28 Jul, 2017

Blaukehl-Hüttensänger

Der Blaukehl-Hüttensänger

(Sialia mexicana)

Ordnung : Sperlingsvögel / Passeriformes

Familie: Drosseln – Turdidae

Im folgenden Beitrag wurde die ältere Schreibweise „Blaukehlhüttensänger“  statt „Blaukehl-Hüttensänger“ verwendet.

Einleitung:
Der zur Gattung Hüttensänger (Sialia) gehörige Blaukehlhüttensänger (Sialia mexicana) bewohnt halboffene Landschaften im westlichen Nordamerika. Er ernährt sich fast ausschließlich insektivor, erbeutet von einem Ansitz aus vorbei fliegende oder auf dem Boden befindliche Kerbtiere. Verschiedene Beeren runden das Nahrungsangebot in Herbst- und Wintermonaten ab.
Zum ersten Mal wurde ich 2008 auf den Blaukehlhüttensänger aufmerksam. In einer Anzeige im Tierflohmarkt bot ein Belgier 4,5 Tiere blutsfremd an. Natürlich recherchierte ich sofort, was ich im Internet über diese Gefiederten finden konnte und verliebte mich hier schon ein wenig! Seit dieser Zeit werden immer regelmäßiger Blaukehlhüttensänger angeboten und die Preise relativieren sich mit jeder Nachzucht.
2012 kam ich zu einem Geschwisterpaar, welches noch im Jugendkleid in sein neues Domizil einzog.

Aussehen:
In Amerika wird dieser Vogel mit “Western Bluebird” (= westlicher Blauvogel) recht treffend benannt. Ich denke, die hier gezeigten Bilder vermögen sein Aussehen besser beschreiben, als ich dies kann.

Verhalten:
Faszinierend war es, als meine damals neu erworbenen Tiere den Weg in die Außenvoliere fanden, nachdem sie zwei Tage im Inneren blieben. Auf einem Stuhl vor der Voliere sitzend, konnte ich das interessante Treiben genauestens beobachten. Am meisten begeistert mich der Flug, besonders wenn sie Jagd auf Fluginsekten machen, die sich in die Außenvoliere verirren. Selbst ein senkrechtes Starten und Auffliegen vom Boden meistert dieser Weichfresser problemlos. Bei Schau- und Verfolgungsflügen zeigen diese Vögel ihr ganzes Können. Manchmal dachte ich, gleich wird irgendetwas passieren, wenn die beiden sich durch die Voliere trieben. Selbst eine Rolle habe ich beobachten können – unglaublich. Kurzzeitiges “Stehen” in der Luft ist ebenso wenig schwierig, wie das durch das Gestrüpp zu fliegen. Als Ansitzjäger sieht man den Blaukehlhüttensänger häufig exponiert sitzend und ständig nach Insekten Ausschau haltend. Er ist sehr aufmerksam, wenig scheu und friedlich.
Vergesellschaftet wurden beide mit einem Paar Sonnenvögeln in der Winterperiode. Beide Paare verhielten sich vollkommen konfliktfrei. Manchmal konnte ich sehen, dass sie sogar gemeinsam nach Insekten jagten oder die auf den Volierenboden geworfenen Mehlwürmer und Zophobas aufnahmen.
Sehr lebendig ging es in der beginnenden Brutperiode zu. Wechselnde, mitunter heftige Verfolgungsjagden des Paares ließen mich sorgvoll in die Voliere blicken. Ein Telefonat mit dem Züchter beruhigte mich, da dieses Verhalten zur Einstimmung dazu gehören soll. Dieses Ritual legte sich aber nach drei Wochen.
Sie schliefen von Anfang an geschützt zwischen Kiefernzweigen, jedoch nie zusammen, wie z.B. die Sonnenvögel, aber nah beieinander. Auch wenn ihnen der Zugang zur Innenvoliere nie verwehrt wurde, schliefen beide draußen, im besagten Schutz der Äste.

Ernährung:
Ein handelsübliches Weichfresserfutter von Orlux, Uni pate, angereichert mit getrockneten Bachflohkrebsen, Vitakalk, Bierhefe und Spirulina bildet den Grundstock der Ernährung. Natürlich, ganz besonders vor und während der Brutperiode, dürfen diesen Vögeln Futterinsekten nicht vorenthalten werden, zumal ohne eine erfolgreiche Aufzucht der Jungtiere nicht möglich wäre. Bei mir bekommen alle meine Weichfresser gefrorene Pinky´s, Buffalos, Heimchen, Wachsmottenlarven und Drohnenbrut, die ich unter das Trockenfutter mische, nur so viel, wie die Tiere innerhalb eines Tages fressen. Lebend erhalten sie Zophobas, weiße Mehlwürmer und das, was die Insektenfalle des Nachts fängt, in einem Extranapf oder auf den Boden der Außenvoliere geworfen.

