Grauglanzstar
Grauglanzstar
Lamprotornis unicolor (syn.: Spreo unicolor, Cosmopsarus unicolor) Ashy Starling (engl.)
(Shelley 1881)
Text und Fotos: E Schubert
Allgemeines
Der Grauglanzstar ist ein ca. 30 cm langer, langschwänziger Star mit blassem Auge, einheitlich aschgrau mit ölig-grünem Schein an Schwanz- und großen Flügelfedern. Aus geeigneter Perspektive sind Querbalken auf den abgestuften Schwanzfedern sichtbar. Wie für Glanzstare üblich, wechseln Farbnuancen in Abhängigkeit von den jeweiligen Lichtverhältnissen (Helligkeit, direkte Sonne, Schatten). Typisch ist ein auch wieder vom Lichteinfall abhängiger dunkler bis schwarzer Wangenfleck, der sich bis über das Auge hin zum Schnabelansatz erstreckt. Beide Geschlechter sind gleich gefärbt.
Jungvögel haben beim Ausfliegen helle, hornfarbige Schnäbel und sind insgesamt weniger intensiv gefärbt.
Soviel zum Aussehen. Man sollte diese Stare am besten bei unterschiedlichen Lichtverhältnissen direkt betrachten.
Grauglanzstare leben endemisch im trockenen Binnenland Tansanias in Höhenlagen von 1100 bis 1800 m im offenen Waldland oder bewaldetem Grünland. Sie leben in Paaren oder kleinen Gruppen (Familien?) und suchen ihr Futter, wohl überwiegend Insekten am Boden, hüpfend, wobei der Schwanz ständig wippt. Früchte und Beeren werden gern genommen, jedoch nicht während der Aufzucht der Jungen.
Grauglanzstare sind Höhlenbrüter; nach meiner Kenntnis gibt es nur zwei veröffentlichte Feldberichte mit Bruten im Februar und März. Die Brutdauer soll 14 Tage und die Nestlingszeit 26 bis 31 Tage betragen haben. Gemeinschaftliches brüten kann ich nicht bestätigen; es brütete nur das Weibchen.
Meine Grauglanzstare sind sehr ruhige Vögel. Manchmal höre ich sie tagelang überhaupt nicht.
Erwerb
Ein häufiger Vogel war der Grauglanzstar bei Händlern und Züchtern wohl nie. Gesehen hatte ich Grauglanzstare schon auf der Börse in Erfurt und besonders aufgefallen waren sie mir im niederländischen Oirschot auf der Ausstellung des Weichfresserspezialklubs des NBvV. Als dann zur Börse der VZE Bundesausstellung 2008 in Chemnitz am Freitag unter anderem auch ein Grauglanzstar angeliefert wurde, war klar, der Vogel muss her. Eine sofortige DNA ergab: weiblich. Nun ging die Sucherei los. Es gab keine Grauglanzstare, nicht bei Händlern, nicht im Internet, nicht außerhalb Deutschlands. Nach vielen Telefonaten wurde dann doch einer gefunden, ein sicherer Hahn, natürlich ohne DNA und ohne Ring und wohl auch nicht mehr ganz jung. Schnell wurde eine Feder losgeschickt; Ergebnis: weiblich.
Das Suchen ging weiter. Gefunden wurden 1,1 mit DNA im Februar 2009. Auf ging`s in die Niederlande, Grauglanzstare holen. Ich hatte jetzt 1,3.
Im September 2009 kam noch ein Paar, offen geringt, mit DNA auf der Börse in Zwolle hinzu. Ich hatte nun 2,4.
Auf wundersame Weise gibt es trotz Importstopps seitdem häufiger Grauglanzstare in Deutschland und den angrenzenden Ländern der EU. Sicherlich Zuwanderung im Zuge der Klimaerwärmung.
So war es nicht schwer, ein Weibchen gegen ein Männchen einzutauschen und Ende 2009 drei Paare zusammenzustellen.
Verhalten
Im Nachfolgenden schildere ich meine Beobachtungen und Erfahrungen unter meinen Haltungs- und Fütterungsbedingungen. Einen Anspruch auf Allgemeingültigkeit und Vollständigkeit kann und will ich nicht erheben.
