Gedanken zur abwechsungsreichen Ernährung
Gedanken zu abwechslungsreicher Ernährung
Beitrag und Fotos: Andy Fuchs
Es wird immer wieder davon berichtet, dass man seine Vögel abwechslungsreich füttern soll. Das sollten wir inzwischen eigentlich hinbekommen. Sie artgerecht zu ernähren wird wohl leider nicht immer realisierbar sein, da uns die Futterarten, die die Vögel in ihren jeweiligen Heimathabitaten fressen, einfach nicht zur Verfügung stehen.
Angefangen habe ich meine Vogelhaltung, wie viele andere Vogelhalter, mit Nymphensittichen und Agaporniden. Als Futter bekamen sie die handelsüblichen Körnermischungen und weil man ja ein gutes Herz hat, die verschiedenen Leckerstangen mit Honig und was weiss ich noch allem drauf. Ab und zu ein Stück Apfel oder Karotte, welche meist gar nicht beachtet oder angerührt wurden. Da ich mich inzwischen mit Weichfressern beschäftige, musste ich, was die Fütterung anbelangt, völlig neue Erfahrungen sammeln. Zu Beginn haben wir selbst viel herumexperimentiert und mit Kollegen diesbezüglich gesprochen. Inzwischen habe ich meinen Weg gefunden und möchte an dieser Stelle einmal etwas auf unsere Methoden bei der Fütterung unserer Vögel eingehen.
Ich weiß nicht für jeden meiner Vögel gezielt, was er an Mineralien oder Vitaminen in welcher Menge benötigt. Ich versuche aber die Tiere so zu ernähren, dass sie möglichst viel von dem abbekommen, was sie benötigen. Nun gibt es im Handel für fast alle Vogelarten fertige Futtermischungen, die vollwertig sind und eigentlich alles beinhalten, was ein Tier braucht. Schön und gut, aber täglich dasselbe auf dem Teller??? Wer möchte das schon. Ein halber Apfel, auf einen Ast gespießt, finde ich auch nicht wirklich einen großen Beitrag zur abwechslungsreichen Ernährung.
Sittiche und Kleinpapageien:
Unsere Sittiche und Kleinpapageien bekommen täglich neben der Körnermischung eine Früchte- und Gemüsegrundmischung wie auf Bild 1
dargestellt. Diese Mischung beinhaltet Äpfel, Bananen, Birnen und viele weitere gerade erhältliche Früchte, sowie Karotten, Blumenkohl, Tomaten, Salatgurken, Essiggurken und weitere Gemüse. Meistens gibt es die Mischung so pur. Als erste Erweiterungsstufe kann man nun entweder frische oder getrocknete Kräuter hinzugeben, wie auf Bild 2 ersichtlich.
Selbstverständlich geben wir manchmal auch vom Weichfresserfertigfutter auf diese Mischung oder wir ziehen Hundeflocken, Original oder grob gehackt, darunter (Bild 3). Auch Beoperlen grob gehackt kann diese Früchtemischung aufwerten (Bild 4). Je nach Gattung werden diese Varianten unterschiedlich gut akzeptiert. Es gilt hier halt, einfach auszuprobieren, was den Vögeln schmeckt. Die Vielfalt an Früchten und Gemüsen, die verfüttert werden können, ist sehr gross und indem man noch Sorten dazu nimmt, die vorher gegart werden müssen (z.B. Blumenkohl oder Broccoli), kann man das Angebot stetig erweitern.
Stare und andere Weichfresser:
Für unsere Weichfresser, übrigens alle ungefähr in Starengröße, haben wir ebenfalls eine Grundmischung wie oben schon beschrieben, nur kleiner und feiner geschnitten (Bild 5).
