Acapulco-Blauraben
Acapulco-Blauraben oder San-Blas-Trauerblauhäher
(Cyanocorax sanblasianus) (Syn. Cissilopha sanblasiana)
engl.: San-Blas-Jay
Vorwort
Im “Lexikon der Vogelpflege” von Frans Robiller (2. Auflage 2003) wird der Acapulco-Blaurabe unter der lateinischen Bezeichnung Cissilopha sanblasiana kurz beschrieben. Hierbei wird erwähnt, dass diese Art bis dato im Zoo Heidelberg nachgezogen wurde und die Vermehrung in Europa insgesamt nur selten gelang. Seit 2008 halte ich Acapulco-Blauraben und hatte bisher jährlich Zuchterfolge, über die ich mit diesem Artikel informieren will.
Sucht man im Internet nach Informationen zu dieser erstmals von Frédéric de Lafresnaye 1842 beschriebenen Art, die inzwischen in der Systematik unter Cyanocorax sanblasianus geführt wird, findet man eine wirklich schöne Reihe von Fotos und kurzen Filmen. Spezielle Angaben, die mich als Vogelhalter interessieren, sind jedoch rar. Auch in der deutschsprachigen Literatur sind konkrete Ausführungen spärlich und so mussten mir Erfahrungen von Haltern ähnlicher Rabenarten vorerst genügen.
Herkunft
Der Acapulco-Blaurabe hat, wie unschwer zu erraten ist, seinen Namen auf Grund seiner Herkunft erhalten. Er ist in Mexikos südwestlichem Bundesstaat Guerrero beheimatet und bevölkert dort Buschlandschaften der zentralen Küstenregion. Acapulco ist die bekannteste Stadt dieser Gegend und war einst der wichtigste Pazifikhafen des Landes. San Blas (eins von mindestens sieben in Mexiko) ist heute ein Stadtteil von Acapulco.
Beschreibung
Beide Geschlechter der etwa 29 cm langen Vogelart sind gleich gefärbt. Kopf, Hals, Vorderrücken, Brust und Bauch sind schwarz. Auf der Stirn sind die Scheitelfedern zu einem Büschel verlängert und werden in Erregung aufgestellt. Hinterer Rücken, Flügel und Schwanz sind blau. Unterflügel und Unterschwanz sind grau. Juvenile Tiere haben einen hellen Schnabel, helle Beine und einen hellen Augenring.
Im Alter von etwa einem Jahr ist der Schnabel schwarz gefärbt und die Beine sind schwarz-grau, der helle Augenring ist dunkel und der Federbüschel auf der Stirn hat sich auf wenige aufrecht stehende Federchen reduziert. (Siehe Fotos)
Ihre auffallenden Lautäußerungen gleichen dem Keckern unserer heimischen Elster. Unauffälliger ist ihre Fähigkeit des leisen, melodischen Gesangs, den sie – wenn sie sich unbeobachtet fühlen – von einem erhöhten Ort aus vortragen. Häufig ahmen sie auch andere Geräusche nach, so unter anderem verblüffend echt den Schrei eines Bussards.
Ihre Verhalten ist zwar häherartig, gleicht aber doch noch eher dem unserer Dohlen.
Ernährung
In ihrer Heimat ernähren sie sich omnivor von Insekten und deren Larven, kleinen Wirbeltieren, Vogeleiern und Nestlingen, Früchten und Sämereien.
Bei mir erhalten die Tiere Mehlwürmer, Zophobas, argentinische Waldschaben, kleine Mäuse, Obst und ein selbstgemischtes Weichfutter. Dieses stelle ich aus dem Fertigfutter “ORLUX Uni Patee Premium“, körnigem Frischkäse, etwas Biohefe, Honig und Kalkpräparaten her. Zur Jungenaufzucht verändere ich die Futterzusammenstellung. Dazu aber später mehr.
Unterbringung
Meine ersten Acapulco-Blauraben erhielten bei mir vorerst eine kleine Voliere von 2,3m Höhe x 2,0m Breite x 1,2m Tiefe. Hier erfolgte auch die erste Brut. Sie war mit Koniferen- und Douglasienzweigen dekoriert.
Es ist mir schon bewusst, dass diese Unterkunft zu klein war. Angebracht ist eine bepflanzte Voliere von mindestens 15 m² Grundfläche. In einem angrenzenden Innenraum sollte 10° C nicht unterschritten werden. Winterliche Temperaturen mögen sie nicht.
Wie schon gesagt, gibt es keine schriftlichen Haltungsberichte über diese Art und somit können keine Angaben zu eventuellen Vergesellschaftungen gemacht werden. Prinzipiell bin ich bei Rabenvögeln immer etwas vorsichtig. Es gibt Erzählungen über Vergesellschaftungen von z.B. Rotschnabelkittas oder Kappen-Blauraben mit Hühnervögeln, die möglich waren. Es gibt aber auch solche, in denen des tragisch für die Hühnervögel endete. Also versuchte ich so was gar nicht erst mit meinen Acapulcos.