Alle Einzelvögel bzw. Paare absolvierten erst einmal eine Zeit der „Quarantäne“. Nach dem Einsetzen in neue Volieren waren alle drei Paare auf einmal sehr schreckhaft und hektisch, ergriffen bei geringster Störung die Flucht und gingen grundsätzlich nicht auf den Boden; auch nicht zum Baden. So wurde immer versucht, höherstehende Trinkgefäße „ leer zu baden“. Nach Wochen der Eingewöhnung in ihr neues Revier änderte sich das Verhalten jedoch und die Grauglanzstare sind heute die zutraulichsten Stare, die ich je hatte.
Tauchen jedoch fremde Personen auf, sind die Vögel sofort verschwunden. Sie kennen genau ihre vertrauten Pfleger und lassen sich Besuchern nicht vorführen.
Auch gehen sie erst nach Wochen zum Baden und vor allem zur Futtersuche und Erkundung auf den Boden, wo vieles untersucht und augenscheinlich auch aufgenommen wird (Kleininsekten, Erde u.a.).
Häufiges Anbieten von Leckerbissen wie Lichtfallenausbeute, Wiesenplankton u.a., vor allem außerhalb der Fütterungszeiten, erhöhte natürlich die Zutraulichkeit.
Aggressivität untereinander konnte ich bis heute nicht beobachten. Die Männchen traktieren ihre Weibchen nicht, wie andere Stare dies häufig tun. Ganz im Gegenteil kann man beobachten, wie sich die Paare gegenseitig, ganzjährig, auch während der Mauser füttern. Überwiegend füttert das Männchen das Weibchen.
Das Mauserverhalten verstehe ich noch nicht. Großgefieder wird zu allen Jahreszeiten gewechselt und hat nach meiner Beobachtung keinen Einfluss auf die Paarbindung. Kleingefieder wird über mehrere Monate gemausert. Keinerlei Federn wurden jedoch zur Brutzeit verloren (Brutpaar).
Fütterung
Bei der Fütterung treibe ich sicherlich zu viel Aufwand, aber ich mach`s nun mal so. Alle meine Stare erhalten als Grundfutter:
- Orlux Uni-Patee premium mit Spirulina
- Clauß Volierenfutter
- Beo- Perlen von Witte Molen
Diese drei Futtersorten stehen allen meinen Vögeln ganzjährig zur Verfügung und werden in dieser Reihenfolge auch von allen angenommen. Paare, die Jungvögel aufziehen, nehmen davon kaum etwas und fressen fast ausschließlich Lebend- oder Frostfutter und auch nur sehr wenig vom Obst.
Obst gibt es in zwei Varianten, auch wieder für alle Stare:
Einmal erhalten die Vögel Apfel, Birne und Kiwi, seltener Orange und Mandarine, jeweils halbiert und aufgespießt. Hierbei ist der Ort des Angebotes sehr wichtig. Während z. B. aufgestecktes Obst im Innenraum nicht oder kaum angerührt wird, ist es in der Außenvoliere nach kurzer Zeit aufgefressen. Beerenfrüchte aus Garten oder Wald, z. B. Holunder rot und schwarz, Kirschen, Johannisbeeren, Vogelbeeren, Feuerdorn, Früchte von Apfelbeere und Mahohnie, Efeubeeren und dergleichen gibt es zur Reifezeit möglichst am Ast. So werden sie in der Regel immer angenommen, auch Sorten, die einzeln auf einem Obstteller nicht akzeptiert werden. Auch hier spielt der Ort des Angebotes eine wichtige Rolle.