Hier geben wir zusätzlich noch in kleine Würfel geschnittenes Fleisch hinzu, sei das als gehacktes Schweins- oder Rindfleisch, gehacktes Rinderherz, kleingeschnittene Cocktailcrevetten oder manchmal auch die Wurst, die es für Hunde oder Katzen zu kaufen gibt. Ebenso kann man die Mischung mit Bachflohkrebsen aufwerten. Daneben bekommen die Weichfresser ebenfalls noch spezielle Beigaben wie fein geschnittener Lauch, Chicoree oder andere Salate. Als Fertigmischungen für Weichfresser nutze ich heute Uni Pattee Premium und Insect Pattee, sowie das Honigfutter von Claus. Das sind natürlich nur meine speziellen Sorten. Jeder Weichfresserhalter wird hier seine eigenen Erfahrungen gesammelt haben. Die Grundmischung für unsere Stare besteht nun täglich aus dieser Früchte- und Gemüsemischung (auf Bild 5 ersichtlich), die mit mindestens einem Fertigfuttermittel durchmischt wird. Natürlich wechseln wir hier ab, manchmal bekommen sie auch zwei oder alle drei Fertigfuttermischungen gleichzeitig. Auf Bild 6 sieht man oben die jeweilige Mischung im Original und darunter jeweils die Version in die Früchte gemischt.
Schon in der Grundversion stellen diese Mischungen optisch völlig unterschiedliche Futter dar. Als erste Steigerung kann auch hier mit Kräutern aufgewertet werden. Als getrocknete Kräuter aus dem Glas im Winter oder als frische gehackte Kräuter im Sommer (wobei auch Vogelmiere oder Löwenzahn etc. verwendet werden können, Bild 8). Ebenso wie bei den Sittichen verfahren wir bei den Weichfressern mit den Hundeflocken. Nur geben wir sie hier entweder grob oder fein gehackt, dasselbe gilt auch für die Beoperlen. Beoperlen mögen zwar eine vollwertige Nahrung darstellen, als alleiniges Futter verabreicht, nur damit die Vögel in der Stube etwas weniger flüssigen Kot absetzen, empfinde ich sie persönlich als Tierquälerei. Unter das Futter gemischt können sie durch aus für Abwechslung in der Ernährung sorgen. Da sie unterschiedlich angenommen werden, gebe ich sie entweder völlig intakt, grob gehackt oder total fein gemahlen in die Grundmischung.
Bild 7 stellt bei Beoperlen und Hundeflocken die unterschiedlichen Stufen dar in die die Futtermittel gehackt werden können. Auf diese Weise nimmt jeder Vogel in irgendeiner Form die Perlen auf. Das gilt übrigens für die gesamte Fütterung. Durch die vielen verschiedenen Optiken, die ein Frucht- oder Gemüsestück haben kann, werden manchmal auch Teile aufgenommen, die sonst nicht akzeptiert werden. Natürlich gilt auch das umgekehrte. Manchmal werden sonst akzeptierte Teile liegen gelassen, weil halt die Farbe nicht mehr stimmt. Anstelle von Kräutern, Hundeflocken oder Beoperlen kann man die Früchte natürlich auch nur mit Honig beträufeln und dann die Fertigmischung dazugeben. Häufig gebe ich über die Früchte und Gemüse auch Zitronensaft oder Olivenöl.
Natürlich kann die Fütterung noch weiter variiert werden. Ab und zu lasse ich die Hundeflocken oder Haferflocken beispielsweise über Nacht in Olivenöl eingelegt, damit sie sich vollsaugen können. Hie und da greife ich beim Einkaufen auch noch auf die Bäckereiwarenabteilung zurück und besorge gemahlene Haselnüsse, gemahlene Kokosnuss oder ähnliches, um es über die Futtermischung zu geben. Das gilt ebenso für Joghurt oder Hüttenkäse. Auch über Nacht in Wasser eingelegte Rosinen sind sehr beliebt. Zu guter Letzt kommt es manchmal auch vor, dass ich eine Pfanne Reis koche, natürlich ohne zu salzen. Das gebe ich über die nächsten Tage verteilt ebenfalls ins Futter.
