28 Jul, 2017

Steinschmätzer

Steinschmätzer

Ordnung : Passeriformes
Familie :  Muscicapidae

Wissenschaftlich : Oenanthe oenanthe    

Oenanthe oenanthe wurde geteilt in 2 Spezies
 * Oenanthe oenanthe
    Oenanthe oenanthe oenanthe
    Oenanthe oenanthe leucorhoa
    Oenanthe oenanthe libanotica
    Oenanthe oenanthe virago
    Oenanthe oenanthe nivea
 * Oenanthe seebohmi

Englisch:           Northern Wheatear
Französisch:      Traquet motteux  
Niederländisch:  Tapuit

Nachstehender Bericht wurde mit freundlicher Genehmigung den AZN 6/2004 entnommen.
Autor: Thomas Wendt

Fotos copyright: Th. Ratjen (2018)

Allgemeines
Steinschmätzer sind sehr fluggewandte Vögel. Sie fliegen meist sehr flach über dem Boden und sind dabei so unauffällig, dass nur der charakteristische weiße Bürzel zu erkennen ist. Steinschmätzer fanden auf Grund ihres interessanten und lebhaften Verhaltens von jeher meine Aufmerksamkeit. Erst vor drei Jahren legte ich mir dann ein Paar zu. Es folgten zwei mäßige Zuchtjahre mit nur jeweils einem Jungvogel. Durch Tausch konnte ich ein weiteres, nicht verwandtes Paar zusammenstellen. Gleich im ersten Jahr (2003) zog dieses Paar 6 Junge groß. Über die erfolgreiche Nachzucht möchte ich im weiteren Verlauf dieses Artikels berichten.
Beschreibung
Größe ca. 15 cm. Männchen und Weibchen besitzen einen auffällig schwarz weiß gezeichneten Schwanz und einen weißen Bürzel. Beim Männchen ist der Rücken und Oberkopf grau. Die Wangen sind schwarz und der Überaugenstreif ist weiß. Die Brust und die Kehle sind cremefarbig. Dieses geht am Bauch ins weißliche über. Die Flügel und die Beine sind schwarz. Die Weibchen und die Männchen im Ruhekleid sind insgesamt bräunlich ohne die auffällige Kopfzeichnung. Die Jungvögel ähneln dem Weibchen, sind aber gesprenkelt.

 


Vorkommen/Lebensraum
Steinschmätzer kommen in Europa, Asien, Nordwest-Afrika, Nordamerika und Grönland vor. Sie besiedeln vor allem offenes Gelände. Bevorzugt wird steiniges Gelände, Dünen, Moore, Weinberge und Gebirge bis weit über 2000 m Höhe. Gerne bewohnt er auch Sandgruben, Industrieanlagen und Eisenbahndämme.
Unterbringung
Mein junges Steinschmätzerpaar bezog im Januar 2003 eine gerade fertiggestellte Voliere. Diese ist 2,50 m breit und 10 m lang, bei 2,50 m Höhe. Sie besitzt keinen Schutzraum, sondern ist lediglich zu ca. einem Drittel mit lichtdurchlässigem Kunststoff überdacht und seitlich wind- und wettergeschützt verkleidet. In diesem
Bereich wird das Futter bereitgestellt. Um Streitereien am Futterplatz und Badebecken weitestgehend zu vermeiden, sind drei Futterstellen und zwei Badebecken vorhanden.
Der nicht verkleidete Bereich der Voliere genießt auch zur Wetterseite hin keinen Schutz durch eine Hecke, ein Gebäude oder ähnliches. Vielmehr befindet sich zur Wetterseite hin offenes Weide- und Ackerland. Durch die Volierenbepflanzung, sie besteht aus verschiedenen Laub- und Nadelgehölzen, Gräsern, Schilf und Bambus, und vor allem durch den wind- und wettergeschützten Bereich haben die Vögel aber genügend Deckung. Die Vögel verbleiben ganzjährig in der Voliere. Gegen Katzen und anderes Raubzeug ist das Gehege mit einer Weidezaunanlage gesichert. Die Voliere ist einerseits dicht bepflanzt und bietet so z. B. den Rubinkehlchen sehr gute Bedingungen, zum anderen besitzt sie auch freie Flächen, um den Steinschmätzern und den Feldlerchen einen nachgebildeten Lebensraum zu schaffen. Einige Findlinge, Baumstümpfe und Weidezaunpfähle dienen Steinschmälzer und Co. als Ansitz. Als Nisthilfen werden u. a. verschieden Halbhöhlen und verkleidete Holzkaisernester angeboten.