Darüber hinaus gibt es für jedes Paar bzw. für jede Voliere täglich einen „Obstteller“. Alles Obst wird in Würfel von maximal 5 x 5 mm aufgeschnitten, dazu Beeren frisch zur Erntezeit oder gefrostet aus der Kühltruhe. Hier wird alles gereicht, was Handel, Wald, Garten und Wiese bieten. Immer auf dem Teller sind Apfel, Banane, feingeraspelte Möhre und Weißbrot. Selbstgebackenes Weißbrot verwende ich, weil sich nur dieses einweichen und trocken ausdrücken lässt. Je nach Angebot kommen hinzu Birne, Kiwi, Weintrauben, Gurke, Zucchini, Paprika ebenso vor allem im Winter kleingeschnittener Salat, Chinakohl, Mangold und dergleichen; Rote Rübe, Möhre und Kartoffel werden jeweils gekocht gereicht. Das Ganze wird immer bestreut mit Mineralien (Mykostin, Avian-Produkte, Vogelmineralien), gelegentlich mit getrockneten Blütenpollen. Je nach Bedarf kommen darauf noch hartgekochtes Ei und aufgetautes Frostfutter (Pinkymaden, Buffalos, Fliegenmaden, Drohnenmaden, Ameisenpuppen, Lichtfallenausbeute). Bedarf zu Letzterem besteht hauptsächlich zur Jungenaufzucht.
Es braucht auch einige Zeit, bis man herausfindet, wie der „Obstteller“ aufgebaut werden muss. Liegen die Leckerbissen ganz unten, wird natürlich alles Obenliegende ohne zu fressen beseitigt. Auch sind beim Herrichten des Futters jeweilige Vorlieben zu berücksichtigen; nicht nur von Art zu Art, sondern auch von Paar zu Paar.
Animalische Kost, lebend oder gefrostet wird je nach Bedarf unter besonderer Berücksichtigung von Ruhezeit, Mauser, Brutvorbereitung und Zucht gegeben. In der Ruhezeit beschränkt sich die Gabe auf wenige Mehlwürmer oder noch vorhandene Reste aus der Bevorratung mit Frostfutter. Speziell in der Vorbereitung zur Zucht gibt es dann gefrostete Pinkymaden, Fleischmaden, Buffalos und lebende Mehlwürmer, Zophobas und was der Garten bietet (Ameisenpuppen, Insektenlarven usw.). Die Zucht von Grauglanzstaren betreffend, wusste ich bis Oktober 2010 nicht, wann diese zur Zucht schreiten.
Grillen, Heimchen und Schaben sind bei meinen Staren nicht beliebt und werden meist verschmäht.
Abgesehen vom Orangeatzel (Mino anais) erwiesen sich Grauglanzstare als die einzigen meiner bisherigen Stare, die auch ungeflügelte Ameisen, gleich welcher Art, mit Begeisterung fressen.
Sind bei Staren Junge geschlüpft wird Weichfutter und Obst kaum beachtet. Angeboten wird nun alles Erreichbare und ausprobiert, was vorrangig oder weniger gern genommen wird. Dies ist von Art zu Art und von Paar zu Paar verschieden und kann sich von Tag zu Tag, auch je nach dem Alter der Jungen ändern.
Grundsätzlich ist auch hier wichtig, das Futter an verschiedenen Orten und möglichst an mehreren Futterplätzen anzubieten, da der dominierende Vogel (meist das Männchen) den Partner vom Futter vertreibt und lieber selber frisst. Lebendfutter wird so geboten, dass es nicht entweichen kann, z. B. Plasteschalen für Schaben, Grillen u. ä. Und noch etwas scheint mir wichtig: Je öfter Futter gereicht wird, umso häufiger wird dieses an die Jungen weiter verfüttert, besonders, wenn die Futtertiere öfter wechseln.
Wiesenplankton, Lichtfallenausbeute und bei Gartenarbeiten „erbeutetes“ Kleingetier ist immer der Renner, ganz besonders Spinnen.
Generell wird morgens, zwischen 8.00 und 10.00 Uhr gefüttert. Nachmittags gibt es nach Bedarf Futter und immer frisches Wasser. Bei sehr heißem Wetter wird Wasser auch öfter gereicht, woraufhin die meisten Stare sofort baden. Die Paare mit Jungtieren füttere ich auch schon mal alle Stunden oder noch öfter.
Lebendfutter wird bei mir nicht „mineralisiert“. Befeuchtete und bestäubte Mehlwürmer sterben meist schnell ab und werden dann nicht mehr gefressen.
Vitamine und Mineralien gebe ich wenn nicht auf dem Obstteller zum aufgetauten Frostfutter. Pinky-, Fleischmaden o.ä. werden nach dem Auftauen befeuchtet und mit diversen Vitaminen und Mineralien bestäubt. So werden sie problemlos gefressen bzw. an den Nachwuchs verfüttert.
