Rotschwanzhäherling
Rotschwanzhäherling (Trochalopteron milnei (Syn.: Garrulax milnei))
Foto: B. Simon
Englisch: Red-tailed Laughingthrush
Niederländisch: Roodstaart-lijstergaai
Trochalopteron milnei hat 4 Unterarten
* T. milnei milnei
* T. milnei sharpei
* T. milnei vitryi
* T. milnei sinianus
Nachstehend ein Zuchtbericht von Sascha Fischer von 2008; überarbeitet 2017.
Haltung:
Meine 2003 erworbenen Vögel bezogen eine kombinierte Voliere (Aussenvoliere 4 x 1 x 2 m und Innenvoliere 2 x 1 x 2,5 m), die ich vorher mit einer Thuja bepflanzte und mit einem kleinen Steinhaufen gestaltete.
Am Ende des Jahres baute ich im Anschluss meiner Anlage eine Voliere ausschließlich für die Weichfresser. Diesen Bau beschrieb ich in der Gefiederten Welt 10/05. Ich hatte die Möglichkeit, 36 m² unseres Grundstückes für die neue Voliere zu nutzen. Eine kleinere Voliere integrierte ich (3 x 1,5m), um eine Reserveunterkunft zu haben.
Ich glaubte, dass es für eine erfolgreiche Zucht von Häherlingsarten von Vorteil wäre, die Voliere dicht zu bepflanzen. Natürlich sollte ein gewisser Flugraum erhalten bleiben. So pflanzte ich Koniferen, Gartenbambus, Buchen, ein kleines Apfel- und ein Kirschbäumchen. Die schon vorhandenen Sträucher (Knallerbsenstrauch und Hollunder) bieten den Vögeln ebenso eine schützende Deckung.
Stein- und Holzhaufen komplettierten die Ausstattung. Im darauffolgenden Frühjahr bepflanzte sich die Voliere noch mit allerlei Gräsern selbst, sodass auch der Boden schnell zuwuchs.
Für eine erfolgreiche Vermehrung von Häherlingen halte ich es für sinnvoll, sie paarweise zu halten. Trotzdem bezogen damals die Rotschwanzhäherlinge gemeinsam mit Blutseidenschwänzen, Wellenhäherlingen und Rosthalshäherlingen diese neue Voliere.
Um den Drang der Tiere zur Nahrungssuche ein wenig nachzukommen, verstreute ich an verschiedenen Stellen der Voliere Laub, in dem sie mit Begeisterung nach allem Gewürm suchen konnten. Dies scheint ganz wichtig zu sein, da alle von mir gehaltenen Häherlinge diese Vorliebe haben und bei passenden Möglichkeiten auch zeigen.
Ernährung:
Ich biete den Weichfressern verschiedene Futtersorten, Beoperlen, Haferflocken, verschiedene Insekten, sowie Obst und Beeren an. Wichtig ist ein abwechslungsreicher Speiseplan, der entsprechend der Jahreszeit, mit dem mir zur Verfügung stehenden Obst und Wiesenplanktons unseres Gartens, bereichert wird.
Zucht:
Zuchtversuch 2004:
Im April bauten die Rotschwanzhäherlinge, in ein von mir angebotenes Nistkörbchen (12 cm Durchmesser) im Knallerbsenstrauch, ihr Nest. Rund sechs Wochen später freute ich mich über die ersten weißen Häherlingeier! Etwas mehr als zwei Wochen später lag ein toter Jungvogel, der kaum älter als zwei Tage alt gewesen sein musste, auf einem Birkenstamm. Bei einer Kontrolle fand ich ein leeres Nest vor. Die Rotschwänze haben durch den relativ hohen Besatz sicherlich keines der Insekten an ihre Jungen verfüttern können. Es blieb beim einzigen Versuch des Paares in diesem Jahr.
Leider verstarben die Blutseidenschwänze im folgenden Winter, sodass ich mich entschied die anderen Häherlinge abzugeben, damit das Paar optimalere Voraussetzungen für eine erfolgreiche Aufzucht hatte.
