Mönchsgrasmücke
Mönchsgrasmücke
Ordnung: Passeriformes
Familie: Sylviidae
Wissenschaftlich: Sylvia atricapilla
Englisch: Blackcap
Französisch: Fauvette à tête noire
Niederländisch: Zwartkop
Sylvia atricapilla hat 6 Subspezies
Sylvia atricapilla atricapilla
Sylvia atricapilla heineken
Sylvia atricapilla pauluccii
Sylvia atricapilla dammholzi
Sylvia atricapilla gularis
Sylvia atricapilla riphaea
Nachstehender Bericht wurde mit freundlicher Genehmigung den AZN 5/2004 entnommen. Autor: T. Ratjen
Foto: www.lietzow-naturfotografie.de
Gesang
Unter unseren Sängern nehmen die Grasmücken einen hohen Rang ein. Sie sind jedermanns Lieblinge und verdienen die Zuneigung, welche der Kenner und Liebhaber wie der Laie ihnen entgegenbringt, im höchsten Maße. Sie sind ebenso treffliche wie unermüdliche Sänger, ziehen sie selbst die Achtsamkeit des nüchternsten Menschen auf sich“ BREHM (1876).
Noch bei Neunzig 1922 werden die Männchen des Schwarzplättchens nach einfachem Schläger, Doppelschläger, Überschläger, Doppelüberschläger oder gar Vor-und Zurückschläger unterschieden was die seinerzeitige Wertschätzung des Gesanges widerspiegelt. Durch die damalige beengte Haltung konnten die Männchen zu wahren Höchstleistungen im Gesang angetrieben werden, und es wurden regelmäßig Gesangswettstreite abgehalten. Diesen Stellenwert hat der Gesang in heutiger Zeit bei weitem nicht mehr, steht doch die erfolgreiche Nachzucht eindeutig im Vordergrund.
Beschreibung
Eine schlanke, mit 13 bis 15 cm zu den mittelgroßen Arten gehörende Grasmücke. Das Männchen mit dunkelgrauer Oberseite, hellgrauer Unterseite und schwarzer Kopfplatte. Die Weibchen und Juvenilen mit rotbrauner Kopfplatte und bräunlichem Gefieder wobei die Jungvögel vor allem an Brust und Bauch deutlich dunkler gefärbt sind.
Männchen
Weibchen
Verbreitung
Von der Mönchsgrasmücke sind bei Wolters (1975-1982) 6 Unterarten aufgeführt. Die Brutverbreitung reicht von den Britischen Inseln im Westen bis zum nordwestlichen Altai in Westsibirien und von Norwegen im Norden bis zu den Kapverdischen Inseln im Süden. Mitteleuropa und seine angrenzenden Gebiete sind nahezu flächendeckend besiedelt. Der Beginn des Zuges in die Winterquartiere ist Ende August bis Anfang September. Sie kehrt meist Mitte März bis Ende April in die Brutgebiete zurück. Der Mönch bewohnt neben den bevorzugten Auwäldern nahezu alle feuchteren Waldformen und schattigen Parkanlagen. In Mitteleuropa bevorzugt das Schwarzplättchen Laubholzformationen vor Nadelwaldungen. Es hat außerdem eine ausgeprägte Vorliebe für immergrüne Vegetation.
Ernährung
In der Brutzeit ernährt sich die Mönchsgrasmücke in der Natur durch das Absammeln von Insekten und deren Entwicklungsstadien aus der Vegetation.
Diesem Verhalten muss man auch bei der Volierenhaltung Rechnung tragen und das Lebendfutter wie Mehlkäferlarven, Pinkies, Grillen, Buffalos und den abwechslungsreichen Inhalt einer Insektenlebendfalle offen anbieten, da der Mönch nicht unter dem Weichfutter danach sucht. Das Lebendfutter wird von mir dreimal wöchentlich mit ein wenig Öl benetzt und mit Korvimin bestreut. Aber auch Beeren von Faulbaum, Hartriegel, Heckenkirsche, Efeu, Eibe, Holunder, Johannis- und Brombeere um nur einige wenige zu nennen, werden an die Jungen verfüttert und dienen nach der Brutzeit als wichtige Grundnahrung. Aus größeren Früchten, wie Äpfel, Birnen oder Bananen picken sie Stücke und nehmen den Saft daraus auf. Einem guten Weichfutter nach dem bekannten Rezept von T. Wendt wird in der Brutzeit nur wenig zugesprochen, in der Ruhezeit wird es dagegen sehr gern aufgenommen. Normalerweise vermeidet es die Mönchsgrasmücke auf den Boden zu gehen und so sollte auch das Futter in den Näpfen erhöht angeboten werden.