Zucht

Nachdem das Männchen von meinem alten Zuchtpaar, wenn ich es bei nur zwei Jungtieren in zwei Jahren so nennen darf, leider im Herbst 2002 verstarb, setzte ich alle Hoffnungen auf das neu zusammengestellte Paar. Da beide Vögel aus Freivolieren stammten, hatte ich keine Bedenken sie in die neue Voliere einzusetzen.
Obwohl ich damit gerechnet habe, konnte ich glücklicherweise keine Streitereien feststellen. Auch als die Brutzeit näher rückte blieb alles friedlich. Wohl auch weil die Voliere von meinen Beobachtungsplätzen nicht komplett einzusehen ist, konnte ich keine Balzhandlungen feststellen. Lediglich die ständigen Lockrufe und der nicht bedeutsame Gesang waren zu hören. Anfang Mai sah ich dann, wie das Weibchen mit trockenen Gräsern in einer Halbhöhle in über 2 m Höhe verschwand.
Die Nisthöhle war im ungeschützten Bereich angebracht. Das Weibchen ließ sich von mir überhaupt nicht stören und flog nun ständig mit Nistmaterial zur Nisthilfe. Das Männchen begleitete es aufgeregt. Die Nisthöhle war eigentlich ein Meisenkasten, den ich zu einer Halbhöhle umfunktioniert hatte. Ich ließ die Steinschmätzer gewähren, ohne erst einmal eine Nestkontrolle vorzunehmen. Im letzten Maidrittel nahm ich dann eine Nestkontrolle vor und fand zu meiner Freude 7 hellblaue Eier vor. Ich kontrollierte nicht, ob sie befruchtet waren. Den genauen Brutbeginn oder auch den Legebeginn kannte ich nicht. Sollten die Jungen schlüpfen, stand genügend Futter zur Verfügung, da u. a. die Zaunkönige schon ihre Jungen fütterten. Am 3. 6. lagen morgens in der Nähe der Badebecken mehrere hellblaue Eierschalen. Kleinste Mehlwürmer und Buffalos waren ständig in größeren Mengen in der Voliere vorhanden.

Dazu wurden mehrmals täglich Heimchen, Wiesenplankton, Wachsmottenlarven und Lichtfallenbeute gereicht. Früh morgens und ab nachmittags nahm ich die Fütterungen vor. Zwischenzeitlich wurden die Portionen, die ich vorbereitet hatte, von meiner Frau in die Voliere gegeben. In den ersten Tagen konnte ich nur das Weibchen mit Futter im Schnabel beobachten. Ab ca. dem vierten Tag flog auch das Männchen mit Futter zum Nest. Eine Kontrolle ergab, dass sechs Junge im Nest lagen. Alle waren etwa gleich groß und sahen sehr gesund aus. Am sechsten Tag beringte ich die Jungen geschlossen. Je drei Junge beringte ich mit 3,0 mm und mit 3,2 mm. Da das Nest voll mit Jungen war, machte das Beringen keine Probleme. Die Alttiere hatten ja gar keine Chance die Ringe zu entdecken. Ich kontrollierte zwei Tage später noch einmal das Nest und die Jungen und nahm dann nur noch vorsichtig mit einem Spiegel „Sichtkontrollen“ vor. Am sechzehnten Tag saßen die ersten beiden Jungvögel außerhalb des Nestes. Am nächsten Tag war das Nest leer. Ich sah immer nur vereinzelte Junge.
Auch später als alle voll flugfähig waren, konnte ich nie feststellen, ob noch alle am Leben waren. Erst im August als alle Vögel das Brutgeschäft beendet hatten, fing ich alle Steinschmätzer ein.

