Reisebericht Kenia 2014
An einer Reise, die meine Lebensgefährtin und ich im Jahr 2014 in das ostafrikanische Land „Kenia“ unternommen haben, möchte ich Euch hier teilhaben lassen. Ich möchte mich bei diesem Bericht auf die von uns beobachteten Weichfresser beschränken.
Mitte September bis Anfang Oktober 2014 heben wir eine 22 tägige Reise nach Kenia unternommen. Zunächst fuhren wir von Nairobi zur Küstenstadt Mombasa wo wir ein paar Tage im Guesthouse „Boko Boko“ verweilten. Von dort aus ging es über Nairobi und Nakuru zum Lake Baringo im ostafrikanischen Grabenbruch.
Hier bezogen wir im Roberts-Camp für ein paar Tage Quartier. Laut Literatur gibt es hier zwischen 400 und 500 verschiedene Vogelarten. Durch diese Artenvielfalt ist dieser Ort ein „El Dorado“ für ornithologisch interessierte Urlauber.
Kurz nach der Ankunft sahen wir Dreifarbenglanzstare (Lamprotornis superbus), einen Weißbrauenkuckuck (Centropus superciliosus) und ein Paar Hagedasch (Bostrychia hagedash). Das Highlight am ersten Tag war allerdings die Sichtung eines Blassuhus (Bubo lacteus), zumal dies unsere erste und einzige Begegnung mit dieser größten afrikanischen Eule war.
Beim Frühstück saß ein Paar Jacksontokos (Tockus jacksoni) wenige Meter von uns entfernt, die quasi zum Inventar des Camps gehörten. Einige Dreifarbenglanzstare und Gelbsteissbülbüls (Pycnonotus xanthopygos) kamen bis auf unseren Tisch, um sich ihre Ration von unserem Frühstück zu ergattern. Im ca. sechs Meter vom Speisebereich entferntem See lauerten Goliath-, Seiden- und Silberreiher (Ardea goliath, Egretta garzetta und Ardea alba) auf ihren Frühstücksfisch aus dem See.
Die größeren Weber, die zu den Weichfressern zählen und die unseren Futtergaben nicht widerstehen konnten, zählten hier die Starweber (Dinemellia dinemelli) und Alektoweber (Bubalornis albirostris). Neben den häufigen Dreifarbenglanzstaren kamen auch Schweifglanzstare (Lamprotornis purpuropterus) und Lappenstare (Creatophora cinerea) als weitere Vertreter der Stare (Sturnidae) zu unserer Futterstelle. Diese zusammen mit Braunflügel-Mausvögeln (Colius striatus kikuyensis) und einem kleinen Trupp Sudandrosslingen (Turdoides plebejus) auf einem Fleck zu sehen, als wäre es das selbstverständlichste der Welt, war ein unbeschreiblich tolles Erlebnis.
Es gab einige Vögel, die nicht die Lust verspürten unserer Einladung zur Futterbase zu folgen, uns aber mit ihrer Anwesenheit im Camp erfreuten. So z.B. der Geradschwanzdrongo (Dicruridae ludwigii), ein Paar Tropfenrötel (Cichladusa guttata) und die Graufischer (Ceryle rudis), die den Sprung ins Wasser immer dann machten, als ich die Kamera nach langem Warten wieder abgesetzt hatte. Ebenso verhielt sich auch der Mangrovenreiher (Butorides striata). Als weitere Reiher konnten wir hier Goliathreiher (Ardea goliath), Seidenreiher (Egretta garzetta) und Silberreiher (Casmerodius albus) beobachten. Um einiges höher in den Bäumen waren Kardinal-Spechte (Dendropicos fuscescens) und Weissbauch-Lärmvögel (Criniferoides leucogaster) zu sehen.
Eine Besonderheit für mich war eine kurze Begegnung mit einem Brubru-Würger (Nilaus afer massaicus) bei der es leider bereits zu dunkel war um ein scharfes Foto schießen zu können.
Von allen hier ansässigen Vögeln gefiel uns der kleinste am besten, der Elfennektarvogel (Cinnyris pulchellus melanogastrus), dessen englischer Name irgendwie noch besser zu ihm passt: „Beautiful Sunbird“.
Nächstes Ziel unserer Safari durch Kenia war der „Ruma-NP“ in der Nähe des Lake-Victoria. Durch einen kurzfristigen Magen-Darm-Infekt meiner Partnerin blieb uns hier nur ein einziger Tag im Park. Wir sahen je ein Paar Dunkelrote Amaranten (Lagonosticta rubricata) und Blaukopfastrilde (Uraeginthus cyanocephalus), einen Gelbkehlpieper (Macronyx croceus) sowie einen Grünschenkel (Tringa nebularia).
Da ich selber Gelbkehlfrankoline (Francolinus leucoscepus) halte, war es schön für mich, hier einen sehr ähnliche Vertreter der Frankoline anzutreffen, die Rotkehlfrankoline (Pternistis afer).
