Diademyuhina
Foto: W. Lantermann
Ordnung: Passeriformes
Familie: Brillenvögel – Zosteropidae
Wissenschaftlich : Yuhina diademata
Englisch : White-collared Yuhina
Französisch : Yuhina à diadème
Niederländisch : DiadeemmeestimaliaEs gibt keine bekannte Subspezies (monotypisch)Nachstehender
Bericht wurde mit freundlicher Genehmigung des Autors: H.-J. Bösche, der Monatszeitschrift der VZE 8/2003 entnommen.
Gelungene Aufzucht von Diademyuhina
Wenn es eine Vogelart gibt, der ich in meiner über 30jährigen Züchterzeit keine Beachtung schenkte, so waren es die Yuhinas. Waren sie doch in den zurückliegenden Jahren nur selten oder gar nicht auf dem Vogelmarkt zu sehen. Durch einen Besuch bei einem Grosshändler im Februar 2002 wurde ich zum ersten Male mit diesen Vögeln konfrontiert. In dessen Außenvolieren flogen mehrere Diademyuhinas herum. Ich war von deren Erscheinungsbild sofort begeistert. So kam es, wie es kommen musste, es wurde zu einem recht günstigen Preis ein Paar Yuhinas gekauft.
Um etwas über diese Vogelart zu erfahren, durchstöberte ich erst einmal meine umfangreiche Vogelliteratur, um am Schluss festzustellen, dass so gut wie gar nichts zu erfahren war. Da ich wusste, dass der Zuchtfreund Wöhrmann schon einmal Diademyuhinas gezogen hatte, rief ich diesen sofort an, um Näheres über Ernährung und Haltung zu erfahren. So hatte ich erst einmal eine Grundlage, auf die ich aufbauen konnte.
Eingewöhnung
Da meine Yuhinas beim Grosshändler in der beheizten Innenvoliere und in der kalten Aussenvoliere herumflogen, hatte ich also, was den Wärmebedarf der Vögel betraf, keine Sorgen. Sie wurden zunächst drei Wochen in Quarantäne in einen separaten Käfig getan. Nach dieser Zeit wurden sie zu den anderen Vögeln in die Voliere gesetzt. Mein Vogelhaus hat eine beheizte Innenvoliere von 2,5 x 1 x 2,5 m und eine überdachte Außenvoliere von 3 x 2 x 2,2 m. An dieser war noch einmal eine Freivoliere von 2 m Breite, 2 m Höhe und I m Tiefe angebaut. Mit in der Gemeinschaftsvoliere flogen 2,1 Maskengimpel, 1,1 Kanarien, 1,1 Rotohryuhina und später 3,2 Gouldamadinen.
Die Eingewöhnung verlief problemlos. Es wurde keinerlei aggressives Verhalten der Yuhinas beobachtet. Sie zeigten aber schon aufgrund ihrer Größe gegenüber den anderen Voliereninsassen ein dominantes Verhalten.
Die Temperaturen in der Innenvoliere lagen im Winter zwischen 12 – 15 Grad. Da die Außenvoliere im Winter mit Glas versehen ist und so einen geschlossenen Raum bildet, betrug die Temperatur in diesem Raum manchmal bei strengerem Frost um die 0 °C. Sie konnten jederzeit beide Räume aufsuchen, was ihrem großen Bewegungsdrang sehr entgegen kam. Wie ich beobachten konnte, hielten sie sich vorwiegend im kälteren Teil der Voliere auf. Selbst bei leichten Minusgraden fühlten sie sich in der Freivoliere wohl.
Aussehen
Die Größe der Diademyuhinas beträgt 15 cm. Der Rücken ist dunkelgrau. Das Bauchgefieder ist von hellgrauer Farbe, welche in Richtung Brust und Kehle dunkler wird und allmählich die Farbe des Rückens annimmt. Die Flügelspsitzen sind schwarz, an Flügelbug und Flügelkante befindet sich ein schmaler weißer Streifen. Auf dem Kopf befindet sich eine graue Haube. Vom oberen Teil des Auges zieht sich über den Nacken ein weißer Streifen, das Diadem. Unter dem Auge an der Wange sieht man eine grauweiße Strichelung. Der Schnabel ist dunkel und wird zur Spitze hin heller. Schnabelrand und -spitze sind gelb. Um die Geschlechter unterscheiden zu können, ist es unbedingt erforderlich, die Vögel mit Farbringen zu kennzeichnen. Dabei sollte helleren Ringen der Vorzug gegeben werden. Meine Yuhinas waren daran zu unterscheiden, dass der weiße Streifen an der Flügelkante beim Männchen etwas breiter war. Auch war das weiße Gefieder des Diadems etwas leuchtender als beim Weibchen. Diese Unterschiede kann man aber nur feststellen, wenn beide Tiere nebeneinander sitzen. Bei einzelnen Individuen lässt sich das Geschlecht nicht bestimmen.