Und siehe da, alle sechs waren wohlauf. Ich beließ die gesamte Familie, bis auf zwei Jungvögel, die ich an einen anderen Züchter weitergab, bis Anfang März beisammen. Nun geschah durch meine Unachtsamkeit doch noch ein Unglück. Ich setze zwei Jungvögel zu dem alten verwitweten Weibchen in die Voliere (45 m2). Die beiden anderen bezogen allein eine 9 m2-Voliere. Am nächsten Tag lag einer der Steinschmätzer, die ich zu dem alten Weibchen gab, mit aufgeschlagenem Kopf tot auf dem Boden. Da sich der übriggebliebene Jungvogel nun auch sehr aggressiv gegen das alte Weibchen benahm, ging ich davon aus, dass er auch den Geschwistervogel tötete. Sofort trennte ich bis auf das Zuchtpaar alle Steinschmätzer. Ubrigens stellte sich heraus, dass die drei verbliebenen Jungvögel allesamt Weibchen waren. Mit dem älteren Weibchen und dem Zuchtpaar hatte ich nun 1,5 Steinschmätzer.


Fütterung

Die Fütterung meiner Weichfresser variiert je nach Jahreszeit. Prozentual kann man als Anhalt die Zusammensetzung von Weich- und Lebendfutter (lebend und tiefgefroren) wie folgt darstellen:
Während der Ruhephase (Oktober bis Februar) 25 % Weichfutter und 75 % Lebendfutter. Während der Brutzeit (April bis August) steht dann uneingeschränkt Lebendfutter zur Verfügung. Es wird aber immer noch etwas Weichfutter gereicht. Im September und März wir die Fütterung jeweils langsam umgestellt.
Die „Weichfutter-Trockenmischung“, bestehend aus Traubenzucker, Bierhefe, Haselnüssen (zerkleinert), Mohn, Weizenkeimen, Weizenkleie, Brekkis Katzenpellets für Katzenkinder (zerkleinert), Beoperlen (zerkleinert), Blütenpollen, Matzinger Gemüseflocken für Hunde, geschälten Sonnenblumenkernen (zerkleinert), Welpenfutter Royal Canin A 3 (zerkleinert), Kückenaufzuchtfutter, Bisquitbruch oder Bisquit-Tortenboden (zerkleinert), Trockenmilch, Haferflocken, Trauben-Nuß-Müsli (zerkleinert) und einem Kraft- und Aufzuchtfutter, wird mit Hüttenkäse, geriebenem Apfel und Karotte, etwas Honig, Olivenöl sowie mit Vitacombex V angemacht und zu einer erdfeuchten Masse gemixt.
Dieses erdfeuchte Weichfutter wird im Verhältnis 1:1 mit gefrorenen und leicht zerkleinerten Mehl- und Getreideschimmelkäferlarven sowie Pinkys angereichert. Diese Mischung dient als Grundfutter und wird etwa alle drei Wochen portionsweise hergestellt und einfroren. Abends wird jeweils die benötige Menge dem Tiefkühlfach entnommen und zum Auftauen in den Kühlschrank gelegt. An Futtertieren werden in der Ruhephase nur Mehlwürmer (Sehr gut ernährt und stets leicht mit Olivenöl und Lebertran benetzt und vitaminisiert) verfüttert. Zur Brutzeit hin (ab März) wird dann das Lebendfutterangebot um Heimchen, Wachsmotten, Fruchtfliegen (je aus eigener Zucht), Buffalos, und später umAmeisenpuppen, Wiesenplankton und Lichtfallenbeute erweitert.
Das lebende Futter wird übrigens in Stapelboxen angeboten. Es stehen dann während der Jungenaufzucht durchaus bis zu sechs dieser Boxen in der Voliere.

Z
usammenfassung/ Ausklang
Steinschmätzer sind nicht wegen des Gesanges, sondern vielmehr wegen der hübschen Gefiederfärbung und des aufgeweckten Verhaltens interessante Volierenbewohner. Er knickst ständig und beobachtet in aufrechter Haltung seine Umgebung. Nachteilig ist, dass er wenig die Nähe zum Pfleger sucht, sondern sich eher distanziert verhält. In kleineren Gehegen dauert es eine ganze Weile, bis er das durchaus scheue und ungestüme Verhalten ablegt. Insgesamt ist er aber ein empfehlenswerter Pflegling.

Autor: Thomas Wendt

Herausgeber: Gerhard Ritters