Halsbandbülbül
Die Haltung und Zucht des Halsbandbülbüls (Spizixos semitorques semitorques)
Text und Fotos: Peter Pestel
Einleitung: Verbreitungsgebiete: China, Zhejiang Hangzhou, Sichuan, Jiangxi, Wayuan, Pujiang, Taiwan, Dasyueshan, Vietnam, nordöstlich von Hanoi, in der Nähe des Tam Dao NP. Sein Lebensraum sind lichte Wälder mit viel Sträuchern und kleinen Bäumen. Er kommt in Regionen von 200 – 2.500 m in bewachsenen Schluchten und Hügeln und am Rande größerer Städte vor. Halsbandbülbüls sind gesellige Vögel, die außerhalb der Brutzeit in kleinen Trupps in Bambusbeständen und Buschwerk auf Nahrungssuche gehen. Sie ernähren sich von allerlei Insekten, Obst, Beeren, Blütenständen und Sämereien.
Halsbandbülbül
Ich sah diese Vögel 2007 zum ersten Mal in Vietnam in der Nähe des Tom Dao NP in einem Trupp von ca. 8 Vögeln umherfliegen. Hatte aber, wie es manchmal so ist, leider keine Kamera griffbereit. Diese Vögel konnten von mir auch nicht genau bestimmt werden. Aber ihrem Verhalten nach, konnten es eigentlich nur Bülbüls sein. Auch mit dem Taschenbuch von Peter Davidson „Birds of Vietnam“ gelang das mir nicht. Also musste die Bestimmung dieser Vögel warten, bis wir wieder in Deutschland waren, denn diese Vögel gingen mir nicht mehr aus dem Kopf. Gleich nach unserer Ankunft konnte ich die Vögel aufgrund anderer Literatur bestimmen.
Volierendetail
Haltung und Vermehrung: Sobald begann ich die Suche nach diesen Vögeln. Zwei bis drei Züchter konnte ich in Deutschland ausmachen, aber sie hatten oder wollten keine Tiere abgeben. Erst in 2014 bekam ich von einem Zuchtfreund T. Jakob ein Weibchen. Ich musste ihm aber versprechen, das Tier nicht weiter zu veräußern. Nun war guter Rat teuer, denn Aussicht auf ein Männchen gab es zu dieser Zeit nicht. Im Frühjahr 2015 suchte Zuchtfreund M. Dietz über das Vogelnetzwerk ein Halsbandbülbül-Weibchen. Es wurde sofort Kontakt hergestellt und ich erklärte ihm die Situation, dass ich wegen eines Versprechens dieses Weibchen nicht abgeben konnte. Ganz selbstlos überlies mir Zuchtfreund Dietz sein Männchen, das er in Belgien gekauft hatte. Er bat mich nur, wenn die Vögel mal Junge aufziehen sollte, davon Tiere zu bekommen. Das Versprechen konnte ich schon im Herbst 2015 einlösen.
Voliere
Die 2 Vögel wurden aber nicht gleich in eine Voliere gelassen, sondern in zwei aneinander liegenden Volieren untergebracht. Was sich auch als richtig erwiesen hat, denn die zwei Vögel gingen am Draht aufeinander los. Nach 3 bis 4 Tagen hatte sich der Streit gelegt und die Vögel nahmen stimmlichen Kontakt untereinander auf. Ca. 2 Wochen später fütterte das Männchen das Weibchen durch den Draht. Daraufhin habe ich die Zwischentür der beiden Volieren geöffnet. Die Vögel hatten jetzt die Möglichkeit, sich eine Voliere auszusuchen. Sie haben sich die Voliere mit einer Größe von 9 m x 3 m x 2,60 m mit angrenzendem beheizbaren Schutzhaus von 2,50 m x 2,50 m x 2, 60 m Höhe entschieden. Sie flogen in dieser Voliere mit 1,1 Goldstirn-Fruchttauben, 1,1 Sumbawadrosseln und 1,1 Amethystglanzstaren ohne Streitereien umher. Sobald begann auch die Suche nach einem Nistplatz und Nistmaterial. Sie entschieden sich, wie schon einige andere Weichfresser bei mir, für eine Nistschale, die eigentlich für Fruchttauben bestimmt war. Diese wurde erst mit groben Gräsern ausgelegt und das Innere des Nestes mit Kokosfasern ausgepolstert.
