Vermehrung der Fichtenmeise – Periparus rufonuchalis | in Volierenhaltung 2023
Vermehrung der Fichtenmeise ( Periparus rufonuchalis) in Volierenhaltung von Thomas Labahn im Jahr 2023.
Rufous naped Tit ( Periparus rufonuchalis)
Verbreitung: Die Fichtenmeise ist ein Vogel trockener Nadelwälder( Wacholderwälder)und Eichen-Rhododendron-Wälder an der West-, und Südwestgrenze Chinas und dessen angrenzenden Länder wie Indien, Nepal, Pakistan, Afghanistan, Usbekistan, Kirgistan und Kasachstan und brütet in Höhen zwischen 1800m-3500m. Im Winter ist sie in tieferen Lagen anzutreffen. Über Wanderungen ist nichts bekannt, es scheinen Standvögel zu sein, die alle 4 Jahreszeiten-auch strenge Fröste- bedenkenlos überstehen können. Diese Art wird von der IUCN ( International Union for Conservation of Nature and Natural Resources) als nicht gefährdet eingestuft.
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Beschreibung: Die Fichtenmeise ist mit einer Körperlänge von
13 cm eine relativ kleine Meise und von der Größe und äußerem Erscheinungsbild
her, grob mit unserer Tannenmeise( Periparus ater) zu vergleichen. Altvögel ähneln
sich sehr und haben ein graues Rückengefieder, Flügeldecken-, und Handschwingen(
mit weißgrauer Aussenfahne), sowie einen grauen Unterbauch. Der Schwanz ist
dunkelgrau. Der Kopf, Latz, Brust und Oberbauch ist schwarz, wobei aber die
Wangen reinweiß sind. Beide Geschlechter tragen eine Haube, die je nach
Erregungszustand mehr oder weniger stark aufgestellt wird. Der Nacken ( Name!),
Flügelbug und die Unterschwanzdecken sind rostrot, der Schnabel schwarz und die
Beine ganzjährig hellgrau. Die Iris hat eine dunkelbraune Färbung. Jungvögel
ähneln den Altvögeln, sind aber im Gefieder im Ganzen blasser bzw. matter
gefärbt, nur die Iris ist auch dunkelbraun.
Haltung: Meine Fichtenmeisen bewohnen ganzjährig eine 25 qm große naturnahe Voliere, die 2,5 m hoch ist und von 2 Seiten komplett geschlossen ist. Das Dach ist zur Hälfte mit Hohlkammerplatten abgedeckt. Die Voliere steht nicht frei; diese ist zusätzlich von 2 Seiten mit einer Kirschlorbeerhecke eingefasst. In der Voliere befinden sich im dichten Bewuchs Immergrüner Zungen-Schneeball, Bambus, Kirschlorbeer, Smaragd-Thujas und eine Harlequin-Zierweide, wobei alle Pflanzen auf 2m gekürzt werden, um ausreichend Flugraum für die Meisen zu gewährleisten. Im Bodenbereich sind größere Stein-, und Wurzelhaufen, sowie einzelne größere Steine aufzufinden. Unterschiedliche Sitzmöglichkeiten sind nur in Form von Naturästen und Zweigen in allen Höhen der Voliere angebracht. Ganzjährig bekommt mein Paar ein Gemisch aus Waldvogelfutter, Uni Patee, Sonnenblumenkerne und Mini-Pellets, sowie wenige Lebendinsekten am Tage. Außer das von aufgespiessten Apfelscheiben ab und an gepickt wird, wird bei mir ganzjährig kaum Obst angenommen. Viel lieber wurden eben Lebendinsekten angenommen-selbst vor Zophobas-Larven schrecken die kleinen Meisen nicht zurück! Das Fichtenmeisen-Paar teilt sich ganzjährig die Voliere mit einem Scheckendrossel-Paar ( Turdus cardis ), einem Satyr-Tragopan-Paar( Tragopan-Satyra) und einem Sonnenvogel-Paar ( Leiothrix-lutea). Wobei zu erwähnen sein sollte, dass alle genannten Vogelarten im Jahr 2023 zur Brut schritten.
Zucht: Meisen faszinieren mich schon lange und so war die
Überlegung, Ende 2020, mir eine winterharte,
nicht-einheimische Meisenart zuzulegen. So las ich Ende 2020 eine
Verkaufsanzeige, in der Züchter einen Hahn zum Verkauf anbot. Obwohl uns 500 km
trennten, holte ich den Hahn persönlich ab. Generell verfahre ich so, weit zu
fahren, um möglichst blutsfremde Paare zusammenzustellen. Wie sich etwas später
herausstellte, sollte es sehr schwierig werden überhaupt Fichtenmeisen zu
bekommen. Zu diesem Zeitpunkt habe ich mich aber überhaupt noch nicht mit der
Vermehrung der Fichtenmeisen auseinander gesetzt. Dies sollte sich nun aber
ändern. Ich begann, wirklich jede Haltungsinformation von anderen Haltern, aber besonders aus dem
Internet förmlich „zu saugen“. Auch versuchte ich auf englisch-sprachigen
Seiten mir Brut-, oder wenigstens Informationen zur Lebensweise heraus zu
suchen. Ich fand fast nichts. Doch was ich im Herbst 2021 fand, war ein
Fichtenmeisen-Paar, welches bei einem Halter in Belgien saß. Ich einigte mich
schnell mit dem Halter und über einen Tiertransport saß das Paar wenige Wochen
später bei mir in Quarantäne. Nach etwa 3 Wochen setzte ich das Paar zu dem
einzelnen Hahn, da der Zeitpunkt-Spätherbst und Ruhezeit- mir günstig erschien
und ich mit dieser Aktion hoffte, dass sich ein Paar nun leichter findet.
