Chinagraubauchhäherling (Ockerhäherling)
Chinagraubauchhäherling
Ockerhäherling – Garrulax berthemyi (China-Graubauchhäherling, China-Rosthalshäherling)
Ordnung: Passeriformes (Sperlingsvögel)
Familie: Leiotrichedae (Häherlingsverwandte)
Gattung: Garrulax
Text und Fotos: Sascha Fischer
Hier veröffentlicht Februar 2020
Die verwendete deutsche Bezeichnung „Chinagraubauchhäherling“ ist veraltet, wird hier aber benutzt, da der neue Name Ockerhäherling noch nicht so bekannt ist.
Einleitung:
Schon zu Zeiten der regelmäßigen Importe, war der Chinagraubauchhäherling ein oft gehaltener Vogel, der für damals noch wenig Geld im Handel angeboten wurde. Er besticht durch sein wunderschönes und feines Gefieder sowie durch seinen melodischen Gesang. Manchmal nur dieses Gesanges wegen in kleinen Käfigen gehalten, hat ein Umdenken zum Wohle der Gefiederten eingesetzt. Leider sind die Bestandszahlen rückläufig, sodass man sie nicht mehr so häufig zu finden sind.
Hier will ich meine Erfahrungen im Jahr 2017 wiedergeben.
Unterbringung:
Dieser mittelgroße Pflegling braucht eine geräumige Voliere mit mindestens 8 m² Grundfläche bei einer optimalen Höhe von 2,5 m. Höher und größer nimmt er dankbar an.
Eine Vergesellschaftung mit anderen Vögeln habe ich nie probiert und stehe diesem skeptisch gegenüber, da ich glaube, dass kleinere Arten schnell verdrängt werden.
Unterschiedliche Pflanzen, z.B. Thuja, Holunder, Bambus und Lorbeer sind für das Wohlbefinden des Chinagraubauchhäherlings erforderlich, da sie Sicherheit und geeignete Nistgelegenheiten bieten.
Der Untergrund der Voliere sollte aus Waldboden bestehen, der eine Schicht Laub trägt, in der die Vögel ausgiebig nach Nahrung suchen und sich folglich beschäftigen können. Ich verwende Eichenlaub. Ebenso lieben sie morsches Holz, worin sie nach Larven und anderen Insekten suchen. Diese werden sorgfältig aus dem weichen Biomaterial gehackt-die Freude ist gewiss, wenn man den Tieren dabei zu sehen kann.
Alle meine Volieren sind überdacht und von mindestens 2 Seiten geschlossen, sodass genügend Schutz vor schlechtem Wetter, in Form von starken Regengüssen, Schnee und kaltem Wind geboten ist.
Gerade Häherlinge sind anfällig gegenüber nassem Gefieder in der Phase des Ausfliegens. Meistens bedeutet dies das sichere Todesurteil, wenn die Möglichkeit eines schnellen Eingreifens verstreicht.
Ernährung:
Zu diesem Thema habe ich schon viel geschrieben und möchte nur hinzufügen, dass Heimchen, frisch gehäutete Mehlwürmer und ebensolche Zophobas unbedingt zur erfolgreichen Aufzucht der Jungen erforderlich sind! Auch Schokoschaben haben sich bewährt, jedoch sollten diese aus Sicherheitsgründen, vorher getötet werden, um ein Entkommen zu verhindern.
Außerhalb der Brutzeit nehmen Chinagraubauchhäherlinge auch Sämereien (Exotenfutter), geschälte Sonnenblumenkerne und zerstoßene Wal- und Haselnüsse auf.
Obst wird aufgeschnitten angeboten und täglich benötigt. Weiche Birnen und Äpfel sind beliebt, Holunder-, Him- und Erdbeeren sind absolute Highlights in der Ernährung.
F16 Perlen von VerselleLaga dürfen auch in einem Extranapf nicht fehlen, auch eingeweicht laben sich die Vögel daran.
Vermehrung:
Kurz nachdem ich beide Vögel Mitte April in die neue Voliere entließ, konnte ich beobachten, wie das Paar mit Halmen im Schnabel durch die Voliere flog. Ein Weidenkörbchen mit einem Innendurchmesser von 15 cm platzierte ich in die Thuja, direkt am Stamm. Die Zweige bog ich so, dass sie das Nest schützend umgaben und befestigte sie mit einem grünen Gartendraht. Prompt inspizierten beide die Nisthilfe.
