25 Jan, 2019

Furchenschnabel-Bartvogel

Furchenschnabel-Bartvogel (Senegal-Furchenschnabel)

Pogonornis dubius (Syn.: Lybius dubius)

J.F. Gmelin 1788

Autor: Bernd Simon             Oktober 2018

Allgemeines:

Die Bartvögel gehören zur Ordnung der Spechtvögel (Piciformes). In 4 Familien (Afrikanische-, Amerikanische-, Tukan- und Asiatische Bartvögel) sind 82 Arten in 13 Gattungen geordnet. Der Furchenschnabel-Bartvogel und weitere 17 Arten gehören in der Familie der Afrikanischen Bartvögel (Lybiidae) zur Gattung der Zahnbartvögel (Lybius). Es gibt in dieser Art keine Unterarten.

In Europa wurden schon etliche Arten von Bartvögeln gehalten. Attraktiv und interessant sind sie durchaus alle. Jedoch nur einige wenige wurden auch vermehrt. Die optimalen Bedingungen, mit denen wir versuchen, ihr ursprüngliches Umfeld zu imitieren oder zumindest sehr ähnlich nachzuempfinden, werden selten erreicht oder sind immer noch nicht ausreichend für die Ansprüche vieler Arten.

Mit dem Eintreten des Importstopps hat sich die Zahl der gehaltenen Arten mittlerweile so verringert, dass wir – abgesehen von zwei Arten – kaum noch nennenswerte Bestände verzeichnen können. Feste Größen in den deutschen Volieren, ob in zoologischen Einrichtungen oder bei privaten Haltern, sind lediglich die Flammenkopf-Bartvögel (Trachyphonus erythrocephalus) aus der Gattung der Schmuckbartvögel (Trachyphonus) und die Furchenschnabel-Bartvögel.

Aussehen und Stimme:

Furchenschnabel-Bartvögel gehören zu den größten Arten innerhalb der Gattung der Zahnbartvögel. Sie wiegen bis zu 110 Gramm und haben eine Größe von 25cm. Sie sind von der Stirn, über die Körperoberseite und die Flügeldecken bis über den Schwanz schwarz. Die Wangen und der obere Brustteil sind leuchtend rot. Ein schwarzes Band verläuft zwischen Brust- und Bauchpartie. Die Seiten sind weiß. Hier findet man ein kleines Detail zur Unterscheidung der Geschlechter: die Weibchen haben in diesem weißen Gefieder kleine schwarze Punkte oder feine Striche.

Die Füße sind fleischfarben, je zwei Zehen sind nach vorn und hinten gerichtet.

Die gelben Augen sind mit einer weiß bis gelben unbefiederten Haut umgeben. An der Schnabelbasis befinden sich schwarze, borstige Federn, die nach vorne weisen. Der kräftige Schnabel ist hornfarben bis gelb. Über den Oberschnabel ziehen sich zwei deutliche Furchen, die in gerundeten „Zähnen“ enden.

Jungvögel sind ähnlich wie die Adulten gefiedert, sind aber insgesamt matter.

junge Furchenschnabel-Bartvögel

Auf Grund des markanten Schnabels, wird der Furchenschnabel-Bartvogel immer noch sehr häufig mit dem wesentlich seltener gehaltenen Doppelzahn-Bartvogel (Lybius bidentatus) verwechselt, bzw. als solcher bezeichnet. Zum Vergleich hier zwei Fotos:

Pogonornis dubius  Lybius bidentatus

Furchenschnabel-Bartvögel fallen garantiert nicht durch ihre Lautstärke auf. Von richtigen Rufen kann man eigentlich auch nicht reden. Vielmehr bestehen die Lautäußerungen aus relativ tiefen knarzenden, glucksenden oder kollernden Tönen. Ich habe bisher nicht herausbekommen, für welchen Ton es welche Ursache gibt. Lediglich ein kehliges „arg“ würde ich als Warnlaut interpretieren. Ruffreudig sind Furchenschnäbel auf keinen Fall.

Herkunft:

Der Furchenschnabel-Bartvogel hat sein natürliches Verbreitungsgebiet im westlichen Afrika, oberhalb des Äquators in der südlichen Sahelzone bis in 1500 m ü. NN.

