicht, hat eine violett-blaue Oberseite und eine rosa-weiße Unterseite. Auf der Stirn des Vogels ist ein samtschwarzer Fleck, der beim Weibchen bis zum Auge reicht, während er sich beim Männchen seitwärts am Auge fortsetzt (Brillenkleiber). Der Schnabel hat eine korallenrote Farbe.
Lebensweise
In seiner Heimat, in Indien, Sri Lanka, Südchina und Indonesien, ist der Samtstirnkleiber ein Standvogel in den Ebenen, sowie in den Bergen bis in Höhen von 2000 m. Er ist an die verschiedensten Lebensräume angepasst und hält sich in den unterschiedlichsten Waldarten, Teeplantagen oder Mangroven auf. Dort sieht man ihn in kleinen Gruppen von zwei bis sechs Kleibern oder zusammen mit kleinen Meisen oder Timalien. Er klettert ruckweise an Ästen entlang und klopft die Rinde nach Insekten ab oder sucht am Boden unter Laub nach ihnen. Durch seine kräftigen Füße kann er auch kopfüber an Stämmen und Bäumen herunterklettern oder nach Fledermausart schlafen.
Haltung
Ich kaufte mir im November 1997 1,1 Samtstirnkleiber. Sie wurden in eine Vitrine (1 m breit, 1 m hoch und 50 cm tief) im Haus bei ca. 20 °C untergebracht. Diese war mit Eichenrinde an der Rückwand, ca. armdicken Asten, Tannengrün und einem Nistkasten aus Birkenstamm mit einem Loch von drei cm Durchmesser als Schlafgelegenheit ausgestattet. Die Kleiber fühlten sich wohl und nahmen auch gleich Mehlwürmer zu sich. Leider musste ich feststellen, dass nur das 0,1 Weichfutter fraß, während sich das 1,0 nur von Mehlwürmern ernährte. Ich versuchte alle Möglichkeiten, um ihn an das Weichfutter zu gewöhnen, aber alles blieb erfolglos. Nach drei Wochen verstarb er. Das 0,1 hatte sich sehr gut eingewöhnt und schlief jede Nacht im Kasten. Im April 1998 kam das 0,1 in meine Außenvoliere mit Schutzhaus (mindestens 7 °C). Die Voliere hat die Maße 2,20 m hoch, 2,50 m breit und 5,50 m tief. Sie ist naturgemäß ausgestattet mit Blütenstauden, Gräsern, kleinen Bäumen und Farnen, sowie Stämmen und Steinhaufen. In jeder Voliere befinden sich 1,1 Rotohrbülbül, 1,1 Weinrote Halsbandtauben, 1,1 Tigerfinken, 1,1 Rotköpfige Papageiamadinen und 1,1 Harlekinwachteln. Die Kleiber zeigten sich allen gegenüber friedlich.
Fütterung
Die Kleiber bekommen von mir als Grundfutter ein Universalfutter (Orlux) , das mit feuchtkrümeligen Hüttenkäse angerührt wird. Dem Universalfutter wird vor dem Zubereiten Traubenzucker, Meisenfettfutter, Vitaminkalk sowie ein Multivitaminpräparat zugemischt. Als Lebendfutter reiche ich :Mehlwürmer, Heimchen, Pinkys, Buffalos und Drohnenmaden frisch oder gefroren. An Obst stehen Apfel, Beeren und Bananen zur Verfügung.
Zucht
Im Herbst 1998 konnte ich endlich ein 1,0 auf einer Vogelbörse erwerben. Nach einer frostfreien Überwinterung ließ ich die beiden Kleiber Anfang März in die Außenvoliere. Mitte April bemerkte ich, dass das 1,0 dem 0,1 einen Mehlwurm übergab und dabei ständig Lockrufe ausstieß. Eine Woche später verschwanden sie in einen Naturniststamm.
Ich nahm mit einem kleinen Spiegel die Nestkontrolle vor, stellte drei Eier, weiß mit braunen Punkten, fest. Das Nest war nach Meisenart mit Tierhaaren und Moos gepolstert und nicht wie bei unseren Kleibern mit Rindenstücken. Auch war das Loch nicht verkleinert, obwohl feuchter Lehm zur Verfügung stand. Nur das 0,1 brütete während es vom 1,0 in der Höhle gefüttert wurde. Nach ca. 16 Tagen nahm ich wieder eine Kontrolle vor und stellte drei Junge fest. Nun wurden die Eltern mit reichlich Lebendfutter versorgt. (Mehlwürmer, Buffalos, Pinkys, Baby-Heimchen, Drohnenbrut). Vorzugsweise wurden Mehlwürmer und Drohnenbrut aufgenommen. Sie wurden mit einem Vitamin-Kalkgemisch bestreut. Das Kleibermännchen machte nun auch Jagd auf Insekten, die durch die Voliere flogen. Nach ca. 25 Tagen Nestlingsdauer flogen alle drei Jungen gesund aus. Sie waren gleich sehr fluggewandt und suchten die Nisthöhle nicht mehr zum Schlafen auf, sondern suchten sich einen festen Schlafplatz, wo sie alle drei saßen. Die Geschlechter konnte man sofort an der Brillenzeichnung erkennen. Es handelte sich um 1,2. Die Jungen wurden noch drei weitere Wochen von beiden Eltern gefüttert
Zusammenfassung
Der Samtstirnkleiber ist bei guter Eingewöhnung ein friedlicher und munterer Pflegling. Man sollte ihn nicht im Käfig halten, da er sehr viel Bewegung benötigt. Auch Rinde und Äste sollte man ihm zur Verfügung stellen um sich damit beschäftigen zu können. Leider wird der Samtstirnkleiber ausschließlich importiert und somit auf die Wildbestände gegriffen. Ich hoffe, dass sich noch mehr Züchter dieses Vogels annehmen, um eine Zucht aufzubauen. Vielleicht kann man dadurch den Fang in Ihrer Heimat unterbinden.
Copyright: Der Bericht wurde den AZ-Nachrichten 6/2000 mit freundlicher Genehmigung entnommen. Verfasser T. Wilms, Fotos K.Wilms
Herausgeber: Gerhard Ritters