Zuchtversuche 2005:
Auch im April 2005 wurde mit dem Nestbau die nächste Brutperiode eingeleitet. Am 12.05. saß ein Vogel auf dem Nest. Ich achtete nicht weiter darauf, wollte ich doch nicht durch mein neugieriges Verhalten die brütenden Vögel stören. Am 02.06. konnte ich nur durch Zufall einen Jungvogel entdecken, der schon mehrere Tage alt war und schon Federkiele hatte. Zwei Tage darauf konnte ich eine Fütterung ganz genau beobachten. Ein Altvogel gab Haferflocken und Drohnenbrut an den Nestling weiter. Eine weitere Woche verstrich und die Eltern hielten sich nicht mehr in der Nähe des Nestes auf, was eher ungewöhnlich für sie war. Sofort betrat ich die Voliere und stellte mit Erschrecken fest, dass das Jungtier tot im Nest lag. Es war vollständig befiedert, wies jedoch einen leeren Kropf auf.
Dieses Schauspiel wiederholte sich noch drei weitere Male. Immer kurz vorm Flüggewerden wurden die Jungen entweder aus dem Nest geschmissen oder nicht weiter gefüttert.
Zuchtversuche 2006:
Wichtig für mich war, bei welchem der von mir gehaltenen Rotschwanzhäherlinge es sich um den weiblichen und den männlichen Vogel handelte und so beringte ich einen von ihnen mit einem farbigen Plastikring.
Am 21.03. konnte ich die beiden Altvögel bei einem morgendlichen Rufkonzert hören. Von diesem Zeitpunkt konnte ich es nun täglich vernehmen. Nur vier Tage darauf schleppten die Rotschwanzhäherling das erste Mal Gräser und begannen schon ein paar Halme, in das im Knallerbsenstrauch befindliche Kunstnest zu legen.
Am 18.04. stellte ich das erste weiße Ei im Nest fest. Noch am selben Tag saß der von mir beringte Vogel auf dem Nest. Ich war mir nun im Klaren, dass es sich bei diesem um das Weibchen handeln musste. Da sich das Weibchen zwei Tage später für einen Moment nicht auf dem Nest befand, konnte ich drei Eier darin sehen. Schon einen Tag später war sicher, dass sich die Rotschwanzhäherlinge beim Brüten abwechselten, da nun auch der unberingte Vogel auf dem Nest saß. Nach einer Brutdauer von 14 Tagen konnten am 03.05. drei Jungtiere entdeckt werden. So bot ich erneut eine Palette an Nahrung an, die meiner Meinung nach abwechslungsreich gestaltet wurde. Auch hier zeigte sich das Verhalten des Vorjahres – das erste Junge wurde fünf Tage nach seinem Schlupf aus dem Nest getragen und auf einem Birkenstamm gelegt. Die verbliebenen beiden wurden bis zum Flüggesein gut aufgezogen. Warum und aus welchem Anlass das Paar die Jungen dann auch wieder töteten und neben die Futtertiere legten, bleibt fraglich.
Am 21.05. saß das Weibchen erneut auf dem Nest und am 06.06. konnten wieder drei Junge entdeckt werden. Zehn Tage später fehlte eins. Meine Kontrolle wurde natürlich von den Eltern lautstark protestierend begleitet. Ein zweites Jungtier war tot und so entnahm ich das noch übriggebliebene und wollte es von Hand aufziehen. Leider verstarb es einen Tag später, ohne dass ich eine Ursache feststellt konnte, da mir das Tier die Nahrung aus der Pinzette riss. Hier beobachtete ich wie das Junge nach dem Füttern Kot absetzte, um es von mir „forttragen“ zu lassen. Ein Verhalten, das sicherlich im Nest ebenso von statten geht.
Das erste Ei der dritten Brut wurde am 24.06. gelegt und am 09.07. vernahm ich ein Piepsen. Einen Tag darauf sah ich eine Fütterung mit Buffalos und Eintagsfliegen. Wieder zehn Tage später flogen beide Alttiere in der Voliere aufgeregt umher und meine Befürchtungen wurden leider wieder bestätigt! Beide Junge lagen tot im Nest.
Nun fingen die Vögel von neuem an, Nistmaterial zu schleppen und es wurde ein Umzug in den Holunderstrauch vorgenommen. Dabei wurde auch das gesamte Nistmaterial des Altbaus verwendet. So saß die Weibchen erneut am 31.07. auf dem mittlerweile vierten Gelege. Aber auch hier war es das gleiche, nur das diesmal beide Jungen nur bis zum sechsten Tag lebten. Diesmal machte ihnen eine Schlechtwetterfront den Garaus.