Sie leben bevorzugt in trockenen Regionen, wie Savannen wo es hohe Bäume und Dornbuschdickicht gibt. Auch Randgebiete von Kulturlandschaften und Sekundärwälder werden besiedelt.

Reviere, Nist- und Ruheplätze werden, da auch diese Bartvögel sehr territorial sind, vehement verteidigt.

Meine Erfahrungen:

Mein Furchenschnabel-Bartvogel Weibchen wurde im August 2006 geboren, ist also mittlerweile gut 12 Jahre alt. Ich erhielt sie, als sie knapp ein Jahr alt war. Mit ihrem ersten Partner zog sie in je zwei Bruten pro Jahr von 2008 bis 2010 mehrere Jungtiere auf.

Der jetzige Partner kam Ende 2010, im Alter von einem Jahr, zu ihr. Beide haben seit 2011 jedes Jahr nur einmal gebrütet und jeweils ein Jungtier aufgezogen. Dazu später mehr.

Vergesellschaftung:

Ich habe mich, anders als bei fast allen anderen Vogelarten die ich bisher pflegte, nie getraut, die Furchenschnabel-Bartvögel mit anderen Vögeln zu vergesellschaften. Zu gravierend waren Schilderungen solcher missglückten Unternehmungen von anderen Haltern. In Zoos habe ich gesehen, dass dies funktioniert. Allerdings sind dort die großzügigen räumlichen Gegebenheiten vielleicht die Basis für eine Gemeinschaftshaltung.

Haltung:

Das erste Paar habe ich nur in einer Innenvoliere mit den Maßen 2,4 m x 1,2 m x 2,3 m (T x B x H) gehalten. Trotz der Möglichkeit durch das vorhandene Fenster sich von der Sonne bescheinen zu lassen, war ihre Färbung auffallend blasser, als bei Tieren die jederzeit eine Außenvoliere aufsuchen können. Besonders auffällig war dies bei der nackten Haut um die Augen, die keinen gelblichen Ton zeigte, sondern rein weiß war. Auch das üblich leuchtende Rot des Brustgefieders war deutlich matter gefärbt.

Ausgestaltungmöglichkeiten bieten solche Innenvolieren nicht gerade, zumal wenn der Flugraum nicht verkleinert werden soll. Lediglich einige Sitzstangen in unterschiedlicher Ausrichtung und Höhe, der Futtertisch und zwei Baumstämme mit Durchmessern von ca. 40 cm und 120 cm Höhe, sowie Einstreu aus Rapsstrohhäcksel waren die „Dekoration“. In drei Jahren wurden in dieser Voliere, wie schon erwähnt, mehrere Bruten großgezogen.

Als 2010 das neue Männchen kam, zog dieses Tier gemeinsam mit dem Weibchen in eine kombinierte Außen-/Innenvoliere, die nur die Minimalvariante sein konnte. Die Außenvoliere hat die Abmaße von 3,2 m x 2,0 m x 2,5 m (T x B x H) und die Innenvoliere misst lediglich (1,0 m x 2,0 m x 1,6 m). Der Boden dort ist erhöht, so dass die Deckenhöhe der sonstigen Raumhöhe von 2,3 m entspricht. Abgesehen von winterlichen Wetterbedingungen mit unter 5°C und fehlendem Sonnenschein, können die Tiere jeder Zeit raus. Sollte ich feststellen, dass kein Interesse an der Außenvoliere besteht, wird das Ausflugfenster (50 cm x 50 cm) geschlossen. Die Temperaturen liegen im Raum immer zwischen 15°C und 22°C.

Die Innenvoliere ist komplett gefliest, da auf so engem Raum der Kot und Futterreste auch die Wände verschmutzen.

Die geringe Größe der Behausung schien für die Tiere nie ein Problem darzustellen. Sie sind ohnehin nicht so intensive Flieger, sondern sitzen eher längere Zeit an einer Stelle oder beschäftigen sich mit den vorhandenen Ästen und Baumstämmen.

