Senegalbrillenvogel
Senegalbrillenvogel
Ordnung: Passeriformes
Familie: Zosteropidae
Wissenschaftlich: Zosterops senegalensis
Englisch: African Yellow White-eye
Französisch: Zostérops jaune
Niederländisch: Afrikaanse Brilvogel
Zosterops senegalensis hat 14 Subspezies
Zosterops senegalensis senegalensis (Senegal, Kongo, Eritrea, Äthiopien, Uganda)
Zosterops senegalensis demeryi (Sierra Leone, Liberia, Elfenbeinküste)
Zosterops senegalensis stenocricotus (Kamerun, Gabun, Bioko (Fernando Po))
Zosterops senegalensis stuhlmann (Kinshasa, Kenia, Uganda, Tansania)
Zosterops senegalensis reichenowi (Kinshasa [Endemisch])
Zosterops senegalensis toroensis (Kinshasa, Uganda)
Zosterops senegalensis kasaicus (Kinshasa, Angola)
Zosterops senegalensis heinrichi (Angola (Endemisch))
Zosterops senegalensis quanzae (Angola)
Zosterops senegalensis anderssoni (Kinshasa, Angola, Mosambik, Namibia, Simbabwe, Südafrika)
Zosterops senegalensis stierlingi (Tansania, Sambia, Mosambik, Malawi)
Zosterops senegalensis tongensis (Mosambik, Simbabwe, Südafrika, Kwazulu-Natal)
Zosterops senegalensis gerhardi (Sudan, Uganda)
Zosterops senegalensis jacksoni (Kenia, Tansania)
Beitragsfoto: www.lietzow-naturfotografie.de
Nachstehend ein Bericht über den Senegalbrillenvogel. Bedanken möchte ich mich bei dem Autor O. Hettling, der so freundlich war, die Genehmigung zur Veröffentlichung zu erteilen. (G. Ritters)
Brillenvogel-Zucht (Zosterops)
O.Hettling
Zu den artenreichsten Gattungen der gesamten Vogelwelt zählt der Brillenvogel. Ca.60-80 Arten zählt diese Gattung. Allerdings sind die Arten in Aussehen, Verhalten und Lebensweise sehr ähnlich. Dadurch ist eine Unterscheidung der Brillenvögel teilweise sehr schlecht möglich. Erschwerend kommt hinzu, wenn man sich hierbei an der Gefiederfarbe orientiert, dass bei unzureichender Bewegung und karotinarmer Kost, das Gefieder ausbleicht. Die grünen Gefiederpartien werden grau und intensiv gelbe Bereiche werden blass gelb. Natürlich spielt hier das Alter der Tiere bei der Gefiederausfärbung eine wesentliche Rolle. Auch der für diese Art typische weiße Augenring ist bei einzelnen Arten unterschiedlich ausgebildet. Von dieser Auffälligkeit abgesehen ist das übrige Gefieder dagegen sehr unauffällig gefärbt, wodurch ein guter Feindschutz erreicht wird. Deshalb sind bei dieser Vogelart ideale Voraussetzungen für die Freiflugzucht gegeben. Ich selbst habe Schwierigkeiten meine Brillenvögel exakt zu bestimmen, da es in der einschlägigen Literatur auch keine nennenswerte Hilfe zu diesem Thema gibt. Selbst die Zuchtrichter auf Orts- und Bundesschau konnten hier keine eindeutige Aussage treffen. Ich gehe dennoch davon aus, dass es sich um den Senegalbrillenvogel (Zosterops senegalensis) handelt. Wegen der geringen Geschlechtsunterschiede zwischen Männchen und Weibchen ist die Bestimmung nur am Verhalten möglich und für manchen Kenner schwer festzustellen. Deshalb bediene ich mich einer DNA-Geschlechtsanalyse, um so sichere Paare für die Zucht zusammen stellen zu können.
