Dajaldrossel – Haltung und Vermehrung
Dajaldrossel – Haltung und Zucht
Dajalschama – Copsychus saularis (Dajaldrossel)
Ordnung: Passeriformes (Sperlingsvögel)
Familie: Muscicapidae (Schnäpperverwandte)
Im nachfolgenden Bericht wird für die Dajalschama der sehr lange Zeit gebräuchliche und daher vielen Vogelfreunden immer noch eher bekannte Namen „Dajadrossel“ verwendet.
Text und Fotos: Sascha Fischer
Einleitung:
Zum ersten Mal entdeckte ich die Dajaldrossel bei einem Händler in meiner Nähe im Jahre 2002. Damals befasste ich mich noch nicht mit Weichfressern. Dennoch faszinierten mich diese Vögel ungemein. Das kontrastreiches Gefieder, der wunderschöner Gesang und seine Art machen diesen mittelgroßen Vogel zu einem hinreißenden Pflegling. Ein Bekannter riet mir von diesen Tieren jedoch ab, da sie aggressiv seien und die Männchen oftmals ihre Weibchen töten. Es sollten noch einige Jahre vergehen, bis die ersten Dajaldrosseln in meine Volieren einzogen.
Im Herbst 2010 war es soweit, ein junges Paar bezog eine Außenvoliere mit angrenzendem Schutzhaus. Im folgenden Winter setzte aufgrund eines Stromausfalles die Heizung aus, sodass die Temperatur auf -7° absank und das Weibchen leider verstarb. Das Männchen gab ich einem Zuchtfreund.
Anfang 2018 fasste ich neuen Mut und nahm ein Angebot eines befreundeten Züchters an und übernahm eines seiner erfolgreichen Dajaldrosselpaare. Beide Vögel kamen in einem sehr guten Zustand bei mir an. Etwas erstaunt war ich über seine Angabe, dass das Paar den gesamten Jahreszyklus zusammen blieb! Und tatsächlich, es gab keinerlei Anzeichen aggressiven Verhaltens seitens des Männchens gegenüber dem Weibchen. Beide lebten in einer großen Voliere zusammen mit anderen Arten.
Kurze Zeit darauf wurde mir ein zweites Pärchen angeboten, welches ich spontan erstand. Dieses Paar hatte zwei Brutzeiten erfolgreich gemeistert, wurde aber im Winterhalbjahr getrennt untergebracht.
Beide Paare waren sehr scheu und nutzten jede Möglichkeit sich den Blicken des neugierigen Beobachters zu entziehen.
Ernährung:
Dajaldrosseln leben insektivor, gelegentliche Aufnahme von kleinen Beeren, wie die vom Holunder konnte ich beobachten. Obst, egal ob geschnitten/gewürfelt oder am Stück, wird bei mir komplett verschmäht. F16 Perlen biete ich den anderen Voliereninsassen an. Ich konnte aber nie beobachten, dass die Dajaldrosseln diese aufnahmen.
Aus meinem angebotenen Futter picken sie sich zuerst die lebenden Insekten, danach die Frostinsekten heraus.
Zur Brutzeit wird das Lebendfutter mit Zophobas, Buffalos und Heimchen erweitert. Letztere biete ich in großen Plastikschalen an, da diese gern selbst gefangen und bevorzugt an die Jungtiere weitergegeben werden.
Das gesamte Jahr bekommen alle Vögel verschiedene Vitamine, Mineralien und Spurenelemente dem Futter beigemengt. Ich streue diese ausschließlich über die gefrorenen und lebenden Insekten. Somit gehe ich sicher, dass meine Weichfresser optimal versorgt werden.
Das Wichtigste ist, meiner Meinung nach, die Futtertiere gesund zu halten und zu ernähren. Ich verwende als Futter Brennnessel und Löwenzahn. Ein Gemisch aus Bio-Haferflocken und –Weizenkleie bietet den Insekten die Grundernährung. Die neuangekommenen Futtertiere müssen mindestens eine Woche lang so ernährt werden, damit sie die wertvollen Inhaltsstoffe der Pflanzen aufnehmen und dem Vogel `übergeben´.