Haltung
Grauglanzstare scheinen recht robuste Glanzstare zu sein. Meine Vögel sind offensichtlich alles Wildfänge, nunmehr offen geringt oder mit Farbringen versehen. Alle drei Paare überwintern frostfrei. Zwei Paare haben die Möglichkeit, bei geringen Minusgraden eine Außenvoliere aufzusuchen, wovon sie gern und häufig Gebrauch machen. Selbst bei -10°C und darunter werden sie während der Fütterung nach draußen gelassen, wovon sie nicht immer freiwillig zurückkehren.
Im Frühjahr 2010 haben die drei Paare ihre Volieren wie folgt bezogen:
Paar 1:
am 01.04.2010,
bepflanzte Außenvoliere (Holunder, Kirsche, Kirschlorbeer u.a.) 4,0 m x 1,5 m x 2,3 m, teilweise überdacht, Naturboden; Innenraum 1,8 m x 1,5 m x 2,0 m, Bodenbelag Sand, drei Nistkästen innen, zwei außen;
Paar 2:
am 17.04.2010,
überdachte Außenvoliere, 3,7 m x 2,3 m x 2,0 m, Betonboden, Belag teils Sand, teils Häckselgut (Schilf, Baumschnitt, Bambus, Fichtenzweige),
Innenraum 3,0 m x 1,0 m x 2,0 m, zwei Nistkästen innen, zwei außen;
Paar 3:
am 19.06.2010,
Gewächshaus, allseitig geschlossen, Lüftungsöffnung im Giebel gegenüber Tür, Naturboden Komposterde, teilweise mit Thuja bewachsen,
Grundfläche ca. 6,2 m x 2,5 m, Firsthöhe 2,7 m (höchste Sitzhöhe 2,4 m), vier Nistkästen (davon drei kontrollierbar);
Alle drei Paare waren so untergebracht, dass sie sich gegenseitig hören und verständigen konnten. Sehen konnten sich nur zwei Paare und nur bei geöffneter Gewächshaustür.
Vergesellschaftungsversuche mit Weißflügelgimpel und Mongolenstaren mussten jeweils nach zwei Tagen abgebrochen werden. Ich habe den Eindruck, dass sich die Grauglanzstare sehr revierbetont verhalten und keinerlei andere Vögel dulden; in der freien Natur kann dies auch anders sein.
Alle drei Paare besuchten bereits nach ca. drei Wochen jeweils alle Nistkästen, denn alle wurden leergeräumt. Ich hatte die Kastenböden mit unterschiedlichen Materialien (morsches Holz, Hobelspäne, Laub, zerkleinerte Thujazweige, Moos u.a.) bedeckt.
Trotz zunächst fortlaufender Mauser wurde, vorzugsweise vom Männchen, immer wieder Material umhergetragen; in den Futternäpfen fanden sich häufig Holzteile, kleine Erdklümpchen und kleine Steine. Gemausert wurde dann seit August/September nicht mehr. So blieb es bei den Paaren 1 und 2 bis Februar 2011.
Zum Zuchtpaar (Paar 3)
Erst am 19.06.2010 wurde das Zuchtpaar, ebenfalls noch Groß- und Kleingefieder mausernd, in das erwähnte Gewächshaus umgesetzt. Hier herrschten ganz andere Bedingungen als im bisherigen erheblich kleineren Winterquartier (ca. 3,0 m x 1,0 m x 2,4 m).
Das Gewächshaus verfügte über keine Beleuchtung und keine Heizung. Die Giebelspitze am hinteren Ende wurde anstatt der üblichen Stegplatten mit Maschendraht versehen, um eine dauerhafte Belüftung zu schaffen. Im Eingangsbereich befindet sich eine Schleuse, so dass tagsüber die Eingangstür zur Durchlüftung auch offen bleiben kann. Zwei Thujabüsche wurden auf Gewächshaushöhe gekürzt und einfach umbaut; nur einer blieb grün und wuchs weiter. Der Boden bestand aus frisch eingefüllter Komposterde, aus der im Laufe des Sommers ein dichter Bewuchs von Kräutern aller Art aufging. Dieser wurde nur in Fütterungsbereich entfernt. Das Krautgewirr wurde von den Vögeln gern angenommen und fortlaufend nach Insekten oder fressbarem durchforstet. Fluginsekten aller Art und Größe wurden von den Grauglanzstaren im Flug gejagt und gefangen; auch ganz besonders mit viel Geschick im engen Spitzdachbereich.
