Bartmeise
Bartmeise
Nachstehender Bericht wurde mit freundlicher Genehmigung den AZN 12/2001 entnommen. Autor: K. G. Viet; Fotos: B. Simon
Ordnung: Passeriformes
Familie: Bartmeisen – Panuridae
(früher Familie Paradoxornithidae bzw. Timaliidae)
Wissenschaftlich: Panurus biarmicus
Panurus biarmicus hat 3 Subspezies
* Panurus biarmicus biarmicus
Panurus biarmicus occidentalis
* Panurus biarmicus russicus
* Panurus biarmicus kosswigi
Englisch: Bearded Parrotbill
Französisch: Panure à moustaches
Niederländisch: Baardmannetje
Verbreitung/Systematik
Die Bartmeise kommt im Südosten Europas, Dänemark, Großbritannien, in einigen Teilen Mittelasiens und in Deutschland vor. Sie wird von einigen Leuten auch Rohrmeise oder Sumpfmeise genannt. Sie lebt paarweise oder in kleinen Familien und hält sich hauptsächlich in Schilfgebieten auf.
Beschreibung
Das Männchen ist am Oberkopf und Nacken achatgrau, hat einen gelben Schnabel und an der Wange den typischen Bartstreifen. Das untere Schwanzgefieder ist schwarz. Die Irisfarbung variiert zwischen gelblich bis oranger Tönung.
Das Weibchen hat einen dunklen Schnabel, keinen Bartstreifen und die unteren Schwanzdeckfedern sind hellbraun, der Kopf ist graubraun, wobei es eine Unterart gibt, die einen dunkleren Kopf hat. Der letztere Typ hat meistens Strichelungen auf Kopf und Rücken, ist in der Färbung intensiver und vom Körper etwas kleiner als die hellere Form. Alle Bartmeisen haben ein seidiges Gefieder, runde Flügel und einen langen Schwanz. Ihre Fußgelenke sind sehr stark, damit sie sich im Schilf gut festhalten können.
Verhalten /Nahrung
Bartmeisen halten immer Kontakt zu ihren Artgenossen, indem sie laut „schien schien“ rufen. Gerne sitzen sie eng aneinander gekuschelt, wenn sie schlafen wollen oder es etwas kälter wird. Sie haben ein gutes Sozialverhalten.
Die Nahrung der Bartmeise im Winter besteht hauptsächlich aus Samen und kleinen Insekten. Ab Frühjahr bis Sommer nimmt der Anteil der Insekten stark zu. Sie scharren gemeinsam auf dem Boden, wie die Hühner.
Haltung/Zucht
Ich halte und züchte mit vier Bartmeisenpaaren, die ich in verschiedenen Außenvolieren mit jeweils dazugehörendem Schutzraum untergebracht habe. Im Herbst stelle ich schon meine Paare zusammen. Das erste Paar ist in einer Voliere mit den Maßen 4 x 1,30 x 2 m zusammen mit einem Rotbauchniltava- und einem Magellanzeisigpaar beheimatet. Bepflanzt war die Außenvoliere mit einem Holunderbusch und einigen Blumen. Das zweite Paar befand sich alleine in einer Voliere mit den Maßen 4 x 1,20 x 2 m. In der nächsten Voliere (gleiche Maße wie Voliere 2) hatte ich das dritte Pärchen mit einem Spiegelrotschwanzpaar untergebracht. Paar Nr. 4 war zusammen mit 3 Rostkappenschwanzmeisen und einem Magellanzeisigpaar in einer Voliere von 4 x 1,60 x 2 m.
Ausgestattet waren alle Volieren mit Weidensitzstangen, die ich waagerecht und senkrecht angebracht habe und mit Lampen, die nur je 5 Watt verbrauchen, um damit nachts Insekten anzulocken, die dann morgens von den Vögeln gefangen werden konnten. Mit einer Zeitschaltuhr legte ich die Leuchtdauer der Lampen von 23 Uhr bis 5 Uhr fest. Im Winter füttere ich meinen Bartmeisen hauptsächlich Spitzsaat, Grassaat, Feinsämereien, Hirse, pro Paar ca. 10 Mehlwürmer und etwas, Weichfutter. Die Bartneisen nehmen sehn gerne mein selbsthergestelltes Weichfutter an. Ich benötige dafür 500 g gemahlenen Bisquit, 500 g Haferflocken, 500 g Weizenkleie, 2 Becher gekörnter Hüttenkäse, eine Tasse Öl, je 1 Kaffeetasse Beoperlen und Sausage Rusk (beides 1/2 Stunde in Wasser eingeweicht), etwas Bierhefe und Korvimin, eine Handvoll (Baby-) Milchpulver und etwas Wasser. Ich verrühre alle Zutaten miteinander und gebe noch soviel Wasser hinzu, bis die Masse erdkrümelig ist. Nun friere ich das Weichfutter portionsweise ein und kann so den Vögeln täglich frisches Futter anbieten.
