27 Sep, 2017

Guineaturako

Buffonturako         Tauraco persa buffoni     (Buffon´s Tauraco)

(Senegalturako, Buffon-Grünhelmturako)

(Vieillot 1819)

Allgemeingültige deutsche Vogelnamen für Unterarten gibt es nicht. Offiziell heißt diese Turakoart Guineaturako (Tauraco persa).

Die Familie der Turakos (Musophagidae) wurde lange Zeit in der Ordnung der Kuckucksvögel (Cuculiformes) geführt. Nun stellen die Kuckucke und die Turakos eigenständige Ordnungen (Cuculiformes und Musophagiformes).

Der Gattung der Helmturakos (Tauraco), zu denen die Grünhelmturakos gehören, werden 17 Arten zugeordnet.

Die Art Grünhelmturako (Guineaturako) wird in 3 Unterarten gegliedert, die da sind:

Tauraco persa persa,    Tauraco persa buffoni   und   Tauraco persa zenkeri.

 

In diesem Artikel werden meine Erfahrungen in der Haltung und Vermehrung des Tauraco persa buffoni beschrieben.

Grünhelmturakos sind in Afrika, südlich der Sahara, beheimatet. Der Lebensraum des Buffonturakos ist relativ beschränkt auf Gebiete in Mauretanien, Senegal, Gambia und Liberia, was wohl der Ursprung für die Herkunft des deutschen Namen Senegalturako ist. Der wird mittlerweile allerdings relativ selten in Deutschland verwendet. In den Niederlanden ist er noch gebräuchlich. Bekannter ist diese Vogelunterart eher unter den Namen Guineaturako oder Grünhelmturako mit dem Zusatz buffoni. Häufig ist auch im normalen Sprachgebrauch nur die Kurzform Buffoni zu hören.

Lebensweise im Herkunftsgebiet:

Verbreitungsgebiet der Unterart                    Verbreitungsgebiet der Art

Tauraco persa buffoni                                         Tauraco persa

Buffonturakos sind ca. 40 cm große Vögel. Das Aussehen ist auf den Fotos erkennbar.

Sie unterscheiden sich von der Nominatform (T.p.persa) lediglich durch den fehlenden weißen Streifen unter den Augen.

Sie leben in Tiefland- und Galeriewäldern. Es sind Standvögel mit festem Territorium, welches sie paarweise bewohnen und verteidigen. Auf den Boden kommen sie kaum. Im Geäst klettern sie geschickt, laufen schnell auf Ästen und überspringen Abstände von bis zu 60 cm ohne die Flügel zu bewegen. Sie fliegen mit kurzen Flügelschlägen im Wechsel mit einem Gleitflug.

Die Nahrung besteht überwiegend aus Früchten und Beeren. Knospen und Blüten oder Insekten werden seltener gefressen.

Buffonturakos leben monogam. Sie nisten im dichten Laub der Bäume in bis zu 10 Meter Höhe. Das Nest wird aus dünnen Zweigen errichtet und gleicht eher einer Plattform. Es werden zwei weiße, glattschalige und fast kugelrunde Eier gelegt, die 21 bis 28 Tage bebrütet werden. Die Nestlingsdauer beträgt 3 bis 4 Wochen. Dann beginnen die Jungen bereits im Geäst umher zu klettern. Etwa 14 bis 15 Wochen werden die Jungen von den Eltern versorgt. 

Die Haltung meiner Buffonturakos:

Im März 2010 erhielt ich mein erstes Paar. Meine Entscheidung, mir diese spezielle Art zuzulegen, wurde maßgeblich durch Aussagen über deren, im Verhältnis zu allen anderen Helmturakos, ruhigen Umgang miteinander geleitet. Bei allen anderen Arten ist die Paarbeziehung recht kompliziert. Das Treiben während der Balzzeit endet nicht selten mit der totalen Erschöpfung oder gar mit dem Tod eines Partners, meistens des Weibchens. Sicherlich gibt es auch hier individuelle Unterschiede, von den Buffonis hörte ich jedoch über solch Verhalten nichts. In den zurückliegenden gut sechs Jahren habe ich niemals hektisches gegenseitiges Hetzen erlebt. Auch als 2013 ein neues Weibchen kam, war die Zusammenführung problemlos.

