Schamadrossel – Haltung und Vermehrung
Schamadrossel – Haltung und Vermehrung (Copsychus malabaricus)
Der Name „Schamadrossel“ ist veraltet, wird von den Vogelliebhabern aber immer noch verwendet. Diese Art ist auch nicht mehr der Familie der Drosseln (Turdidae) zugeordnet, sondern wird in der Familie der Schnäpperverwandten (Muscicapidae) aufgeführt. Hier findet man sie mit ihrer jetzigen Bezeichnung Weißbürzelschama Kittacincla malabarica (syn.: Copsychus malabicus). Siehe „Artenliste“. (Ergänzung: Januar 2020)
Text und Fotos: Sascha Fischer (2019)
singendes Männchen
Einleitung:
Ohne Zweifel gehört die Schamadrossel zu den bekanntesten Volierenvögeln, ziert ihr Abbild doch als Logo den einen oder anderen Vogelverein und soll somit Sinnbild einer reichen Vogelwelt sein.
Die Schamadrossel wird schon lange in Käfigen und Volieren gepflegt. Es ändert sich bei uns die Haltungsform in eine möglichst artgerechte Unterbringung in geräumigen Volieren.
Aufgrund ihrer Popularität wird sie heute in den Heimatländern stark verfolgt und für den Markt immer noch massenhaft der Natur entnommen und in kleinen Käfigen gehalten, um die Besitzer mit ihrem wunderschönen Gesang zu erfreuen. Nicht nur die Schamadrosseln, auch andere Singvögel findet man auf den riesigen Vogelmärkten. So verstummen die Wälder (Silent Forest) im Süden Asiens immer mehr.
Importe finden heute nur noch sehr selten nach Europa statt, sodass wir ein besonderes Augenmerk auf die Vermehrung in Gefangenschaft haben müssen.
Folgender Bericht soll den Leser anregen, sich diesem Pflegling zu widmen und Zweifel und Vorurteile zu beseitigen.
Haltung:
Die Schamadrossel besticht nicht nur durch ihr attraktives Äußeres und ihren fantastischen Gesang, sie ist sogar „gesellschaftsfähig“! Jede Haltung von Vogelgemeinschaften setzt ein verständiges Beobachten voraus! Nicht alle Vögel sind gleich und die individuellen Charaktereigenschaften machen ein Zusammensetzen immer zu einer spannenden Zeit für den Vogelhalte.
Schamadrosseln sind in ihrem Ursprungshabitat Einzelgänger, jedoch überschneiden sich die Reviere der Männchen und der Weibchen, sodass ein regelmäßiger Kontakt der Tiere stattfindet. Zur Brutzeit singt das Männchen den ganzen Tag, um ein Weibchen für sich zu gewinnen.
In der Haltung sind wir gefordert, das natürliche Verhalten zu fördern und ein Habitat in Miniformat nachzuempfinden. Mir ist durchaus bewusst, dass wir in unserer Volierengestaltung niemals alle Bedürfnisse der Vögel decken können!
So ist es von Vorteil die Paare einzeln unterzubringen. In einer bepflanzten Voliere kann man bodendeckende Pflanzen weglassen. Die Schamadrossel ist ein Vogel, der sich viel in Bodennähe aufhält. Hier findet sie ihre Nahrung, die sie u.a. im Laub sucht. Insekten, jeglicher Art werden hier erbeutet. Ich werfe regelmäßig Mehlwürmer ins Laub. Selbst an Tagen, an denen ich nichts hier anbiete, drehen sie fast jedes Blatt um.
Als Grundmaße sollen 3x1m nicht unterschritten werden! Auch in der Höhe sind Volieren von 2,5 – 3m ideal.
Sitzäste sind in allen Bereichen anzubringen. Ich kann ganz oft beobachten, wie meine Schamadrosseln sich auf den untersten aufhalten. Besonders dort, wo überhängendes Astwerk den Tieren einen Schutz bietet.
Empfehlen kann ich ebenfalls, die Volieren zu überdachen. Besonders Jungtiere sind bei starkem Regen hinfällig.