Bei Paaren, die Jungvögel versorgen, paniere ich Heimchen, frischgehäutete Zophobas und Mehlkäferlarven und –puppen. Dazu verwende ich entweder ein flüssiges Multivitaminpräparat oder Schwarzkümmel- oder Leinöl, damit die verschiedenen „Pülverchen“ besser haften. Diese Öle haben einen hohen Gehalt an Omega-3- und Omega-6 – Fettsäuren, Vitamine und Mineralstoffe, die dem Wachstum der Jungtiere zugutekommt.
Ich habe das Glück, zuhause zu arbeiten und kann in der Brutzeit zwischendurch kleine Mengen verfüttern. Alle zwei Stunden biete ich nur so viel Lebendfutter an, dass es nach einer Stunde verbraucht ist. Der zu versorgende Nachwuchs ist dann so hungrig, dass die Alten das Futter schneller verfüttern und sich weniger Zeit für das Saubermachen der Insekten nehmen.
Unterbringung:
Eine Voliere von ca. 3 x 2 x 2 m reicht ihnen, meines Erachtens, bei paarweiser Haltung vollkommen aus. Eine Richtlinie (NDV) zu Gehegegrößen für Vögel sieht als Mindestanforderung bei Paarhaltung von Drosseln (Turdidae) – ganz allgemein – 7,5 m² bei 2,5 m Höhe vor. Für jedes weitere Tier sollen 2 m² zur Verfügung stehen.
Die Voliere sollte mäßig bepflanzt sein und einige höher angebrachte Äste bzw. Warten haben, wo das Männchen seinen melodiösen Gesang vortragen kann. Der Boden besteht aus Naturboden mit einer nicht sehr dicken Schicht Laub, in der sich viele Kleintierchen entwickeln können. Ich bewässere regelmäßig diesen Bereich, da ich beobachten konnte, wie die Dajaldrosseln Regenwürmer aus dem Laub zogen und verspeisten. Einige Mehlwürmer und deren Puppen werfe ich hinein und schaffe zusätzliche Reize.
Da auch hin und wieder ein Heimchen entwischt und sich im Laub versteckt, sucht dieser Weichfresser gezielt danach. Heimchen werden allen anderen Insekten bevorzugt, da sie den Jagdtrieb auslösen. Auch bei anderen Insektenfressern konnte ich selbiges beobachten.
Alle meine Volieren sind komplett überdacht und von mindestens zwei Seiten geschlossen. Dies gibt Schutz vor Regen, Wind und Wetter, was wichtig ist, wenn Jungvögel ausfliegen. Ich habe schon bei so manchem Sommergewitter Jungvögel verloren.
Wie bereits angedeutet, handelt es sich um einen gesellschaftsfähigen Weichfresser, sodass ich mich kurzerhand entschloss, beide Paare „einzugemeinden“. Paar 1 kam zu einem Paar Chinabülbül (Pycnonotus sinensis) und 2,0 Karminflügel-Bunthäherlingen (Liocichla phoenicea). Die Voliere misst 6 x 2 x 2,25 m und ist bepflanzt mit einem Wein, Kirschlorbeer und einem Gartenbambus. Kleine Holunder tauchen seit diesem Jahr hier und da auf, die ich so belasse. Verschiedene Äste in unterschiedlicher Höhe werden ebenso beflogen.
Paar 2 setzte ich zu einem Paar Weißwangenhäherlinge (Garrulax sannio) in eine kleine Voliere von 4 x 1 x2 ,25m. Ein mittelgroßer Bambus, eine Thuja und ein kleiner Buchsbaum wurden hier gepflanzt.
Beide Paare sind sehr scheu und verschwinden immer im Grün, wenn ich mich der Voliere nähere. Selbst Jungvögel sind wild und stürmisch, sobald sie etwas älter werden.
Vermehrung:
Ein alter Züchter sagte mal zu mir, dass die Brutzeit im Herbst beginnt. Er meinte damit die Zusammenstellung der Paare.
Um ein gut harmonierendes Paar zu bekommen, sollten sich die Tiere als Jungvögel kennenlernen! Selbstverständlich stammen sie von verschiedenen Eltern, wenn sie gemeinsam in die Voliere entlassen werden.
Bis zum Einsetzen von Minusgraden bleiben beide in der Voliere und müssen dann ins Schutzhaus oder in eine andere wärmende Unterkunft. Ich halte meine sensibleren Arten im Winter im Keller in geräumigen Flugkäfigen. Hier sinkt die Temperatur nie unter 10 Grad, was alle gut vertragen.