Da Fluginsekten nicht entweichen konnten, wurde z B. Lichtfallenausbeute und Wiesenplankton stets lebend ins Gewächshaus entlassen.
Gefüttert wurde an vier verschiedenen Orten, jeweils über 1 m voneinander entfernt. Zwei Futterbretter befinden sich in unterschiedlicher Höhe links und rechts am Eingang. Der Obstteller wird auf einem Baumstumpf gereicht. Auf dem Boden befindet sich eine Plastikschale für Lebendfutter, stets mit frischer Gartenerde gefüllt; später waren zwei Schalen nötig. Wasser gibt es ebenfalls am Boden.
Die Temperaturen im Gewächshaus fallen nachts recht schnell bis auf die Außentemperatur, erreichen aber tagsüber bei direkter Sonneneinstrahlung locker 60°C unter dem Spitzdach. Dies wurde problemlos akzeptiert und besonders nach dem Bad zum Sonnenbaden ausgiebig genutzt. Auf Schattenspendende Maßnahmen wurde verzichtet, was sich später als richtig erweisen sollte.
Bis Ende August tat sich nicht viel. Man fütterte sich gegenseitig, säuberte die Nistkästen und trug Nistmaterial, vor allem auch Steine hin und her. Dies machten alle Männchen der drei Paare. Ende August wurden alle Paare ruffreudiger, aktiver in der gegenseitigen Fütterung und mit dem Sammeln und umhertragen von Holzstückchen, Erdklümpchen, und manchmal Halmen, Blättern, Krautstängeln usw.
Während mit zunehmend schlechterem Wetter, kühleren Tagen und auch Nachtfrost die Aktivitäten bei den Paaren 1 und 2 nachließen, ging es im Gewächshaus ab Ende September richtig los.
Ab 04.10.2010 trägt auch das Weibchen Nistmaterial ein (Krautstängel, Blätter, feine Wurzeln, Grashalme, Moos). Ausgewählt hat sie natürlich jenen Nistkasten, der als Einziger nicht kontrolliert werden konnte. Der Verbrauch an Obst und Weichfutter sank. Lebendfutter wurde vermehrt gesucht und natürlich auch angeboten. Am 11., 12. Und 13.02. hielt sich das Weibchen während der Fütterungszeit im Kasten auf, später jedoch wieder außerhalb.
Ab dem 14.10.2010 verließ das Weibchen den Kasten nur noch zum fressen und entleeren und vor allem um zu baden. Hin und wieder hielt sich auch das Männchen im Kasten auf.
Bevorzugtes Futter waren jetzt gefrostete Pinkymaden.
Am 28.10.2010 war es dann soweit. Ich war zum Aufbau der VZE- Bundesschau in Markkleeberg und mein Bruder fand die ersten Eierschalen. Morgens am Folgetag waren Schalen von mehr als einem Ei, jeweils stark zerkleinert, zu finden, alle möglichst weit entfernt vom Kasten abgelegt. Beide Altvögel nahmen Futter auf und brachten es in den Kasten.
Problematisch war zunächst die Suche nach geeignetem Futter. Solch hochwertiges Futter, wie Wiesenplankton, Ameisenpuppen, Lichtfallenausbeute und dergleichen gab es jahreszeitlich nicht mehr und da ich mit einer so späten Brut nicht wirklich gerechnet hatte, gab es kaum Vorräte. Eingefrorene Reste aus ergiebigen Zeiten sowie gefrostete und frische Pinkymaden und frisch gehäutete Mehlwürmer wurden gereicht. Ein Freund half mir ebenfalls mit Resten aus der Kühltruhe (Lichtfalle, Drohnenmaden) und ich beschaffte Mehlwürmer „mini“ und gefrostete Buffalos. Weitere Zuchtfreunde halfen mit Schaben und Mehlwurmpuppen. Nach und nach wurde das Eine oder Andere beschafft und ausprobiert.