Es war zum Verrücktwerden. Was sollte ich denn noch alles machen?
2007:
In diesem Jahr entschied ich mich, nicht mehr so viel für die Vögel zu tun, da ich mir keine Hoffnungen machte, eine erfolgreiche Aufzucht zu schaffen. Gefüttert wurde aber weiter wie bisher, um den Tieren ein umfangreiches Angebot zu bieten. Jedoch wollte ich etwas an der von mir gebotenen Futtersituation ändern. Da ich die Futtertiere bisher in Näpfen anbot, beschloss ich ein großes ausgedientes Maurerfass als Futterstelle auszuwählen. Dieses füllte ich mit ganz normaler Gartenerde und streute ein wenig Laub darüber. So bot ich ab sofort, die zur Verfütterung gereichten Insekten hier an. Die Altvögel mussten fortan nach Insekten suchen, um sich und ihre Jungen zu versorgen. Der erste Regenguss zeigte allerdings den Nachteil dieser Fütterungsform, da sich das Fass mit Wasser füllte, die Futtertiere ertranken und nicht mehr angerührt wurden. So schob ich den großen „Futternapf“ unter das Dach der integrierten Voliere und es blieb von da an trocken. Diese Form der Nahrungssuche scheint den Häherlingen einen gewissen Reiz zu geben, sodass sie sich oft im neuen „Napf“ aufhielten.
Mittlerweile möchte ich behaupten, dass es unabdingbar ist, die Vögel nach Nahrung suchen zu lassen, auch in Hinsicht auf die Aufzucht der Jungvögel. Vielleicht haben Züchter anderer Weichfresser ähnliche Erfahrungen gemacht und seitdem bessere Erfolge?
Von einem Imker erhielt ich einen großen Beutel Drohnenbrut in gefrorenem Zustand, kaufte zusätzlich noch gefrostete Fliegenmaden und bot diese ebenfalls in dem Maurerfass unter dem Laub an.
Schon Anfang März wurden die Vögel durch das schöne Wetter animiert, Nistmaterial zu schleppen, jedoch ohne gezielt ein Nest zu bauen. Dies wurde dann wieder im Knallerbsenstrauch errichtet und am 17.05. nach nur drei Tagen fertiggestellt. Fast eine Woche später konnte ich am 23.05. das erste weiße Ei darin entdecken. Ich störte nicht weiter, konnte aber beim Verfüttern von Fliegenmaden am 12.06. zwei Jungtiere sehen. Es vergingen 14 Tage und ich bemerkte, dass die angebotenen Insekten rasch alle waren, was das Paar nie hätte alleine fressen können. Vorsichtig lugte ich, am Draht stehend, ins Nest und freute mich, zwei vollbefiederte Jungen zu sehen. Eines stellte ich fest: das Weibchen schaffte nun das Futter herbei, während das Männchen die meiste Zeit das Nest mit den darin befindlichen Jungen hütete. Manchmal saßen alle vier in der Kinderstube.
Mit 16 Tagen flogen die beiden Jungtiere an einem verregneten Morgen aus. Von jetzt an wurden die Alten den einzigen weiteren Voliereninsassen gegenüber, den Rebhühnern, sehr aggressiv, sodass ich einige Male einschreiten musste. Auch mir und meinen Eltern gegenüber zeigten sie solche Eigenschaften, wobei sie weitestgehend die Scheu verloren. Gerade bei den Fütterungen machte sich dies bemerkbar! Die Alten „begrüßten“ mein Herantreten an die Voliere mit lautem Gezeter, was sicherlich nicht freundlicher Natur war.
Die Jungtiere hielten sich zunächst gemeinsam mit ihren Eltern im undurchdringlichen Geäst der Büsche auf. Fliegend konnte ich sie erst rund eine Woche darauf beobachten, sonst sprangen die beiden eher von einem auf den anderen Ast und taten dies mit sehr großer Geschicklichkeit.