Bepflanzt ist die Außenvoliere mit einem Feldahorn und einer Thuja. Im zeitigen Frühjahr 2018 habe ich sämtliche Scheinzypressen, zu denen auch die Thuja gehört, aus allen meinen anderen Volieren verbannt. Diese Koniferen-Arten sind in all ihren Bestandteilen (Wurzeln, Rinde, Holz, Zapfen und Blattwerk) giftig. Ein Freund gab den Denkanstoß, ob nicht die ätherischen Öle der Pflanzen ursächlich sein könnten für den Tod von Nestlingen, Erblindungen von Jungtieren und gelegentliche Entzündungen an Augen oder Füßen von Vögeln. Da etliche Vogelarten Grünzeug, egal welcher Herkunft, als Nistmaterial verwenden, scheint es mir logisch, dass zumindest für die unbefiederten Jungvögel im Nest eine potentielle Vergiftungsgefahr gegeben ist.

Bei meinen Bartvögeln besteht diese Gefahr nicht, da sie kein Nistmaterial eintragen und die Pflanzen nicht als Sitzplatz nutzen. Die Thuja hier durfte also bleiben.

Mehrere dicke Äste sind als Sitzstangen angebracht oder lehnen schräg vom Boden kommend am Volierengitter. In den beiden Ecken zum Innenraum stehen zwei 2,5 m lange ca. 35 cm breite Birkenstämme. Der Boden ist natürlich belassen und mit Gräsern, Brennnessel und Ampfer zugewachsen. Furchenschnabel-Bartvögel halten sich selten am Boden auf.

Im Innenraum stehen zwei Stämme von etwa 30 cm Durchmesser und 85 cm, bzw. 125 cm Höhe, die als Nisthöhlen und Schlafplätze genutzt werden. Allerdings schliefen meine Tiere immer gemeinsam in einer Höhle.

Die bei den Vögeln beliebtere Nisthöhle.

Die alternativ genutze Nisthöhle.

Gefüttert wird nur im Innenraum auf einem 40 cm hohem Futtertisch. Furchenschnabel-Bartvögel tun sich schwer damit, Futter am Boden aufzunehmen.

Ein Jahr, nachdem die Tiere diese Voliere bezogen, hatte das Brustgefieder des Weibchens deutlich an Farbe gewonnen und auch die nackte Haut um die Augen zeigen eine Tendenz ins gelbliche.

Fütterung:

Die Fütterung der Tiere dieser Art ist relativ simpel. Als vornehmlich Obstfresser verspeisen sie fast alles an Obst, das süß ist. Birne, Weintrauben, süße Pflaumen, weiche süße Äpfel, Granatapfel, Kiwi, Feige, Blaubeeren, Himbeeren, Erdbeeren oder Kaktusfeigen (der derzeitige Renner) werden gern gefressen. Natürlich könnte man diesen Tieren mit ihren kräftigen Schnäbeln alle Früchte im Stück darbieten, aber aus ökonomischen Gründen schneide ich alles an Obst in ca. 0,5 cm große Würfel und minimiere damit den verschwenderischen Umgang.

Dazu steht immer ein Weichfresserfutter zur Verfügung. Wie bei vielen anderen Weichfressern wechselt auch bei diesen Bartvögeln das Interesse an den Futtermischungen. Momentan findet Fett-Alleinfutter-Typ III von Claus größere Beliebtheit. Angebotenes pelletiertes Futter wie z. Bsp. T16 von Versele-Laga wurde nie genommen.

An tierischem Futter biete ich immer Mehlkäferlarven und Zophobas. Diese werden auch außerhalb der Brutzeit immer gefressen, wobei die Zophobas bevorzugt werden. Während der Nestlingszeit versuche ich ausnahmslos weiße, frisch gehäutete Zophobas zu geben. Pinkys oder Heimchen werden nicht genommen.

Vermehrung:

Die zur Ordnung der Spechtvögel gehörenden Bartvögel schaffen sich ihre Bruthöhlen selbst. Etwas anders als z. Bsp. die Flammenkopfbartvögel geht der Furchenschnabel-Bartvogel dabei vor. Auch sie setzen den Schnabel als Meißel ein, größtenteils jedoch brechen oder beißen sie Stücke aus dem Holz, sobald sie diese fassen können.

Die von mir zur Verfügung gestellten Bruthöhlenstämme müssen alle drei Jahre ersetzt werden. Zu jeder Brutsaison wird erneut am Stamm gewerkelt. Sei es, dass ein neues Einflugloch entsteht oder der Innenraum vertieft oder erweitert werden muss.