Zucht
Im Februar 2008 kaufte ich mein Paar vom Händler und brachte es vorerst in einer Innenvoliere bei ca. 10° C unter. Schon hier konnte ich beobachten, dass das Männchen das Weibchen fütterte. Als es draußen wärmer war, brachte ich sie in die besagte Außenvoliere. Auf einem Brett oberhalb von 2m befestigte ich einen Korb mit ca. 15cm Durchmesser und steckte rundherum Koniferenzweige. Kokosfaser, etwas Heu, Moos und Zweige bot ich als Nestmaterial an. Da ich schon beobachtet hatte, dass unsere einheimischen Krähen und Elstern Zweige von Birke und Lärche abknickten und damit ihr Nest bauten, band ich zwei Sträuße mit Zweigen dieser Baumarten und befestigte sie in der Voliere. Schon zwei Tage später konnte ich sehen, dass an den Birkenzweigen Spitzen fehlten. Wie sich im Laufe der Zeit zeigte, wurden nie anderes Material oder Zweige anderer Baum- oder Straucharten verwendet, sondern nur die von Birke und Lärche. Nach weiteren zwei Tagen saß das Weibchen in der angebotenen Nesthilfe. Dank meiner guten Verkleidung des Nestes war der Vogel kaum zu sehen. Da sie aber gelegentlich noch in der Voliere unterwegs war, war ich mir nicht sicher, ob sie schon gelegt hatte. Eine Nestkontrolle nahm ich vorsichtshalber nicht vor. Nach einigen Tagen war nur noch das Männchen in der Voliere aktiv. Er fütterte das Weibchen auf dem Nest. Sie verließ es nur gelegentlich um zu koten oder zu baden.
Wann das erste Ei gelegt wurde und wie viele überhaupt, wusste ich nicht. Auch über die Brutdauer konnte ich nirgends etwas lesen. Ich nahm an, dass sie bei 18 – 21 Tagen liegen würde, ähnlich wie bei unseren heimischen Rabenvögeln.
Während der Brutsaison stelle ich mehrmals täglich ein Paar Mehlwürmer in die Volieren und wechsele das Angebot zwischen Drohnenbrut, Zophobas oder argentinischen Schaben täglich. Bei einer dieser üblichen Fütterungen von Mehlwürmern hatte ich die Volierentür noch nicht zu und das Männchen kam, stopfte sich den Schnabel voll und flog zum Nest. Bis dahin waren 3 Wochen vergangen und es war Anfang Juni. Gelegentlich konnte ich beide Elterntiere beim Füttern am Nestrand sehen. Wenn sie mich bemerkten, stellten sie die Fütterung sofort ein.
Mit ca. 14 Tagen flogen drei Jungvögel aus. Ich hatte den Volierenboden mit Humus abgepolstert. Die Kleinen blieben aber nicht auf dem Boden, sondern suchten sich immer höhere Sitzgelegenheiten. Ihr Gefieder war nur spärlich. Ein paar Federn an Flügeln und Schwanz und ein bischen Flaum am Bauch und auf dem Rücken waren vorhanden. Sie sind daher sehr anfällig für Wetterschwankungen. Sie kühlen sehr schnell aus und nur die Kräftigsten überleben. Eine Brut 2011 ging so verloren, trotzdem das Weibchen noch huderte. Das Nest bietet von unten nicht viel Schutz, da es ja nur aus den Zweigen besteht.
Nach knapp 2 Wochen hatte ich den Eindruck, dass die Jungen stören und hab sie daher in die Nachbarvoliere gesetzt. Das Weibchen begann im selben Nest eine zweite Brut. Das Männchen hat die Jungen durch das Gitter weiter gefüttert. Den Jungen gab ich das erwähnte Weichfutter und Mehlwürmer in die Voliere. Sie ließen sich aber weiter vom Altvogel versorgen. Diesen gab ich nun auch Eintagsküken, die akribisch auseinander genommen und stückchenweise verfüttert wurden. Obst wurde gar nicht an die Jungen vergeben. Alle Drei entwickelten sich prächtig.
Jungvogel
Aus der zweiten Brut des Jahres, die Mitte Juli begann, wuchsen ebenfalls drei Junge auf. Diese ließ ich aber so lange wie möglich bei den Eltern, da ich ohnehin keine dritte Brut zulasse. Die Witterung ist zu der Zeit schon zu unbeständig.
2009 wagte ich dann doch eine Nestkontrolle. Darauf fand ich noch am selben Tag ein Ei (Foto) im Futternapf und die Restlichen waren verschwunden.
Aus der nachfolgenden Brut tauschte ich mit Zuchtfreund K. Breitenstein je ein Jungtier. So konnte ich ein blutsfremdes Tier mit einem eigenen Nachzuchttier verpaaren. Herrn Breitenstein erhielt bisher aus seiner Paarzusammenstellung keine Zuchtergebnisse. Eine geglückte Nachzucht von drei Jungen hatte er 2009 aus Importtieren.
Mein zusammengesetztes, junges Paar begann im Alter von zwei Jahren mit der Brut. Sie hatten 2011 zwei Gelege, wovon das Erste von ihnen gefressen wurde. Aus dem Zweiten wuchsen bis zur Mauser zwei Jungvögel heran.
Das erste Paar bleibt somit das einzige Brutpaar mit je 2 erfolgreichen Bruten pro Jahr seit 2008.
Bericht: Sandro Röhler
Bilder: Bernd Simon
Erschienen in der VZE-Zeitschrift “Vogelwelt” Heft 10/2012
Herausgeber: Gerhard Ritters