Da nun unser Garten allerlei Beeren und Kirschen bereitstellte, verfütterte ich diese natürlich. Hierbei konnte ich beobachten, dass die Eltern gemeinsam die angebotenen, auf den Boden gelegte Früchte aufnahmen, um damit direkt zu ihren Jungen zu fliegen und sie zu füttern. Auch die gereichten Äpfel gewannen als Futter wieder an Bedeutung. So fütterten die Eltern schier ununterbrochen, ihre im Geäst sitzenden „Kleinen“. Ansonsten waren von den beiden weder viel zu sehen noch zu hören. Nur bei der Fütterung verrieten sie sich durch ihre Bettellaute. In der Dämmerung konnten die Jungen eine Woche nach ihrem Ausfliegen an anderer Stelle der Biotopvoliere gesehen werden, immer aber in Begleitung der Eltern.
Am 02.07. fing das Weibchen schon wieder an, Nistmaterial zu transportieren. Diesmal war jedoch in die Kunstschale im Holunderstrauch das Ziel. Auch hier wurde von dem alten Nest das Nistmaterial vollständig verbaut. Das Männchen kümmerte sich mehr und mehr um das Füttern der beiden Jungen.
Zwei Tage konnte ich die Jungen auf dem Boden nach Nahrung suchen sehen. Hierbei schauten sie genau auf das, was ihre Eltern machten und nahmen nun auch dort die Beeren aus den elterlichen Schnäbeln entgegen.
Bei Gefahr, meist durch mich oder meine Eltern, warnten die Alten mit einem lauten Piepston und alle verschwanden in Geäst und verhielten sich so still, dass man nichts mehr von ihnen wahrnahm. Erst drei Wochen nachdem sie das schützende Nest verlassen hatten, fingen sie beim Herantreten an die Voliere ebenfalls an – wie die Eltern, laut zu zetern und Alarm zu schlagen.
Nach dem Fertigstellen des zweiten Nestes saß der weibliche Vogel am 09.07. erneut fest. In den ersten Tagen der Brut konnte ich nicht sehen, dass das Männchen auf dem Nest saß, übernahm er doch nun die weitere Aufzucht der Jungen. So konnte ich hören, wie er die Beiden deutlich lockte, nachdem ich wieder Insekten in den Napf gab und siehe da: am 16.07. konnte ich eindeutig sehen, wie die Jungen selbstständig Futtertiere aufnahmen! Einen Tag darauf gelang es mir ein Junges beim Apfelfressen zu fotografieren. Noch am selben Tag sah ich einen Jungvogel beim Weibchen im Nest sitzend. Auch der andere saß zusammen mit dem Vater am Rand. Dies konnte nun häufiger beobachtet werden.
Am 28.07. nach vier Tagen Regen, stellte ich bei einer Fütterung fest, dass die Alten nicht mehr auf dem Nest saßen. Nicht nur Eier, auch das komplette Nistmaterial fehlte! Bleibt nur zu mutmaßen, was geschehen war. Sicherlich trägt das schlechte Wetter einen großen Anteil daran, dass das Gelege zerstört wurde.
Am 01.08. begann das Weibchen erneut in das Knallerbsenstrauch-Nest zu bauen und fünf Tage darauf entdeckte ich das erste weiße Ei. Die ersten Jungen waren nun selbstständig und wurden nicht mehr von den Alten mit Insekten und Obst ernährt.
Am 07.08. geschah dann folgendes: als ich am frühen Morgen nach meinen beiden „Lieblingen“ schaute, war einer von ihnen nicht zu sehen. Als ich von Arbeit nach Hause kam, konnte ich das fehlende Junge immer noch nicht finden und so betrat ich die Voliere und entdeckte das tote Jungtier am Stamm des Holunderstrauches! Natürlich ging es mir an diesem Abend nicht sonderlich gut und ich schaute nun noch mehr auf den mir verbliebenen Jungvogel. Eine Ursache des Ablebens konnte ich auch beim Öffnen das Vogels nicht feststellen.
Am Tag des erwarteten Schlupfes des dritten Geleges war das Nest wieder leer ohne Anzeichen eines Grundes wie schlechtem Wetter, massive Störungen oder ähnlichem.
Ich hoffe den Einen oder Anderen angeregt zu haben, auch wenn es viel Zeit und vor allem Nerven kostet, wirklich alles für seine Lieblinge zu tun.
Abschließend möchte ich mich besonders bei meinen Eltern bedanken, die die tägliche Fütterung übernommen haben, da dies mir aus arbeitsorganisatorischen Gründen wochentags sehr oft nicht möglich gewesen ist!
Alle Fotos im Bericht © S. Fischer