Ein anderer Grund für die Wahl dieser Vögel war deren relativ schliche Schönheit.

Im Allgemeinen gilt es, Turakos vorsichtig aneinander zu gewöhnen. Beide Tiere waren 2010 noch nicht geschlechtsreif, waren blutsfremd und bekamen erst bei mir direkten Kontakt zueinander. Sehen konnten sie sich schon beim Vorbesitzer, der sie eine kurze Zeit in aneinandergrenzenden Volieren hielt.

Sie wurden in einer bepflanzten Außenvoliere mit den Maßen 10 m (L) x 2 m (B) x 2,2 m (H) untergebracht, woran ein beheizbarer Innenraum von ca. 5m² anschloss. Der Innenraum wurde in den kälteren Jahreszeiten auf Temperaturen von 15° C bis 20° C erwärmt.

Über dem später in der Außenvoliere angebrachten Korb, als Nisthilfe, war eine kleine Überdachung. Da Turakos klettern und relativ flink im Geäst laufen, waren einige Äste in verschiedenen Stärken und Höhen angebracht. Vergesellschaftet waren sie dort mit einem Paar Hausgimpeln (Carpodacus mexicanus) und einem Paar Satyrtragopane (Tragopan satyra).

Zwischen den wesentlich kleineren Hausgimpeln und den Turakos gab es keine Probleme. Die Satyrtragopane hatten jedoch mit dem Beginn der Brutzeit zu leiden. Der Grund für die Aggressionen war sicherlich zuerst das Aufbaumen der Tragopane zur Nacht. Sie sind mit bis zu 70 cm doch noch deutlich größer als die Buffonturakos, trotzdem wurden sie immer wieder, auch am Boden, vom Männchen so getrieben, dass ich sie letztendlich aus der Voliere nahm.

Im Winter 2012/2013 starb das Weibchen an einer Erkrankung und ein junges Weibchen kam im Februar 2013. Die Tiere zogen in eine Voliere von 7 m (L) x 4 m (B) x 3 m (H) um. Hier gab es auch wieder einen beheizbaren Innenraum. Beleuchtet wird er nun neuerdings mit LED-Leuchtröhren (kein Flackern, kein Brummen). Durch eine Schaltuhr und einen Dimmer wird auch im Winter eine Beleuchtung im zwölf-Stunden-Rhythmus gewährleistet.

Die Außenvoliere wird von umstehenden Linden teilweise bedeckt. In Gesellschaft kamen die Vögel hier mit Koklasfasanen (Pucrasia macrolopha) und Schwarzkopftimalien (Malacias desgodinsi). Die Turakos waren absolut friedlich. Allerdings bekamen sie im Frühjahr die Revierverteidigungen des Schwarzkopftimalienpaares zu spüren. Pfeilschnell stießen die Timalien auf die Buffonis. Sie schossen die förmlich von den Sitzstangen, so dass die Turakos nicht mehr in der Außenvoliere erschienen. Die Timalien wurden also extra untergebracht.

Im Jahr darauf scheiterte eine Vergesellschaftung mit Weißscheitelröteln (Cossypha albicapillus) auf dieselbe Weise wie vorher mit den Schwarzkopftimalien. Das Rötelmännchen duldete nicht im Geringsten das Erscheinen der Buffonturako. Die Größe der Voliere war für die Turakos ideal und somit zogen auch die Weißscheitelrötel wieder aus.

Momentan leben in dieser Voliere das Buffonipaar, 1,1 Grünschwanzglanzstar (Lamprotornis chalybaeus), 1,1 Wiedehopf (Upupa epops) und 0,3 Bronzekiebitz (Vanellus chilensis). Bisher gab es keine Reibereien.