Verhalten
Diademyuhinas sind angenehme Vögel, die ihr Wesen nur in einer großen Voliere entfalten können. Wie bereits erwähnt, verhalten sie sich ausserhalb der Brutzeit friedfertig gegenüber anderen Voliereninsassen, auch gegen kleinere Arten. Aber zur Brutzeit ändert sich das. Da musste ich meine Rotohryuhinas herausfangen, da sie gejagt wurden. Die Vertrautheit zum Züchter hält sich in Grenzen. Die Fluchtdistanz lag nie unter 1,5 m. Da die Yuhinas einen großen Bewegungsdrang haben, sollte man dem auch entgegenkommen und sie nicht in zu kleinen Käfigen sondern in Volieren halten.
Alles wird gemeinsam unternommen. Kaum saß einer allein auf der Stange, kam der Partner und kuschelte sich an ihn. Dieses Kontaktsitzen wurde oftmals mit einer Kraulerei abgeschlossen. Dabei nahm der gekraulte Vogel eine starre Haltung ein und sträubte sein Kopfgefieder steil nach oben.
Ihr Badebedürfnis ist groß. Kaum war frisches Wasser in der Voliere, schon saßen sie als erste darin und badeten so ausgiebig, dass sie kaum noch fliegen konnten. In meiner Voliere steht eine kleine Konifere, die ich oft mit Wasser übergoss. Sobald ich die Voliere danach verließ, flogen die Yuhinas sofort in den Busch, um die an den Zweigen hängenden Wassertropfen aufzunehmen, um so ihren Durst zu stillen. Um die Yuhinas viel mit der Futtersuche zu beschäftigen, schüttete ich gefangene Spinnen und anderes Kleingetier über die Ginster und Kiefernzweige. Sie huschten nun durch das Geäst und hingen nach Art der Meisen mit ihren Köpfen nach unten an den Zweigen.
Ernährung
Als Grundfutter bekamen sie bei mir ein mit Sultaninen angereichertes Weichfutter für Timalien, zusätzlich Äpfel, Kiwis, Ananas etc. Ich konnte aber beobachten, dass die Gaben an Obst weniger Beachtung fanden. Bevorzugt wurden die Sultaninen aufgenommen. Je nach Verfügbarkeit wurden in den Sommermonaten alle Sorten Beeren, Tomaten und Gurkenscheiben angeboten. An animalischer Kost bekamen sie täglich frisch gehäutete Mehlwürmer, Ameisenpuppen, Wiesenplankton und die Drohnen der Biene. Man sollte auch immer einen Napf mit süßen Säften anbieten. Es ist von Vorteil, wenn die Yuhinas in Außenvolieren gehalten werden. So kann manch krabbelndes und fliegendes Insekt den Speiseplan bereichern.
Stimmen
Wer meint, mit den Diademyuhinas einen guten Sänger zu haben, der wird arg enttäuscht. Ein melodischer Gesang ist nicht zu hören. Wenn sie durch die Voliere fliegen, verständigen sie sich mit einem Kontaktruf. Als Warnruf dient ein mehr oder weniger längeres Gezeter.
Nestbau
Im Mai 2002 bauten meine Yuhinas ein verlassenes Maskengimpelnest aus. Nachdem dieses fertig war, wurde einen Monat später in Höhe von 1,5 m erneut ein Nest gebaut. Zu einem Gelege kam es aber nicht. Ab 1. April 2003 wurden die ersten Halme geschleppt. Am 16.4. wurde dann mit dem Nestbau in Höhe von 1,8 m in einer Kiefernastgabel begonnen. Als Basis wurden Wurzeln der Konifere, Vogelmiere und Aquariumfilterwatte verbaut. Auf dieser Grundlage entstand das Nest aus handelsüblicher Kokosfaser. Es ist ein Napfnest mit einem Innendurchmesser von 6 cm und einer Tiefe von 5 cm. Der Nestbau war nach zwei Wochen beendet. Seitlich war es relativ dick verwoben, aber der Boden schien mir doch recht dünn und durchsichtig zu sein. Beobachtungen zeigten, dass die Yuhinas Nestmaterial aus anderen Nestern zogen und bei sich verbauten. So wurden Kokosfasern, die aus dem Nistkasten der Gouldamadinen ragten, entfernt und auch das Maskengimpelnest geplündert. Selbst die Anfänge eines Nestbaus der Rotohryuhinas wurden konsequent zerstört.
Balz
Durch einen Zufall konnte ich am 25.4.03 die Balz der Diademyuhinas beobachten. Dem Tretakt geht erst einmal eine kurze Jagerei von ca. zwei Minuten voraus. Dabei fliegt das Männchen dem Weibchen hinterher und treibt es aufgeregt durch die Voliere. Durch dieses Verhalten kommt viel Unruhe unter den anderen Voliereninsassen auf. Sitzt das Weibchen dann auf der Stange, stellt es seinen Schwanz steil aufwärts und beugt sich mit dem Oberkörper tief nach vorn. Das Männchen hüpft dann mit zur Seite geneigtem Körper an das Weibchen heran. Dabei waren die Flügel im hängenden Zustand und leicht gespreizt. Danach kam es zur Kopulation.