In der Beliebtheit der Futtertiere sowohl als Futter für die Altvögel als auch für die Jungtiere ergab sich etwa folgende Reihenfolge.
- Bevorzugt:
Spinnen, lebende Fluginsekten (auch Mücken), Mehlwurmpuppen, Mehlwürmer frisch gehäutet, Zophobas frisch gehäutet (nur vom Männchen in schnabelgerechte Stücke zerlegt und von beiden Elterntieren gefüttert), und Mehlwürmer „mini“, Ameisenpuppen gefrostet, Pinkymaden gefrostet, Buffalos gefrostet, Lichtfalle gefrostet, Bienenmaden gefrostet (werden aber meist selbst verzehrt).
- Weniger häufig:
Lebende Pinkymaden, lebende Fleischmaden, Mehlwürmer groß und Zophobas (erst zum Ende der Nestlingszeit).
- Überhaupt nicht genommen wurden:
Grillen aller Art (auch Heimchen), Heuschrecken, Schaben, gefrostete Fleischmaden, Regenwürmer, Kellerasseln, Ohrwürmer, diverse Käfer.
Obst und Weichfutter wurden von den Altvögeln zunächst nicht mehr angerührt.
Fütterungen erfolgten mit möglichst immer wechselnden Futtertieren und manchmal jede halbe Stunde, besonders vormittags und spät nachmittags.
Bemerkenswert ist, dass keine künstliche Beleuchtung vorhanden war. Tageslicht ermöglichte je nach Wetterlage anfangs nur von 7.00 Uhr bis 17.00 Uhr die Fütterung der Jungen; später stand noch weniger Zeit zur Verfügung. Die Elterntiere machten ihre Sache jedoch hervorragend.
Ab dem 6. Tag wurden die Kotballen herausgetragen und soweit wie möglich vom Kasten abgelegt. Anders als bei all meinen bisherigen Starenbruten wurden insbesondere vom Männchen alle Kotballen zerlegt und jeweils der reinweiße Mittelteil gefressen. Dies dauerte bis zum Ausfliegen an.
Etwa bis zum 10. Tag wurden die Jungen gehudert. Bis zum Ausfliegen fütterten beide Elterntiere täglich, solange es die Lichtverhältnisse erlaubten, wobei das Männchen den größeren Anteil hatte. Selten übergab das Männchen Futter an das Weibchen im Kasten; es suchte diesen häufiger selbst zum Füttern auf.
Als wichtig erwies sich, das Futter verteilt anzubieten. So gut wie nie nahmen beide Elterntiere Futter aus dem gleichen Behältnis oder vom gleichen Futterplatz.
Völlig unabhängig vom Wetter wurde mehrmals täglich gebadet, natürlich sofort, nachdem es frisches Wasser gab. Das Weibchen ging dann auch völlig durchnässt auf die Eier bzw. später auf die Jungen.
Ab dem 07. November wurde es kühler, am 09.11. gab es Nachtfrost. Im Gewächshaus kühlte es nachts soweit ab, dass die Temperatur im Gewächshaus meist nur 1° über der Außentemperatur lag. Je nach Bewölkung blieb es dann tags kalt (unter 10°C) oder die Temperatur stieg bei direkter Sonneneinstrahlung auf über 30°C. Da der Wetterbericht keine steigenden Temperaturen versprach, wurde ca. 1 m unter dem Nistkasten eine Heizung installiert (Frostschutzheizung, 250W), so dass die aufsteigende Wärme den Kastenboden erreichte. Nach mehrmaliger Höhenänderung herrschten am Kastenboden fortan ca. 15°C.
Ab dem 15. Tag waren die Jungen erstmals zu hören. Es erinnerte an leises Zirpen von Grillen. Ab dem 17. Tag bettelten die Jungen bei jeder Fütterung und immer lauter werdend. Gebettelt wurde jedoch nur, wenn ein oder zwei Alttiere im Kasten waren.
Am 14./15. November wurde es noch mal warm, auch nachts. Die Lichtfalle konnte nochmals in Betrieb gehen. Im Ergebnis wurden jede Menge Mücken gefangen, die ins Gewächshaus entlassen, mit großem Eifer einzeln erbeutet und verfüttert wurden.