Sollte man Bedenken haben, wegen der dauerhaften Zusammensetzung der Dajaldrosselpaare, ist es ratsam, sie eng beieinander setzen. Bis auf die Tatsache, dass die Männchen manchmal die ersten am Futternapf sind und erst danach das Weibchen „darf“, sind keine Aggressionen zu erkennen. Manchmal sitzen sie eng beieinander und schauen sich sanft in die Augen.
Um nicht Verwirrung zu stiften, möchte ich die Erfahrungen mit den Paaren nacheinander wiedergeben.
Paar 1:
Anfang April setzte ich alle Vögel bei herrlichstem Sonnenschein und hohen Frühlingstemperaturen in ihre Volieren. Wie oben beschrieben, kam das Paar in eine Gemeinschaftsvoliere.
Kaum rausgesetzt, sang das Männchen hervorragend exponiert, stolzierte und hüpfte von Ast zu Ast mit aufgestellten Flügeln und „geschwollener“ Brust. Ich bot verschiedene Halbhöhlen an, sowie geschlossene Nistkästen in unterschiedlicher Höhe. Ich war darauf bedacht, dass keiner der Nisthilfen dem prallen Sonnenlicht ausgesetzt ist. Sehr erstaunt war ich, als ich die ersten Nestbauaktivitäten schon kurze Zeit nach dem Einsetzen beobachten konnte. Ich bot Heu, Grashalme (auch feucht), Sisal- und Hanffasern an. Am Boden des geschlossenen Nistkastens fand ich zuerst Blätter und kleine Äste, gefolgt von immer feiner werdenden Materialien. Für den Innenteil des Nestes wurden nur Hanffasern verbaut.
Die Vögel waren sehr heimlich und das Weibchen flüchtete sofort aus dem Kasten, sobald sich jemand der Voliere näherte.
Am 04.05. lagen 2 Eier im Nest, 3 weitere sollten im Abstand von einem Tag folgen. Ich verfolgte nun das Geschehen am Kasten sehr aufmerksam. Dabei konnte ich beobachten, dass das Männchen auf dem Kasten, auf dem Ast vorm Eingangsloch oder auf der Sitzstange unmittelbar der Nistgelegenheit saß. Als er am 19.05. immer wieder den kleinen Ast anflog, um daraufhin in das Nest zu schauen, packte mich die Neugier und fand einen geschlüpften Jungvogel und nur noch 2 unbefruchtete Eier. Ein weiteres Ei, ebenfalls unbefruchtet, lag im Badenapf. Das 5. Ei blieb von mir unentdeckt.
Nun wurde der Speiseplan, wie oben beschreiben, um neue Futterinsekten erweitert. Dabei wurde der Nachteil einer solchen Volierengemeinschaft deutlich, da sich die anderen Tiere an der reichen Kost labten. Von Beginn an waren frischgehäutete Mehlkäferlarven die Hauptfuttertiere, gefolgt von kleinen Heimchen. Auch das Frostfutter wurde immer noch genommen und weitergegeben.
Im Alter von 6 Tagen bekam der Jungvogel einen 3,5mm geschlossenen Ring, den ich mit Pflaster abklebte, welches ich vorher mit einem schwarzen Stift bemalte. Dies tat ich in der Dämmerung, damit die Altvögel keinen Verdacht schöpften. Am nächsten Tag jedoch die Ernüchterung; die Alttiere sahen den Ring als Fremdkörper an und versuchten ihn, dem Jungen abzuziehen. Daraufhin wurde der Fuß so sehr verletzt, dass er blutete und krallte. Ich ärgerte mich selbstverständlich sehr über mein Verhalten!
Mit 14 Tagen verließ der Kleine sein Nest. Nun fiel es sofort auf, dass das Junge sich zwar auf den Sitzstangen halten konnte, benutzte den beschädigten Fuß aber als Stütze.
Ich leerte den Nistkasten am 05.06. und sofort wurde wieder gebaut. Das 1. Ei der zweiten Brut wurde am 13.06. gelegt. Zwei Tage später sah ich kein flüchtendes Weibchen beim Betreten der Voliere. Das Nest war leer.
Dann passierte erst einmal nichts, sodass ich mich entschloss, den Kasten zu entnehmen und einen Halbhöhlenkasten in der vorderen hinteren Ecke aufzuhängen. Noch am selben Abend beobachtete ich, wie beide im Wechsel Halme und Blätter hineintrugen.