Am 3.5. saßen beide im Wechsel auf dem Nest. Fünf Tage später lag ein Ei unter der vorderen Sitzstange. Da sich ein Vogel auf dem Nest befand, unterdrückte ich meine Neugier und störte das Paar nicht. Doch schon einen Tag darauf, flogen beide in der Voliere umher und ich schaute sofort ins Nest. Dort befand sich ein kaputtes Ei, welches auf der blanken Unterlage lag. Nicht mal ein kleines Hälmchen befand sich im Inneren.
Am 13.5. brüteten beide erneut. Nach einer Woche Brutzeit, konnten die Chinagraubauchhäherlinge bei der Nahrungsaufnahme beobachtet werden. Ich konnte 4 kalte Eier im Nest entdecken. Diese entnahm ich und öffnete sie. Leider unbefruchtet.
Ich entschloss mich, lange Heufasern zu drehen und das Nestinnere auszukleiden. Als ob die beiden darauf gewartet hätten, fingen sie nun endlich mit dem Bau beziehungsweise den Ausbau des Weidenkörbchens an.
Schon nach 4 Tagen saßen die Alten im Wechsel wieder auf dem Nest. Von diesem Zeitpunkt waren die Rufe und die pfeifenden Lieder des Männchens nicht mehr zu hören. Immer heimlicher bewegten sie sich durch die Voliere. Am 6.6. flog das Männchen mit einem mittleren Heimchen zum Nest! Ich musste mich schon verstecken, um das rege Treiben am Nest zu beobachten. Das Weibchen ging nicht vom Nest und übernahm das Futtertier und gab es an den Nachwuchs weiter. Der Kot des gefütterten Jungen schluckte es gleich ab. Danach wurde wieder gehudert. Meine Neugierde konnte ich kaum bändigen und stellte am 8.6., als beide Eltern vom Nest waren, 3 junge Häherlinge fest! Die Freude war riesig auf meiner Seite und ich ließ die Familie in Ruhe. Am 17.6. flog das erste Jungtier, am 18.6. die anderen beiden aus. Alle konnten nicht fliegen und saßen nur auf dem Boden. Selbst nachdem ich sie auf die Sitzstangen setzte, die kurz über dem Boden angebracht sind, war es ihnen nicht möglich, sich lange darauf zu halten. Nach einer Woche verendete der 1. Jungvogel, einen Tag später der zweite und eine weitere Woche später der letzte. Ich gab in dieser Zeit sehr viele lebende Wachsmottenlarven, welche auch immer gut angenommen wurden. Jedoch habe ich diese im Verdacht, dass diese dem Trio den Garaus machten. Von da an fütterte ich nie wieder lebende Wachsmottenlarven.
Am 28.6. lagen wieder zwei Eier im Nest. Am 14.7. konnte ich wieder eine Fütterung beobachten. Ich störte dieses Mal nicht und freute mich am 22.7. über zwei gesunde Jungvögel, die im Geäst saßen. Sie flogen abends ihren Eltern hinterher, stürzten nur leicht gebremst gegen den Draht. Zum Glück ging alles gut und sie entwickelten sich hervorragend.
Das Paar unternahm noch einen Versuch, verließ das Nest und das darin befindliche Ei nach ein paar Tagen, da die Jungen oft den brütenden Vogel anbettelten und störten.
Die Geschlechtsbestimmung laut DNA-Analyse ergab ein Männchen und ein Weibchen.
Ich konnte beide innerhalb unserer AG Weichfresser e.V. vermitteln. Das alte Paar kam zu einem tschechischen Freund, da die lauten Rufe meiner Nachbarschaft zu unangenehm waren.
Chinagraubauchhäherlinge sind ideale Vögel für eine große Voliere. Ihr interessantes Verhalten lädt den Beobachter zum Verweilen ein. Wer diesem Pflegling die richtigen Voraussetzungen bietet, wird lange viel Freude und sogar regelmäßig Nachwuchs haben.
Der Artikel erschien in der Zeitschrift „Gefiederte Welt“ Heft 8/2019, Seiten 8 – 10