Haltung:
Der Blaukehlhüttensänger ist ein sehr geschickter Flieger, dem man unbedingt Rechnung in Bezug auf seine Unterkunft tragen sollte. Bei mir misst diese 4x1x2m (lxbxh) im Außenbereich, die Innenvoliere 1,2x1x2,2m. Ich denke, für diesen Pflegling wären hohe Volieren idealer, da sie immer die höchsten Sitzplätze aufsuchen. Ihr Domizil sollte nur spärlich bepflanzt werden, da sie als Ansitzjäger Insekten aller Art, wie eingangs erwähnt, auch am Boden aufnehmen. Eine Thuja, ein Haselnussstrauch und eine Eiche befinden sich in der Außenvoliere.

Zucht:
Die Zucht des Blaukehlhüttensängers ist nicht so schwer wie bei anderen Weichfressern. Dem Paar stellte ich am 20.04. einen Naturstamm (von 25cm Höhe, einem Durchmesser von 18cm) im Außenbereich zur Verfügung, der sofort inspiziert wurde. Fast zeitgleich stimmten sich beide mit rasanten Verfolgungsflügen ein, bei denen die Tiere sehr ruppig zueinander sein können. Anfangs dachte ich dem Hahn die Flügel stutzen zu müssen, doch auch die Henne stieg in dieses “Warmwerden” mit ein und war teilweise noch rabiater als ihr Gatte. Es ging sogar so weit, dass die Vögel im vollen Flug an einander stießen und als Knäuel auf dem Boden landeten. Als Vogelhalter stellt man sich eine beginnende Brutperiode anders vor. Da dies bei den Hüttensängern normal scheint, (da ich gleiches bei Rotkehlhüttensängern beobachten durfte) ließ ich das Paar ungestört, war jedoch jederzeit bereit, einzugreifen, sobald einer der beiden abgekämpft im Gebüsch nach Deckung suchte.
Der Niststamm wurde jetzt regelmäßig aufgesucht und die Henne begann mit dem Nestbau.
Am 18.05. wurde das erste Ei gelegt. Vier weitere sollten im Abstand von einem Tag ein Fünfergelege komplettieren. Nach acht Tagen wurde meine Neugierde immer größer und ich durchleuchtete das Gelege. Alle Eier waren unbefruchtet; ich beschloss jedoch, sie dennoch im Kasten zu belassen. Nach 20 Tagen entnahm ich das Gelege. Störungen während der Brutzeit nahm mir das Paar nie übel, obwohl die Henne sofort aus dem Kasten kam, wenn ich zum Wässern die Außenvoliere aufsuchte.
Die zweite Brut begann die Henne mit dem Legen des ersten Eies am 16.06.. Von den vier gelegten waren drei befruchtet! Die Henne saß nun fester als beim ersten Versuch. Am 04.07. schlüpften drei Jungtiere. Eine Woche später schaute ich mit großem Erwarten ins Nest und stellte leider fest, dass eines der drei Kleinen weg war; das unbefruchtete Ei entnahm ich. Auch der Hahn beteiligte sich an der Aufzucht. Die Jungtiere entwickelten sich prächtig, fast täglich schaute ich nach ihnen. Am 21.07. waren die Blaukehlhüttensänger voll befiedert, drei Tage darauf flogen die Nestlinge behände aus. Von Anfang an zeigten diese Flugkünstler, welches Geschick ihnen angeboren ist. Nach drei Wochen sah ich, dass sie die angebotenen Futterinsekten im Außenbereich aufnahmen.

Ausklang:
Der Blaukehlhüttensänger gehört mittlerweile zu einem der meistnachgezogenen Weichfresser, ist leicht zu halten, zutraulich und sogar mit nicht zänkischen und zu kleinen Vögel zu vergesellschaften. Es bedarf natürlich, wie bei jedem unserer Pfleglinge, genaues Beobachten und adäquates Reagieren. Ich kann selbst dem Anfänger in der Weichfresserhaltung diesen bezaubernden Gefiederten nur wärmstens empfehlen!

Sascha Fischer
Oktober 2016
Der Bericht erschien in der „VZE-Vogelwelt“ Heft 2013