Unterbringung
Meine Voliere hat die Grundmaße 4×5 Meter bei einer Höhe von ca.2 Metern. Sie ist in 2 Abteile unterteilt. Das angeschlossene Schutzhaus bietet je 0,8×1,2 Meter bei 2 Meter Höhe an Platz. Im Innenabteil ist Vogelsand als Bodenbelag, Außen bevorzuge ich Waldboden (Tannennadeln). Bepflanzt ist die Außenvoliere mit Jap.Knöterich. Dieser wuchert so stark, dass die Vögel es nicht schaffen ihn zu „verbeißen“ und man kann verschmutzte Blätter sofort abschneiden. Unter einem Drahtkorb als Schutz wächst eine Buche. Wobei der Schutzkorb in einigen Jahren entfernt werden soll, wenn der Baum eine ausreichende Größe erreicht hat, um gegen den Verbiss anzukommen. Dieses Jahr habe ich an einem Ranggerüst Efeu angepflanzt, mal sehen wie sich dieses in nächster Zeit entwickelt. Geplant ist es, neben dem guten Aussehen, auch natürliche Nistmöglichkeiten zu schaffen.
An dieser Stelle nochmals der Appell an alle Gärtner und Landschaftsbauer unter uns Vogelfreunden: Schreibt doch auch mal einen Bericht in den AZN über die richtige Bepflanzung von Vogelvolieren, denn hierüber ist wenig brauchbares Informationsmaterial zu finden. Es muss doch möglich sein bei unserer großen AZ Mitgliederzahl einen solchen Spezialisten ausfindig zu machen. .
Des Weiteren werden im Frühjahr frische Zweige von Kiefern und Lebensbaum in die Voliere gehängt. Gerade der Lebensbaum wird bis jetzt jedes Jahr für einen Nistplatz der Brillenvögel aufgesucht. ( siehe Bilder )
Vergesellschaftet sind die Brillenvögel zur Zeit mit 1.1 Papstfink in einem Abteil und 1.1 Magellanzeisig im anderen Abteil. Je ein Paar Chi.Zwergwachteln sind als Bodenbewohner zu nennen. Die Brillenvögel können gut mit gleichgroßen Vogelarten vergesellschaftet werden und wissen sich selbst gegen größere Arten zu behaupten.
Fütterung
Der Brillenvogel zirkelt sehr oft während der Nahrungssuche. Diese Bewegungsweise wurde auch öfter beschrieben und ist ähnlich der Zirkelbewegungen des heimischen Stars. Der geschlossene Schnabel wird in eine Spalte gesteckt und dann geöffnet. Dadurch werden die Spaltenränder auseinandergedrückt, und der Vogel blickt in die Öffnung hinein. Der Brillenvogel zirkelt nicht nur in schon vorhandenen kleinen Spalten, sondern stößt mit erheblicher Kraft auch selbst Löcher in relativ feste Pflanzen- und Nahrungsteile, die dann durch Zirkeln erweitert werden. Bei mir stießen die Vögel vor allen Dingen Löcher der verdeckelten Drohnenbrut auf, um an die eiweißreiche Made zu gelangen. Auf diese Weise behandelte Löcher in Pflanzenteilen oder Früchten werden auch später wieder von den Vögeln besucht, und sie zirkeln erneut darin. Sicher erklärt sich die Häufigkeit dieser Besuche auch aus der Haltung auf engem Raum in der Gefangenschaft. Um den Vögeln genügend Abwechslung und Beschäftigung zu bieten, sollte dies Verhalten bei der Fütterung berücksichtigt werden
Das ganze Jahr über füttere ich, teilweise im Wechsel Weichfutter von Firma. Versele z.B.: Uni Komplet, Uni Gold, Uni Patee oder von Firma Claus Insektenfutter.
Zur Brutzeit habe ich mich der Mischung von T.Wendt bedient, die schon mehrfach in den AZ-N zu lesen war. An dieser Stelle möchte ich mich bei Thomas Wendt bedanken, er hat mir telefonisch viele Tipps geben können. Dies macht deutlich wie wichtig es ist auch arbeitsgemeinschaftübergreifend zu agieren. Denn was für europ.Weichfresser gut ist, kann für exot. Weichfresser ja nicht unbedingt schlechter sein.