Am 18. November schaute erstmals in Jungvogel aus dem Kasten. Von nun an fütterten die Altvögel vorzugsweise von außen.
Die Frage, wie viele Junge da im Kasten sind, beschäftigte mich schon lange. Ich hatte beobachtet, dass innerhalb einer Minute drei Kotballen rausgetragen wurden; das lies hoffen.
Am 21.11. schauten bei einer Außentemperatur von -2°C, im Gewächshaus 0°C, die Jungen jeweils weit aus dem Kasten. Es war der 24. Tag nach dem Schlupf, jedoch passierte bis zum Abend nichts mehr.
Am 22. November war es dann soweit. Um 7.45 Uhr, noch nicht richtig hell, flogen drei junge Grauglanzstare in perfektem Zustand, noch etwas ziellos, jedoch sicher landend im Gewächshaus umher. Ihre Eltern kommentierten das Ganze mit viel Aufregung und Warnrufen. Groß war die Freude, bei der nächsten Fütterung, um 8.30 Uhr vier Jungvögel vorzufinden.
Leider sagte der Wetterbericht für die folgenden Tage weitere erhebliche Abkühlung voraus. So wurde umgehend ein Notquartier im Dachbereich des Hauses eingerichtet. Ca. 7 m², etwa 2,4 m hoch mit Dachschräge standen zur Verfügung.
Frost und geschlossene Schneedecke am 23.11.2010 machten das Umsetzen der gesamten Familie erforderlich. Das geschah ohne Probleme; die Jungen wurden sofort weiterversorgt.
Mit dem Ausfliegen der Jungvögel wurde zunehmend wieder Obst und Weichfutter verzehrt.
Zwanzig Tage nach dem Ausfliegen wurde am 11.12. letztmalig Jungenfütterung beobachtet.
Die Jungtiere haben das gleiche Grau wie die Altvögel, lediglich fehlt ihrem Gefieder der Glanz. Die Schnäbel sind hell hornfarben. In der Größe unterscheiden sie sich nur durch einen kürzeren Schwanz. Dieser hatte ca. 15 Tage nach dem Ausfliegen fast die endgültige Länge erreicht. Nach etwa zwei Monaten begann sich der Schnabel von der Spitze her schwarz umzufärben und ist jetzt (Anfang Mai 2011) schwarz, die Augen sind aber noch dunkel. Im Alter von etwa 11 Wochen nach dem Ausfliegen begannen die Jungen das Kleingefieder zu mausern.
Das Notquartier wurde zum Winterquartier. Im Zusammenleben im Familienverband gibt es keinen Streit. Selbstverständlich stehen auch hier wieder mehrere Futter- und drei Wasserstellen zur Verfügung. Seit Anfang April befinden sich alle sechs Vögel zusammen in einer Gartenvoliere mit Innenraum.
Während die Altvögel mit Lautäußerungen sehr sparsam sind, „schwätzen“ die Jungen mitunter stundenlang wie andere Stare in Gemeinschaft.
Fazit
Grauglanzstare sind ruhige Vögel aus der Gruppe der Glanzstare, die weniger durch buntes Aussehen als durch ihr Verhalten auffallen. In geeigneten Volieren erweisen sich diese eher leisen Vögel als robust und nicht aggressiv gegen Partner. Paarweise Haltung ist zu empfehlen. Vergesellschaftungsversuche sollte man mit großer Vorsicht genau beobachten. Es hat sich gezeigt, dass Grauglanzstare auch unter den widrigen Bedingungen der Herbstmonate Oktober und November mit wenig Tageslicht problemlos eine Brut aufziehen können. Ihnen ist eine weitere Verbreitung zu wünschen.
Quellen und Literaturhinweise:
“Starlings and Mynas”, Feare, Chris und Craig, Adrian – 1999
“Birds of East Afrika“, Stevenson, Terry & Fanshaw, John – 2002
“Handbook of the Birds of the World (HBW)”, Josep del Hoyo, Andrew Alliot, Jordi Sagatal und David A. Christie
Autor: Ernst Schubert
Der Artikel wurde bereits veröffentlicht in der „VZE Vogelwelt“ Monatszeitschrift 5/2011.
Herausgeber: Gerhard Ritters