Unterbringung
Die Mönche habe ich in geschützten, vollständig überdachten Aussenvolieren untergebracht in denen sie auch problemlos überwintert werden können, wobei man ihnen Futter und Wasser frostfrei anbieten sollte. Die Volieren haben eine Größe von 10-40 qm bei einer Höhe von 2,2 m. Bepflanzt wurden sie mit Efeu, Weide, kleinen Fichten, Thuja, Kiefern und Eiben. An den geschlossenen Aussenwänden der Volieren sind Kiefernzweige angebracht in denen sich verschiedene Nisthilfen befinden. Vergesellschaftet sind die Mönche mit Goldammern, Rotdrosseln, Bartmeisen, Rohrammern, Bachstelzen oder Trauerschnäppern mit denen es bisher noch keine Probleme gegeben hat.
Zucht
Ende März bis Anfang April steigert sich der Gesang des Männchens und unter Beobachtung kann man jetzt das Weibchen in die Voliere lassen. Sollte die Aggression des Männchens gegenüber dem Weibchen zu groß werden, hängt man es in einem separaten Käfig in die Voliere, bis die Vögel sich aneinander gewöhnt haben. In größeren Volieren ist es möglich, die Partner zusammen zu überwintern, da sie sich dort aus dem Wege gehen. Das Anlegen von sogenannten Spielnestern, wie in der Literatur beschrieben, konnte von mir noch nicht beobachtet werden. In der Regel wird das Nest in einer Höhe von 30-120 cm in Fichten, Thuja, Efeu oder Kiefernzweige freistehend gebaut. Da die Nester oftmals nur aus Kokosfasern liederlich errichtet werden, bringe ich nach Ablage des 2. Eies eine Nisthilfe darunter an. Vor der Eiablage an gleicher Stelle angebrachte Nisthilfen werden meist nicht angenommen. Zum Nestbau werden Kokosfasern, Stengel, kleine Wurzeln, Grashalme sowie Pflanzenfasern verwendet. Eine Auspolsterung des Nestes erfolgt nicht.
Die 3-5 Eier werden von beiden Partnern, wobei Männchen und Weibchen einen Brutfleck bilden, bebrütet. Das Weibchen übernimmt ca. 2/3 des Brutgeschäftes.
Die Brut- und Nestlingsdauer beträgt meist 12 Tage. Da die Jungen bei Störungen am Nest dieses schon im Alter von 8 Tagen verlassen können, sollte die Beringung mit 2,8 mm Ringen spätestens am 5.-6. Tag vorgenommen und danach auch jegliche Nestkontrollen vermieden werden. Völlig flugunfähig verlassen die Jungen das Nest und verbringen die ersten Tage als Ästlinge. In der Regel werden sie noch 2-3 Wochen von den Altvögeln gefüttert.
Fotos: T. Ratjen
Nach dem Selbstständigwerden trenne ich die Jungvögel von den Alttieren um Folgebruten nicht zu stören. Werden für Mitteleuropa in der Literatur meist zwei Jahresbruten angegeben, brüten Mönche in Volierenhaltung oftmals auch dreimal im Jahr. Relativ einfach in der Haltung/Zucht kann man die Mönchsgrasmücke durchaus Anfängern in der Weichfresserhaltung empfehlen.
Literatur Berthold/Querner/Schlenker „Die Mönchsgrasmücke“, Neue Brehm Bücherei. – M. Giebing „Die Mönchsgrasmücke“ VDW-Sonderheft. – E. Bezzel „Kompendium der Vögel Mitteleuropas“ Aula Verlag.- A. E. Brehm „Gefangene Vögel“ (1872). – Neunzig „Einheimische Stubenvögel“ (1922).