Neben dem Weichfutter und Insektenfutter sollte auch süßes Obst, wie Äpfel, Birnen oder Orangen gefüttert werden. Ein Nektarersatz im Trinkwasser wird auch sehr gern aufgenommen. Ersatzweise oder zur Abwechslung ist auch die Zugabe von Honig ins Trinkwasser möglich.
Zur Jungenaufzucht wurden Ameiseneier, Drohnenbrut, Mehlwürmer, Fruchtfliegen, Heimchen und Lichtfallenbeuten zur Fütterung gereicht. Die frischen Ameiseneier bekommt man, wenn man beim Rasenmähen einmal genau hinschaut. Manchmal entdeckt man kleine Anfänge eines Ameisenhaufens. Auf diese stelle ich dann einen kleinen umgekippten Eimer ( siehe Bild). Durch die Wärmeentwicklung unter dem Eimer zieht es die Ameisen regelrecht an, sie bauen unter Umständen den ganzen Eimer voll. Vorsichtige Kontrollen ergebnen die richtige Entnahmezeit. Dazu schiebe ich unter den Eimer ein Fegeblech und drehe den Eimer anschließend um. Nun stelle ich die Ameisen mit samt Eiern so in die Voliere. Das Ergebnis ist überwältigend. Noch nie konnte ich beobachten, das die Altvögel im ständigen Wechsel gefüttert haben. Gefressen wurden dabei auch die Ameisen selbst. Am nächsten Tag oder zwischendurch, je nach Bedarf schüttelt man den Eimer kurz auf, damit die Eier, die mittlerweile durch das Ameisenvolk gesichert worden, wieder sichtbar werden. Sollten keine mehr zu sehen sein wird es Zeit für eine neue Ernte. So dass mein Garten dann zu dieser Zeit schon etwas eigenartig aussieht, wenn überall im Rasen umgekippte Gefäße stehen. Aber dass nehme ich gerne in Kauf.
Die Drohnenbrut bekomme ich beim Imker. Meist Ende April Anfang Mai werde ich vom Imker benachrichtigt, um mir die Drohnenbrut abzuholen. Diese wird dann Portionsweise eingefroren und so nach und nach verfüttert.
Mehlwürmer bestelle ich im Fachhandel. Hierbei kaufe ich stets die Miniausführung und Füttere diese dann selbst mit Obst und Weizenkleie groß. So habe ich für eine sehr lange Zeit ausreichend und gut ernährte Exemplare zur Verfügung. Mehlkäferlarven und andere größere Beute wird durch schlagen auf einen Zweig getötet. Der Wurm wird am Kopf gepackt und oft solange auf einen Ast geschlagen, bis er schlaff herunterhängt, und dann einige Male hin und her durch den Schnabel gezogen wird. Gerade wenn Junge geschlüpft sind ist dies Verhalten besonders ausgeprägt. Dies zur Erkennen erspart anfängliche Nestkontrollen, die sich unter Umständen störend auf die Elterntiere auswirken können.
Mit der Heimchenzucht habe ich selbst gerade erst begonnen. Dazu habe ich einen alten Kühlschrank zu einem Wärmeschrank umgebaut. Es klappt auch recht gut, nur leider habe ich noch nicht beobachten können, ob die Brillenvögel die Heimchen überhaupt verzehren.
Fruchtfliegen habe ich durch Obstreste in die Voliere gelockt. Einen Eimer mit etwas Heu, dazu einige bereits faule Obstreste, das ganze zum Schutz mit etwas Draht abgedeckt und in ein paar Tagen kommen die Fruchtfliegen von ganz alleine.