In den meisten Nationalparks Kenias sieht man Tokos. Im Ruma-NP war es die Nominatform des Grautokos (Tockus nasutus nasutus), die sich am Wegesrand mit einer Frucht beschäftigte. Die Krönung war eine Begegnung mit dem Südafrikanischen Kronenkranich (Balearica regulorum). Mit seiner goldenen Haube, dem kontrastreichen schwarz-weiß-roten Farbmuster am Kopf und seiner eleganten Erscheinung gehört dieser Vogel für mich zu den schönsten Großvögeln Afrikas.
Nach einer mühsamen Fahrt war unser nächstes Ziel erreicht, die berühmte „Massai-Mara“.
Ein gewisser Geruch kündigte eine erste Begegnung mit der „Müllabfuhr“ der Savanne an, an einem stark verwesten Weißbartgnu-Kadaver saßen Sperbergeier (Gyps rueppelli) und Weißrückengeier (Gyps africanus) und nicht weit davon entfernt die ebenso Aas fressenden Marabus (Leptoptilos crumeniferus).
Nachdem der unangenehme Geruch nach ein paar Kilometer wieder von uns abgelassen hatte erfreute uns der Anblick eines Massai-Strauss (Struthio camelus massaicus), der mit seinen Küken durch die Savanne zog.
Wir sahen Rüppellwürger (Eurocephalus rueppelli), Heuglinzistensänger (Cisticola marginatus), Graubrustspechte (Mesopicos goertae), den Wollhalsstorch (Ciconia episcopus) und einen Ohrfleck-Bartvogel (Trachyphonus darnaudii usambiru). An fast jeder größeren Pfütze hielten sich Nilgänse (Alopochen aegyptiacus) auf.
Im Bereich der ältesten Lodge der Massai-Mara, der „Keekorok Lodge“ sahen wir Bruchwasserläufern (Tringa glareola), einige Senegalschwalben (Cecropis senegalensis), eine Eminie (Eminia lepida) sowie ein Weibchen des Braunkehl-Lappenschnäppers (Platysteira cyanea), deren kastanienbraune Zeichnung an der Kehle nur das Weibchen ziert und zur Namensgebung führte. Beeindruckend war auch der Balztanz zweier Streifenlieste (Halcyon chelicuti).
Nachdem wir unser letztes Ziel dieser Reise erreicht hatten, den „Tsavo-Ost-NP“, erlebten wir einen dieser Riesenschwärme der Blutschnabelweber (Quelea quelea), die, da sie nicht zu den Weichfressern gezählt werden, hier keine weitere Beachtung finden.
Mit dieser etwas spitzfindigen Äußerung ziehe ich gewiss den Spott einiger Systematik-Spezialisten auf mich, da gewiss auch die von uns weiterhin beobachteten zwei Perlhuhn-Arten, das Helmperlhuhn (Numida meleagris reichenowi) sowie das Geierperlhuhn (Acryllium vulturinum); sowie meine geliebten Gelbkehlfrankoline (Francolinus leucoscepus) auch nicht zu den Weichfressern zählen, obwohl auch sie viel weiches fressen.
Für uns war die erste Begegnung mit einem Paar Schmuckflughühnern (Pterocles decoratus) auch sehr schön.
Die Tokos sind im Tsavo-Ost durch den Rotschnabeltoko (Tockus erythrorhynchus) vertreten, der häufig in bzw. auf den Büschen am Wegesrand zu sehen ist. Als schwerster flugfähiger Vogel war auch die Riesentrappe (Ardeotis kori) nicht zu übersehen. Über die kleineren Senegaltrappen (Eupodotis senegalensis canicollis) haben wir uns aber auch sehr gefreut.
Am letzten Nachmittag unseres Aufenthaltes saß eine süße Rotkappenschwalbe (Hirundo smithii smithii) auf einem Elektrozaun ein paar Meter von unserer Unterkunft entfernt. Sie ließ mich wie zu einer Abschiedsaudienz sehr nah an sich heran und beendete damit eine intensive, kraftraubende und wunderbare Fotosafari durch eines der schönsten Länder unserer Erde mit ihrem persönlichen Gruß des „Willkommen sein“.
Allerdings die letzten Vogelbeobachtungen dieser Reise waren, wie fast immer, die skurril und surreal erscheinenden Marabus auf den Ampeln und der Straßenbeleuchtung in Nairobi.
Wer Kenia gesehen und erlebt hat, weiß, warum wir Menschen hier den aufrechten Gang gelernt haben – dieses Land ist es Wert, aufrecht stehend und gehend erlebt zu werden. Den ersten Sonnenaufgang sah der Mensch in Ostafrika, der Wiege der Menschheit.
An dieser Stelle möchte ich mich bei einigen Menschen bedanken. Zunächst bedanke ich mich bei Christiane und Peter Kaufmann für deren Hilfe beim bestimmen einiger Vögel. Ganz besonders bedanke ich mich bei Theo Kleefisch zum einen für die Hilfe beim bestimmen vieler Tiere, zum anderen für das Korrekturlesen meiner Berichte.
Last but not least gilt mein Dank meiner Lebensgefährtin Irene Schmitz, die mich auf dieser 4.399km langen Tour durch Kenia, sowie auf allen Touren durch Ostafrika begleitet und unterstützt hat.
Autor: Nobbi Theisges
2016