Früher fütterten wir häufig auch gehackten Knoblauch, wir kauften jeweils die Gewürzgläser für die Küche, was allerdings erheblichen finanziellen Aufwand bedeutete. Nun habe ich in der Hundeabteilung eines Futterlieferanten aber Knoblauch gefunden, welcher in Kilodosen angeboten wird. Ebenso gebe ich den Staren ab und zu fein gemahlene Hibiskusblüten ins Futter. Diese habe ich in der Reptilienabteilung entdeckt. Ursprünglich habe ich die Blüten zwar für die Feuerflügelsittiche besorgt, inzwischen gebe ich sie aber auch gemahlen ins ganze Futter. Man sieht also, dass für eine abwechslungsreiche Ernährung durchaus auch auf Futtermittel für Hunde, Katzen oder Reptilien zurückgegriffen werden kann.
Diamanttauben, Perutäubchen und Napoleonweber:
Selbst für diese Gattungen haben wir die Ernährung nach obigem Schema angepasst. Die Früchte- und Gemüsesorten werden noch etwas feiner geschnitten. Wegen der Tauben wird auf Saures hier vollständig verzichtet (auch keine Orangen, Mandarinen etc.). Diese Mischung wird mit Weichfresserfutter gestreckt, manchmal geben wir auch fein gemahlene Beoperlen oder Kräuter dazu. Auf diese Mischung geben wir dann einfach noch etwas Wellensittich- und Kanarienvogelfutter als Körnerfutteranteil obendrauf.
Leider wird Sand oder Mineralien, separat angeboten, von den Vögeln nicht richtig aufgenommen. Aus dem Grund mische ich auch in regelmäßigen Abständen beides ebenfalls in die Futtermischung, so dass hier quasi eine Zwangsverabreichung besteht.
Natürlich ist es notwendig, daneben trotzdem noch Picksteine, Sepiaschalen, Vogelgrit oder andere benötigte Zusatzstoffe zu verabreichen. Darauf, oder auch auf die Gabe von speziellen Futtermitteln, wie zum Beispiel Insekten, gehe ich hier bewusst nicht ein, ansonsten würde der Rahmen wohl gesprengt werden. Jeder Vogelhalter hat aber durchaus die Möglichkeit, diese Ernährung an die spezifischen Bedürfnisse seiner eigenen Schützlinge anzupassen.
Der Aufwand selbst mag sich vielleicht im Moment wahnsinnig anhören. Wir füttern unsere Tiere aber über den Mittag, wenn wir von der Arbeit nach Hause kommen und das klappt ganz gut. Wenn es einmal wirklich schnell gehen muss, kann man die Mischung übrigens auch am Vorabend vorbereiten.
Gefahren:
Bei einer Fütterung nach dieser Methode besteht natürlich auch ein gewisses Gefahrenpotential. Als erstes muss man der Eisenspeicherkrankheit (Hämosiderose) Beachtung schenken. Bei dieser Krankheit wird Eisen im Körper nicht richtig abgebaut und setzt sich vorwiegend in der Leber, in selteneren Fällen auch in der Milz ab. Die Krankheit führt zu einer veränderten Leber und kann mit dem Tod enden. Besonders anfällig auf die Hämosiderose sind beispielsweise Beo’s und Tukane. Diese Gattungen sollten also vornehmlich mit speziellen eisenarmen Diätfuttermitteln (Eisengehalt < 40 ppm) ernährt werden. Aber auch in Früchten und Gemüsen können Gefahren in Form von Toxinen lauern, beispielsweise Persin in Avocados. Auch der Fettgehalt von Früchten sollte nicht unterschätzt werden, wobei hier die Avocado mit fast 14% unangefochten an der Spitze liegt.
Dieser Beitrag ist in der Zeitschrift «Gefiederter Freund» Ausgabe Nr. 7/2011 erschienen.
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