Charakteristische ist der Ruf der Turakos, der oft im Duett erfolgt. Eine Kette von lauten „gruuh, gruuh“ Tönen, die etwas an Dynamik zunimmt, wird mit leicht erhobenem Kopf vorgetragen. Dabei wölbt sich die Kehlpartie aus. Zum Rufen animiert werden sie bei mir auf dem Hof sehr oft durch die lachend klingenden Stimmen der Kookaburras (Dacelo novaeguineae). Die Buffonis steigen förmlich mit ein in den laut schallenden Duettgesang. Auch ihr Rufen ist weit hörbar.

Fütterung:

Das Futter besteht abwechselnd aus einer unbehandelten Beerenmischung und gewürfeltem Obst (ca. 5 mm x 5 mm Stücke). Eine Schale mit 13 cm Durchmesser und 3 cm Höhe wird fast randvoll befüllt und von zwei Tieren innerhalb von 24 Stunden leergefressen – wenn es ihnen schmeckt. Bei den Beeren sind die Turakos recht wählerisch. Schwarze Johannisbeeren werden nicht viel gefressen und Brombeeren sind auch nicht so begehrt. An Obst wird fast alles genommen. Lediglich Banane wird verschmäht. Turakos hatten früher auch den Namen „Bananenfresser“, meine sind keine.

Immer vorhanden ist auch eine Schale mit T16 von Versele-Laga, was gut angenommen wird. Durch die gemeinsame Haltung mit den erwähnten Tragopanen und Gimpeln stand auch deren Körnerfutter zur Verfügung und wurde ebenfalls – allerdings selten – aufgenommen. Meine Turakos fressen auch immer ein paar Mehlwürmer. Das Futter wird in 1,2 m Höhe gereicht.

Vermehrung:

Das Interesse an Buffonturakos ist bei Turako-Freunden gering. Der Absatz der Jungen ist schwierig, so dass ich schon keinen Nestbau und damit keine sichere Eiablage mehr zulassen wollte. Da aber das Aufziehen von Jungen zum artgemäßen Verhalten der Vögel gehört, lasse ich seit 2012 eine Brut zu. Ich reguliere das Brutgeschehen durch das späte Einhängen der Nisthilfe oder deren Entfernen nach einer erfolgten Aufzucht. Würde ich dies nicht tun, wären mehrere Bruten pro Jahr möglich.

Für den Nestbau 2010 bis 2013 habe ich einen recht derben Korb an einer Wand in 1,8 m Höhe angebracht. In ihrer jetzigen Voliere ist der Korb in 2,50 m Höhe angebracht. Das Laub der Linden liegt auf der jetzigen Voliere auf. Das direkte Umfeld wurde und wird so gestaltet, dass der zu erwartende Nachwuchs auf Ästen und Zweigen kletternd das Nest verlassen kann.

Die Tiere trugen Birkenreisig von bis zu 40 cm Länge ein. Stroh sollte man nicht als Nistmaterial anbieten, da damit eine Erkrankungsgefahr an Aspergilose besteht. Viel Reisig nutzen sie nicht und es ist schwer vorstellbar, wie ohne Nisthilfe das Nest aussehen würde.

Der Literatur kann man entnehmen, dass Turakos allgemein erst im 2. oder 3. Jahr geschlechtsreif seien. Meine Buffonis waren es mit ca. 1,5 Jahren, also im 2. Lebensjahr. Die Balz ist unauffällig. Was ich anfangs als Partnerfüttern vermutete, ist über das ganze Jahr als spontanes Schnäbeln zu beobachten.

Wie oben bereits erwähnt, beträgt die Brutzeit etwa 3 bis 4 Wochen. Die Fluchtdistanz ist sehr gering, man kann nah ans Nest kommen. Beide Partner wechseln sich bei der Brut ab und füttern später gemeinsam die Jungen mit hochgewürgtem Futter.

Das etwas im Nest geschehen ist, kann man durch das häufigere Anfliegen erkennen. (Nestkontrollen mache ich nicht) Eine erhöhte Aufnahme der stets angebotenen Mehlwürmer, also einen steigenden Bedarf an animalischer Kost zur Fütterung der Jungen, konnte ich bisher nicht feststellen.