Lichtfallenbeute erweitert den Speiseplan, jedoch ist der Ertrag stark wetterabhängig und lohnt nur bei schwül-warmen Temperaturen. Zusätzlich habe ich eine 18 Watt Leuchte in meiner Außenvoliere installiert. Als Leuchtmittel dient eine so genannte Schwarzlicht-Röhre, wie sie z.B.: Diskotheken oder zur Echtheitsprüfung von Geldscheinen verwendet wird. Diese Röhre sendet UV Licht, die Insekten anlockt aus. Mit der Hilfe einer Zeitschaltuhr lasse ich diese Nachts eingeschaltet. Die Vögel stört diese Maßnahme keineswegs. Die Insekten setzen sich nachts auf den Kiefernzeigen die um die Lampe angebracht worden, ab und können am nächsten Morgen von den Voliereninsassen verspeist werden.
Zucht
Das Gelege besteht aus 2-4 Eiern. Ich hatte das eine Zuchtjahr einmal 6 Eier in einem Nest. Allerdings waren alle Eier dieses außergewöhnlich großen Geleges unbefruchtet. Die anschließende DNA-Geschlechtsanalyse ergab Aufschluss, ich hatte 2 Weibchen zur Zucht angesetzt. Erstaunlich ist nur das diese auch in Brutstimmung kamen und gemeinsam ein Nest bauten. Aber nur so kann man mehr Erfahrungen sammeln und diese hier natürlich auch weitergeben.
Die Brutdauer beträgt 10 bis 11 Tage. Es ist eine der kürzesten Brutzeiten der gesamten Vogelwelt überhaupt. Die Nestlingszeit ist in der Literatur mit 10 bis 13 Tagen angegeben und kann von mir bestätigt werden. Beringt wurden meine Brillenvögel nach 4-5 Tagen mit 2,5 mm Ringen. Diese habe ich vorsichtshalber mit Wundpflaster abgeklebt, damit diese weniger von den Eltern als Fremdkörpern angesehen werden.
Als Nistmaterial wird am Anfang gerne helle Pflanzenwolle oder ein wenig Schafwolle genutzt, um in Brutstimmung zu kommen. Danach wird der eigentliche Brutnapf aus Kokosfasern gebaut. Ich reiche hierzu stets auch die gebleichte Art der Kokosfasern, denn helles Nistmaterial, so meine Beobachtungen, wird bevorzugt. Am Nestbau beteiligen sich beide Partner gemeinsam. Als Neststandort sind bei mir ausschließlich, wie bereits erwähnt, freistehende Nester im Lebensbaum errichtet worden. Das Bild zeigt jedoch die Annahme einer künstlichen Nisthilfe. Eigentlich sollte das Nest 10 cm neben dem Körbchen entstehen. Ich habe aber das Nistmaterial am Anfang der Bauaktivität in die Nistunterlage umgepackt, denn in den dünnen Zweigen konnte das Nest nicht ausreichend Halt finden. Man muß eben manchmal mit einem glücklichen Händchen etwas nachhelfen, was allerdings bei mir die Ausnahme ist. Um so schöner, wenn es mit dem Vogelnachwuchs klappt.
Alles in Allem ist der Brillenvogel ein angenehmer Pflegling, den es gilt in menschlicher Obhut zu erhalten. Dies ist durch das bestehende EU- Importverbot eine neue Herausforderung geworden.
An dieser Stelle möchte ich abschließend noch ein wichtiges Wort über die Berechtigung der Vogelliebhaberei vom Nobelpreisträger 1973 Konrad Lorenz, der sich auf ein Verbot der Vogelhaltung beruft, zitieren:
„ Man könnte sich kaum ein Verbot ausdenken, das besser geeignet wäre, der Naturverbundenheit moderner Zivilisationsmenschen zu schaden. Jede Tierhaltung in Gefangenschaft ist dazu angetan, dem immer mehr der Natur sich entfremdenden Zivilisationsmenschen gerade jene Kenntnisse zu bringen, deren Fehlen heute die ganze Menschheit gefährdet.“
Literaturhinweis: W.Steinigeweg; Beliebte Weichfresserarten, W.Baars; Fruchtfresser und Blütenbesucher
Autor: O. Hettling
Herausgeber: Gerhard Ritters