Als wärmeliebender Weichfresser darf die Schamadrossel keiner dauerhaften Kälte ausgesetzt werden. Bei 5°C sieht man deutlich, dass sich die Vögel nicht wohl fühlen.
Ernährung:
Schamadrosseln sind Insektenfresser und brauchen das ganze Jahr über nötige Futtertiere. Diese werden sowohl lebend, als auch gefrostet verzehrt.
Als Frostinsekten verwende ich Pinkys, Buffalos, mittlere Heimchen und Soldatenfliegen, als auch Schokoschaben in der Brutzeit.
Mehlwürmer, Buffalos und gelegentlich Zophobas werden unter die Futtermischung gebracht.
Siehe auch Artikel: Meine Erfahrungen mit der Ernährung von Weichfressern.
Zur Brutzeit, und das ist mir besonders wichtig, müssen Heimchen angeboten werden. Zusätzlich reiche ich ihnen frisch gehäutete Mehlwürmer und Zophobas.
das Weibchen
Vermehrung:
Um ein gutes Paar zu erhalten, kann man zwei blutsfremde Jungtiere zusammen unter Beobachtung setzen. Nur selten kommt es zu Verfolgungsflügen von Seiten des Männchens. Sollte tatsächlich eine Disharmonie festgestellt werden, sind die Vögel schnellstmöglich zu trennen und in Blick- und Rufweite zu setzen.
Beim Zusammensetzen ausgewachsener Tiere ist gleich zu verfahren. Wenn das Weibchen Strophen des Männchens imitiert, können beide zusammengebracht werden. Wichtig ist, dass das Männchen zum Weibchen kommt. Auch hier kann es anfänglich rabiat zu gehen. Aneinander gewöhnte Tiere zeigen keinerlei aggressives Verhalten.
Als Höhlenbrüter nehmen sie geschlossene, als auch halboffene Kästen zum Nestbau an. Diese sind so anzubringen, dass sie geschützt vor direkter Sonneneinstrahlung, als auch vor Nässe sind.
Grobe Materialien, wie trockenes Laub, kleine Äste, Heu nimmt die Schamadrossel für den „Grundstock“ des Nestes, gefolgt von feineren, wie Hanf- und/oder Sisalfasern.
Schamadrosseln legen zwischen 3 und 5 Eiern, im Abstand von einem Tag. Diese werden ausschließlich vom Weibchen 12 bis 14 Tage bebrütet. Meist ab dem 3./4. Ei, sodass sie gemeinsam schlüpfen.
geschlüpft
Ab diesem Zeitpunkt versorgt das Männchen liebevoll seine Jungen, indem er die bettelnden Schnäbel mit o.g. Insekten füllt. Der Kot der Jungen wird unmittelbar nach dem Entleeren weggetragen und weit vom Nest fallen gelassen.
11-13 Tage dauert der Aufenthalt im Nest, dann wird die Neugier in die Welt außerhalb des Kastens größer und die Jungen fliegen aus.
wenige Tage alt
Die führsorglichen Eltern kümmern sich weiterhin um den Nachwuchs, während das Weibchen die nächste Niststätte erkundet und baut. Der „alte“ Kasten wird von mir gereinigt. Eine Desinfektion ist nötig, da sich Parasiten gern ansiedeln.
Sobald die Jungen selbstständig Futter aufnehmen, sollten sie aus der Voliere der Elterntiere entfernt werden. Man kann die Geschwister noch für weitere 4 Wochen gemeinsam unterbringen, sollte ab dieser Zeit ein wachsames Auge werfen, da sich die Männchen gegenseitig bedrängen. Dies kann, wie auch bei mir leider geschehen, für unterlegene Tiere auch tödlich enden.
ausgeflogen
Fazit:
Die Schamadrossel gehört zu meinen absoluten Favoriten unter den Weichfressern! Ich kann jedem Freund von insektenfressenden Vögeln diesen faszinierenden Pflegling wärmstens empfehlen!