Brut
Nachdem das Nest halbwegs fertig war, gab es immer noch kleine Nachbesserungen. Jetzt fiel mir auf, dass das Weibchen mit leicht gespreizten und hängenden Flügeln auf der Sitzstange saß. Am 4. Mai wurde das erste Ei gelegt. Es hatte eine Größe von 15,6 x 21,9 mm. Nun folgte an jedem Tag eine erneute Eiablage bis das Gelege mit vier Eiern komplett war. Die Farbe der Eier ist hellgrün mit dunkelbraunen Flecken. Beide Partner saßen ab dem ersten Ei auf dem Gelege und teilten sich das Brutgeschäft. Störungen in Nestnähe wurden ignoriert. So konnte ich immer in ca. 80 cm Abstand auf einem Zweig Kolbenhirse für meine Gouldamadinen befestigen. Auch als ich einmal bis zu ca. 30 cm an das Nest herankam, blieb die Yuhina fest darauf sitzen.
Es war am 19. Mai um 12 Uhr. Der brütende Vogel war gerade vom Nest geflogen. Diese Gelegenheit nutzte ich für Nestkontrolle. Es fuhr mir ein Schrecken durch die Glieder. Von dem Gelege fehlte ein Ei. Trotz intensiver Suche war es nicht zu finden. Als ich gegen 16 Uhr erneut die Voliere betrat, bemerkte ich, dass wiederum beide Vögel in der Voliere herumflogen und ein eigenartiges unruhiges Verhalten an den Tag legten. Da stillte ich meine Neugier mit einer erneuten Nestkontrolle und stellte erfreut fest, dass ein Junges geschlüpft war. Am nächsten Tag schlüpfte das zweite Junge. Das noch verbliebene Ei war unbefruchtet und wurde drei Tage später aus dem Nest entfernt. Es ist also eine Brutdauer von 12 bis 13 Tagen anzunehmen.
Die Jungen sind fleischfarben mit dunklen Dunen auf dem Rücken und dem Kopf. Als Futter wurden frisch gehäutete Mehlwürmer, Ameisenpuppen und Drohnen der Bienen gereicht. Als ein besonders gutes Aufzuchtfutter hat sich die Gabe von lebendem Kleingetier, das sogenannte Wiesenplankton, bewährt. Das musste ich nun täglich mit dem Käscher auf der Wiese fangen. Einen Teil dieses Wiesenplanktons schüttete ich über die Konifere, da meine Yuhinas gerne in den Zweigen rumturnen. Der Rest kam in eine von mir gebaute Kiste, wo das Wiesenplankton über einen längeren Zeitraum entweichen kann. So hatten sie den ganzen Tag ihr Futter zu suchen. Die Jungen wurden gut gefüttert und abwechselnd gehudert. Ab fünften Tag konnte man schon die Köpfe über dem – Nestrand sehen. Die Alttiere waren nun gemeinsam auf Futtersuche. Das Hudern geschieht jetzt am Tage nur noch sporadisch. Nach dem Füttern wird im Anschluss der Kot aufgenommen und verschluckt, wie man es auch von manchen Finkenarten kennt.
Um den 7. Tag beginnen die Kiele aufzubrechen. Am 8. Tag erkennt man am Hinterkopf einen halbkreisförmigen weißen Fleck, der einmal das Diadem werden soll.
Bettellaute habe ich während der Nestlingszeit und nach dem Ausfliegen nicht wahrnehmen können. Am 10. Tag waren an den Flügeln noch Kiele zu sehen. Einen Tag später saßen meine beiden Jungen abends auf dem Nestrand. In den letzten drei Tagen hatten sich die Jungen unwahrscheinlich entwickelt. Am frühen Nachmittag des 12. Tages flogen dann die Jungen aus. Für mich als Finkenzüchter war es schön, wieder eine seltene Aufzucht mit viel Arbeit geschafft zu haben.
Foto: H.-J. Bösche
Fazit
Wenn man sich Diademyuhinas anschafft, bedarf es schon ein bisschen Glück, ein Pärchen zu erwerben. Will man dann auch noch auf eine erfolgreiche Nachzucht hoffen, so ist es meiner Meinung nach schon erforderlich, Lebendfutter zu reichen und die Vögel stündlich zu füttern.
Ein wesentlicher Faktor ist auch das Wetter, um das Wiesenplankton fangen zu können. Der Arbeitsaufwand ist riesig, aber was macht das schon, wenn das Ergebnis stimmt.
Autor: Hans-Jürgen Bösche
Veröffentlicht: Gerhard Ritters |