Ab dem 05.07. legte das Weibchen im Abstand von einem Tag ein Ei ins Nest bis das 4er Gelege komplettiert war. Es verlief alles wie beim 1. Gelege. Das Jungtier blieb bei den Alten, da ich nicht unnötig stören wollte.
Am 20.07. piepste es im Kasten. Der Futterverbrauch stieg deutlich an und ich konnte meine Neugierde wieder nicht bändigen und entdeckte am 22.07. 3 Junge. Damit die Kleinen genug zu Fressen bekamen, musste ich nun reichlich anbieten. Sie entwickelten sich prächtig und flogen nach 16 Tagen aus. Das andere Jungtier aus der 1. Brut beteiligte sich nicht an der Aufzucht seiner jüngeren Geschwister. Ende August entnahm ich die 4 und setzte sie in eine Voliere mit anderen Nachzuchttieren.
Paar 2:
Dieses Paar musste mit deutlich weniger Platz, als Nebenbesatz meiner Weißwangenhäherlinge (Garrulax sannio) eine Voliere von 4qm Grundfläche beziehen. Auch ihnen bot ich verschiedene Nistmöglichkeiten in unterschiedlicher Höhe an.
Am 11.04. lag trockenes Eichenlaub in einem kleinen Obstkörbchen, welches ich in die hintere oberste Ecke hing. Einen Tag später wurde mit kleinen Ästen eine Mulde geformt, die in den Folgetagen mit Hanffasern verkleidet wurde.
Am 19.04. lag das 1. Ei von 5 im Nest. Leider war nur ein Ei befruchtet, aus welchem am 05.05. ein Jungvogel schlüpfte. Das Paar nahm sehr gut die angebotenen Futterinsekten auf, musste allerdings schnell am Trog sein, da die Häherlinge einen enormen Appetit haben. Der Kleine entwickelte sich prächtig und verließ mit 15 Tagen das Nest. Am 02.06. beobachtete ich, wie das Männchen den Jungvogel jagte. Ich reagierte prompt und setzte das Jungtier in die Jungvogelvoliere zu den frisch abgesetzten 3 Grauhäherlingen (Garrulax cineraceus). Diese staunten nicht schlecht, als sie den Neuen fliegen sahen.
Das Paar hatte einen Tag nach dem Ausfliegen der ersten Brut, begonnen, das nächste Nest, diesmal in einen geschlossenen Kasten zu bauen. 4 Eier wurden ab dem 27.05. im Abstand von einem Tag gelegt. Aus allen Eiern schlüpften Küken und die Freude auf meiner Seite war riesen groß! Am 17.06. beringte ich abends die drei ältesten. Leider warf das Paar ein Jungtier raus, welches ich tot auffand, ein Ring bekam der Altvogel beim zweiten ab, der dritte schien unbemerkt. Ich verzichtete darauf, nach zu beringen. Zu groß ist mir das Risiko!
Am 26.06. flogen 2 Junge aus, das letzte blieb noch zwei Tage länger im Kasten.
Ich entnahm die Jungen am 15.07., da sich mittlerweile wieder 4 Eier im Kasten befanden. Es lagen am 23.07. 2 Schlüpflinge im Nest, die am 07.08. ausflogen. Nach drei Wochen kamen sie zu ihren Geschwistern. Ich entnahm die Nistmöglichkeiten nach dem Ausfliegen der Jungen, da ich das Weibchen schonen wollte.
Die Geschlechter konnte ich bei dem Nachwuchs nicht unterscheiden. Erst wenn sie in die Mauser kommen, geben sie sich zu erkennen.
10 Junge waren ein fantastischer Einstieg in die Dajaldrosselhaltung und –vermehrung.
Ich denke, dass der Erfolg noch größer sein wird, wenn die Paare einzeln untergebracht sind. So kann eine bessere Versorgung der Jungtiere garantiert und gezielt gefüttert werden.
Leider ist die Dajaldrossel sehr scheu, auch bei dem Nachwuchs ist es mir nicht gelungen, sie so zahm wie Häherlinge oder Schamadrosseln zu bekommen. Trotzdem bleibt sie ein wunderschöner Pflegling, der mit ein wenig Geduld und Einfühlungsvermögen bereitwillig zur Fortpflanzung schreitet.
Erschienen in der Zeitschrift „Gefiederte Welt“ Heft 05/2019, Seiten 12 – 15.