Außerdem gebe ich an Lebendfutter noch Mehlwürmer, Pinkymaden und für die Rotbauchniltavas Heimchen.
Ab Mitte Januar fange ich an, das Körnerfutter etwas zu reduzieren und den Anteil von Weichfutter und Lebendfutter (Mehlwürmer, Pinkys und Buffalos) langsam bis Ende April auf über 90 % zu erhöhen. Die Bartmeisen kommen jetz in Brutstimmung. Als Nester biete ich ihnen Kaisernester und Halbhöhlen und als Nistmaterial Heu, Kokosfasern,
Scharpie, Moos, Schilfblätter und Birkenästchen. Das Bartmeisenmännchen balzt das Weibchen an, indem er seinen Körper etwas erhöht und versucht, sich dem Weibchen zu nähern. Wenn eine Harmonie zwischen den Tieren besteht, verhält sich das Weibchen ähnlich. Das Männchen hält sich mit dem Schnabel am Kopf oder Nacken des Weibchens fest und die Kopulation beginnt.
Die Nester von den Bartmeisen wurden bei mir hauptsächlich in den Kaisernestern gebaut. Als Untergrund nahmen sie Schilfblätter und Birkenzweige, danach eine Lage Kokosfasern. Die Nester waren sehr stabil. Es wurden 5-6 weiße Eier mit bräunlichen Punkten gelegt. Ein Ei hat ca. eine Größe von 17 x 14 mm. Ab dem vierten Ei wechseln sich Weibchen und Männchen bei der Brut ab. Nach 13 Tagen Brutdauer schlüpfen dann die Jungvögel. Ich kann es immer gut daran erkennen, wenn die Elterntiere die Eierschale in einen Futter- oder Wassernapf abgelegt haben. Dann füttere ich kleine Mehlwürmer, Pinkys und Buffalos in größeren Mengen. Außerdem habe ich im Juni noch in jedem Abteil einen Jutesack mit Fischresten aufgehängt, um damit auch viele Mücken anzulocken, die teilweise auch von den Bartmeisen verfüttert wurden. Mein Lebendfutter feuchte ich zweimal in der Woche mit Lebertran an und bestreue es zusätzlich mit Korvimin und Bierhefe, um so eventuelle Knochenkrankheiten bei Weichfressern vorzubeugen.
Wenn das Männchen mit Futter im Schnabel zum Nest kommt um die Jungen zu füttern, verlässt das Weibchen das Nest zur Futtersuche. Kommt das Weibchen zurück, verlässt das Männchen wieder das Nest. In den ersten 5 Tagen werden die Jungen noch sehr viel gehudert. Mit 4 Tagen werden sie mit 2,8 mm geschlossenen Pflichtringen beringt. Die Ringe habe ich vorher mit Hansaplast beklebt, damit die Ringe die Hautfarbe der Beine haben und sie nicht mehr glänzen. Somit erkennen die Bartmeisen den Ring nicht, und er wird nicht mehr abgezogen. Mit ca. 6-7 Tagen bekommen die Jungen ihr Gefieder und mit 12-16 Tagen fliegen sie aus. Man kann schon in diesem Stadium ein Männchen an einem gelben Schnabel und ein Weibchen an einem dunklen Schnabel erkennen.
Nachdem die Jungen das Nest verlassen haben, beginnt das Weibchen erneut mit dem Nestbau und das Männchen übernimmt jetzt überwiegend die weitere Aufzucht. Um die zweite Brut nicht zu stören, setzt man die Jungen nach 30 Tagen ab. Nach 50-60 Tagen Jugendvollmauser wird der Kopf zuletzt gemausert. Danach sieht man keinen Unterschied mehr zwischen Jung- und Altvögeln.
Erwähnen möchte ich noch, dass ich alle Vögel ab dem 20. Dezember in die Innenabteile einsperre, damit sie sich zu Silvester nicht zu sehr in den Außenvolieren erschrecken und sich verletzen oder sogar durch den Stress sterben.
Außerdem möchte ich noch kurz über ein besonderes Erlebnis berichten. Ich hatte im Juli die Möglichkeit, mit einem „Vogelzähler“ in einem Schilfgebiet Bartmeisen in der freien Natur an vier verschiedenen Punkten zu hören. Außerdem haben wir noch eine Kolonie Uferschwalben und eine Schafstelze gesehen. Bis zu diesem Zeitpunkt wusste ich nicht, dass Bartmeisen in so großer Zahl in Ostfriesland in der freien Natur vorkommen.
Für mich ist es ein großer Erfolg, dass ich mit meinen vier Bartmeisenpaaren 20 Junge züchten konnte, was sich auch der Mithilfe meiner Frau zu verdanken habe, die die Vögel während meiner Arbeitszeit versorgt hat. Ich hoffen, dass ich mit diesem Zuchtbericht einigen Züchtern hilfreiche Tipps geben konnte.