brütendes Weibchen
Am 10.06.2015 konnte ich eine Kopulation beobachten. Am 12.06.2015 lag das 1. Ei im Nest und am 14.06.15 das 2. Es wurde sofort mit der Brut begonnen. Am 28.06. war das 1. Junge geschlüpft, das 2. Ei war nicht befruchtet. Nach 11 Tagen verließ der Jungvogel das Nest. Er wurde im Geäst für ca. 3 – 4 Tage abgesetzt. Ich nenne es (Astlingszeit), denn er bewegte sich so gut wie nicht. Erst danach flog er mit den Alttieren in der Voliere umher. Am 19.07. begann die 2. Brut, diesmal wurden 3 Eier gelegt und es schlüpften 2 Junge; das 3. Ei war nicht befruchtet. Wieder waren es 14 Tage Brutzeit, 11 Tage Nestlingszeit und ca. 3 Tage die Astlingszeit. Ein Jungvogel verstarb am 18. Lebenstag; die Ursache konnte nicht genau bestimmt werden. Der andere fliegt jetzt mit dem Jungvogel der 1. Brut umher. Am 26.08.15 begann die 3. Brut. Es wurden wieder 3 Eier gelegt. Nach 14 Tagen Brutzeit schlüpfte das 1 Jungtier, jeweils einen Tag später die zwei anderen. Nach 11 Tagen wurde der 1. Vogel im Geäst abgesetzt, je 2 Tage später die zwei anderen. Diese 3 Jungvögel saßen aber die ersten Tage nicht nebeneinander. Ich vermute aus Sicherheitsgründen, als wenn in freier Wildbahn Raubzeug wie Schlangen etc. auf Jagd gehen, damit nicht gleich alle Jungvögel gefressen werden.
im Nest
Fazit:
Bei meinen Vögeln betrug die Brutzeit immer 14 Tage, 11 Tage Nestlingszeit und 3 Tage Astlingszeit. Ich habe zuvor Zuchtberichte gelesen, wo die Brutzeit 10 Tage, die Nestlingszeit 9 – 10 Tage betrugen, nicht bestätigt. Es wurden 2015 keine weiteren Bruten mehr gezeitigt. Die 2 Alttiere und die 5 Jungvögel wurden alle in einer Voliere gelassen. Der DNA-Test der Jungvögel: 4 Männchen und 1 Weibchen. Anfang November ist die Mauser der 5 Jungvögel fast abgeschlossen. Alle 5 Halsbandbülbüls haben sich zu gesunden Vögeln entwickelt.
Jungvogel
Ernährung: Die Ernährung unserer Vögel sollte so natürlich wie nur möglich sein. Aber es wird nur leider immer ein Ersatzfutter bleiben. Alle meine Vögel erhalten das gleiche Weichfutter, wie schon im Heft 5/2015 Zucht der Sumbawadrosseln, mit geringen Abweichungen beschrieben, wie z.B. wenn Junge zu versorgen sind mit mehreren verschiedenen Insekten und mit etwas Vitamin- und Mineralienzugabe der Fa. Birdcare Products verfeinert. Aber meine Hals-bandbülbüls sind hier eine absolute Ausnahme, denn sie fressen alles, was an fressbarem vorhanden ist. Jede Ecke der Voliere wurde nach Insekten, kleinen Schnecken und nach irgendwelchen Tierchen abgesucht, welche dann auch gefressen wurden. Von den Hortensien, die sich in meiner Voliere befinden, wurden Blätter, Knospen und Blüten gefressen. Das Gleiche passierte mit dem Birnbaum und Fliederbäumchen. Der Weinstock hatte keine einzige Knospe mehr, selbst Gras und dessen Sämereien wurden nicht verschmäht. Ich brachte darauf hin Kirschzweige mit Blättern und Kirschen, Es wurde erst die Kirschen und danach die Blätter verspeist. Das Gleiche geschah mit Holunderblüten und deren Beeren. Ich konnte jegliches Obst in die Voliere hängen, es wurde alles probiert. Eine so vielseitige Futteraufnahme haben ich noch bei keiner anderen Vogelart feststellen können. In der Voliere befand sich aber auch ein wilder Efeu. Ich konnte meine sogenannten Allesfresser nie daran herum fressen sehen. Efeu ist für etliche Säugetiere, aber auch für Vögel giftig. Symptome sind Erbrechen, Durchfall, Erregung oder Krämpfe. Vielleicht hatten sie vorher schon davon ein wenig ausprobiert und haben dann gemerkt, dass diese Pflanze ihnen nicht bekommt (?).
Schlussbetrachtung: Die Züchter dieser Art sollten die Herkunft ihrer Tiere bei der Verpaarung genau im Auge behalten, damit wir einen gesunden Gen-Pool dieser Vögel aufbauen können und uns diese Vogelart noch lange erhalten bleiben.
das Männchen
Quellennachweis:
Birds of Vietnam, Cambodia and Laos v. P. Davidson
Avibase – the World bird database
Der Bericht erschien bereits in der VZE-Zeitschrift „Vogelwelt“ Heft 5/2016