Die Jungen sind komplett schwarz. Sie verließen immer das Nest mit etwa drei Wochen. Nicht ganz zwei Wochen blieben sie noch als Ästlinge in der Nähe des Nestes.

Mit der Ausbildung der Schwanz- und Flügelfedern, ist auch schon der Ansatz der Haube zu erkennen.

Meistens verweilen die Jungen irgendwo in Deckung, auch wenn sie relativ sicher fliegen können. Hektisch wird es, wenn sie aus dieser Deckung aufgeschreckt werden. Dann fliegen sie auf, laufen schnell auf erreichten Ästen kurze Strecken und stürzen sich wieder in die Deckung.

Gekennzeichnet werden die Vögel mit Ringen der Größe 7,0 mm. Haben die Turakos einmal die Erfahrung „Fangen mit dem Kescher“ gemacht, erkennen sie den immer wieder und werden unruhig, wenn sie ihn sehen, auch wenn man nur damit an der Voliere vorbei geht.

Im Alter von etwa einem ¾ Jahr gleicht ihr Gefieder dem der Alttiere.

Es wird in der Literatur empfohlen, die Jungtiere von den Eltern zu trennen, sobald sie selbstständig sind. Ich konnte den Nachwuchs bis zu einem Jahr in der gleichen Voliere lassen. Sicherlich wäre die Situation anders, wenn ich mehr als eine Brut dulden würde. Denn genau in dem Moment, wenn eine neue Balz beginnt, werden die Jungen vehement aggressiv vertrieben.

Fazit:

Der Buffonturako ist ein attraktiver, relativ lebhafter Vogel. Seine Pflege ist unkompliziert, wenn man sich an modernen artgemäßen Haltungsstandards orientiert. Man muss bei ihnen nicht ständig, wie bei fast allen anderen Turakoarten in unseren Volieren, mit plötzlichen aggressiven Handlungen rechnen. Auch unter Haltungsbedingungen, die wir ihnen bieten können, kann ein Paar miteinander alt werden und, wenn man das will und zulässt, durch mehrere Bruten im Jahr reichlich Nachwuchs großziehen. Es ist ein Vogel, der fasziniert und trotzdem bei privaten Haltern selten zu sehen ist – das ist schon etwas unverständlich.

Wissenswert:

Mit den Kuckucken haben Turakos u.a. die Zehenstellung gemeinsam. Zwei sind nach vorne gerichtet, zwei nach hinten.

Alle Helmturakos erzeugen ihre roten und grünen Gefiederfarben durch zwei spezielle Kupferpigmente, die sie durch mineralhaltige Nahrung gewinnen und nicht, wie sonst bei Vögeln üblich, durch Naturfarbstoffe oder Lichtbrechung. Diese Farbstoffe bezeichnet man der Familie (Turako) entsprechend als Turacoverdin und Turacin. Letzteres zeigt sich, besonders beim Gleitflug gut zu sehen, in den leuchtend roten Handschwingen vieler Arten.

Etwa 5 mg Kupfer befinden sich so in ihrem Gefieder.

Turakos sind, mit Herkunftsnachweis, anzeigepflichtig, was auch folglich eine Kennzeichnung erfordert, die aber nicht vorgeschrieben ist.

Turakos werden 20 bis 30 Jahre alt.

 

verwendete Literatur:

Theo Pagel / Bernd Marcordes

“Exotische Weichfresser”

Verlag Eugen Ulmer KG (2011)

ISBN 978-3-8001-5192-9

 

Zootierhaltung Vögel

  1. Grummt, H. Strehlow (Hrsg.)

Wissenschaftlicher Verlag Harry Deutsch

  1. Auflage 2009

ISBN 978-3-8171-1636-2

 

Der Artikel erschien bereits in der „Gefiederten Welt“  7/2017.

Bernd Simon                                                                        Januar 2017