Die angebotenen Stämme sind innen morsch und haben entweder ein Astloch oder ein bereits vom Specht erarbeitetes Anflugloch. Die Tiefe der Höhle variiert und kann gut 1,2 m betragen. Nistmaterial wird nicht eingetragen. Die morschen Bestandteile des Stammes reichen aus.

Die Furchenschnabel-Bartvögel bauen und nutzen nicht ohne Grund tiefe Höhlen als Brutstätte. Dies akzeptiere ich und erspare mir sämtliche Kontrollen durch Spiegel oder Kameras. Aus eigener Erfahrung kann ich also nicht sagen, wie lange die Brut- oder Nestlingszeit dauert. Der Literatur ist zu entnehmen, dass diese 16 bzw. bis 40 Tage dauern soll.

In der Zeit von März bis August haben meine Furchenschnabel-Bartvögel jedes Jahr gebrütet.

Ein Balzverhalten, das vom sonstigen Verhalten stark abweicht, habe ich bisher nicht beobachtet. Vielleicht hört man sie etwas öfter als sonst, aber dass beide Tiere eng zusammensitzen oder sich gar miteinander beschäftigen, sah ich nie.

Die Brutzeit erkenne ich daran, dass nur ein Vogel in der Voliere zu sehen ist. Der Andere verlässt selbst bei Störungen nicht den Niststamm. Beide Tiere wechseln sich tagsüber ab. Nachts schläft meistens das Weibchen bei der Brut, seltener aber auch beide Tiere.

In der Nestlingszeit ist das anders. Man hat oft den Eindruck, dass das Brutgeschehen beendet sei, da man über lange Zeit beide Tiere sieht. Dann gibt es jedoch wieder Phasen in denen intensiver der Stamm aufgesucht wird. Es war also jedes Jahr mehr oder weniger eine Überraschung, wenn Jungvögel in der Voliere flogen.

Den ausgeflogenen Jungtieren wird von den Eltern ziemlich zügig vermittelt, wo das Futter ist und wie es aufgenommen wird. Sie betteln noch geraume Zeit die Alttiere an (niemals aufdringlich, sondern immer recht dezent), was diese aber nach etwa 14 Tage völlig ignorieren.

Wie oben schon erwähnt, ist das Furchenschnabel-Bartvogel-Weibchen nun gut 12 Jahre alt. Ein Flügel scheint rachitisch angegriffen zu sein. Er wird nicht mehr an den Körper gelegt, sondern steht leicht ab. Diese Haltung nahm langsam zu. Das Fliegen bereitet ihr damit keine Schwierigkeiten, sie ist nach wie vor aktiv und flink. Insgesamt macht sie aber nun einen „gedämpften“ Eindruck. Sie beobachtet mich länger, ohne auf Distanz zu gehen, als in der langen bisherigen Zeit.

Brutaktivitäten ihrerseits blieben in diesem Jahr aus. Das Männchen verteidigte wie immer sein Revier gegen sein Spiegelbild in der Fensterscheibe, er rief sie oft und lange Zeit verbrachte er in der Höhle. Es sah also so aus, als würde eine Brut erfolgen. Allerdings schien mir das Männchen mit der Angelegenheit gänzlich alleingelassen. Sie war nach meinem Empfinden tagsüber gar nicht im Stamm, sondern nur in der Nacht.

In diesem Jahr gab es erstmals keine Nachzucht. Allerdings sind 13 Bruten in 10 Jahren geschlechtlicher Aktivität durchaus bemerkenswert. Ein Ruhestand, mit der Hoffnung auf ein langes Leben, sei ihr gewiss.

verwendete Literatur:

Theo Pagel / Bernd Marcordes

“Exotische Weichfresser”

Verlag Eugen Ulmer KG (2011)

ISBN 978-3-8001-5192-9

sonstige Quellen: https://de.wikipedia.org/wiki/senegal-furchenschnabel

Fotos:  Doppelzahn-Bartvogel (Lybius bidentatus) im Zoo San Diego fotografiert von Johannes Pfleiderer; alle anderen Bilder von Bernd Simon

Dieser Artikel erschien in der Zeitschrift „Gefiederte Welt“ Heft 1/2019   Seite 8 – 11.