Tatsächlich kamen die 3 sehr gut miteinander aus, nur konnte ich im Frühjahr
2022 keine Paarbindung feststellen-aber auch keine Aggression unter den Hähnen.
Ich beließ die 3 zusammen in einer Voliere für das ganze Jahr 2022. Da es so
wenig Infos zu dieser Art gab, schloss ich nicht aus, dass es vielleicht
möglich wäre, dass nur das ranghohe Paar zur Brut schreitet und die
rangniedrigen, überzähligen Vögel in der Nähe bleiben oder zumindest geduldet
werden. Tatsächlich baute die Henne in einem von den 5(!) angebotenen
Birkenholz-Nistkästen ein Nest aus Moos und Schafhaaren, wenige Wochen später
ein zweites in einem anderen Nistkasten. Dabei blieb es aber im Jahr 2022 und
immer noch flogen 2 Hähne friedlich mit der Henne umher… Im Herbst 2022, nach
der Mauser, fand ich allerdings einen Fichtenmeisen- Hahn tot auf dem
Volierenboden. Nach den Verletzungen und
Kampfspuren zu urteilen, haben sich beide Hähne duelliert, wobei einer leider
starb. Im Nachhinein sehr leichtsinnig von mir. So zog ich nun mit diesem Paar
in die neue Saison. Ganzjährig füttere ich Insect-Patee zur freien Verfügung
und reiche täglich Mehlwürmer-nicht abgezählt. Um nicht auf Wiesenplankton bei
der möglichen Aufzucht angewiesen zu sein, habe ich versucht die Fichten auf
Buffalos, pinkies und Heimchen zu „konditionieren“. Deswegen bot ich ab und an
ganzjährig diese genannten Lebendinsekten an, welche auch alle sehr gierig von
den Meisen aufgenommen wurden. Im Januar 2023 hing ich nun zusätzlich 2
Birkennaturholz-Nistkästen in die Voliere mit hinein-es hingen nun 7
unterschiedliche Nistkästen in der Voliere. Sicher kein schöner Anblick, aber
für mich ein möglicher wichtiger Schlüsselreiz in der Brutzeit der Meisen, denn
ich orientierte mich am Brutgeschehen der Blaumeisen, bei der der Hahn der
Henne viele unterschiedliche Nisthöhlen zeigt, bis diese sich schließlich für
eine Höhle entscheidet. Dies wollte ich mit der Anzahl der Nistkästen erreichen.
Ab Februar jeden Jahres ruft der Hahn regelmäßig und hält dabei, kurz unterhalb
der Voliere, einen kreisförmigen „Hochzeitflug“(Revierflug?) ab. Auch dieses
Jahr bot ich im Wald gesammelte, mit Moos bedeckte Rindenschwarten, sowie Äste
an. Außerdem reichlich Tierhaare( Schaf, Moschusochse, Mufflon, Pferd) und
Baumwollwatte und Serpie. Wie sich später herausstellte, wurden nur Moos,
kleine Zweige, kurze Kokosfasern, Watte und Pferdehaar verbaut! Wie im Vorjahr,
hat die Henne im April 2022 2
„Testnester“ gebaut, bevor sie ein drittes Nest aus o.g. „Baustoffen“ fertig
stellte. Leider habe ich in den Nistkästen keine Kameras installiert, so dass
ich nicht ganz exakt sagen kann, wann das Nest fertig gestellt wurde und wann
die Henne mit dem Legen und später auch dem Brüten begann. Was ich aber Ende
April/ Anfang Mai feststellte, war das beim fast stündlichen Volieren-Check die
Henne nicht in der Voliere umher flog, sondern bei meinen täglichen Fütterungsintervallen
aus dem Nistkasten kam-für mich das Indiz, dass die Henne am Legen ist! Voller
Ungeduld, wartete ich wieder einen solchen Moment ab und konnte am 3.5.2023 mit
Hilfe einer Teleskop-Kamera ein Foto von 4 abgelegten Eiern machen! Welch´ eine
Freude! Am 10.5.2023 lagen eindeutig 6 Eier im Nistkasten! Da ich die Henne und
somit die mögliche Brut nicht stören wollte, habe ich erst 14 Tage später-am
17.5.2023-wieder in den Nistkasten geschaut und konnte 2 junge Fichtenmeisen
mit Hilfe der Kamera entdecken! Am 22.5.2023 konnte ich schließlich 6 Schnäbelchen
entdecken. In den ersten Tagen füttert vorrangig der Hahn mit Buffalos, weißen
Mini-Mehlwürmern und normalen weißen Mehlwürmern die jungen Meisen, aber auch
noch die brütende Henne. Am 22.5.23, als alle geschlüpft waren, konnte ich
schließlich auch die Henne mitfüttern sehen. Am 24.5.2023 sah ich beide
Elternteile, wie diese auch mittlere Heimchen- ohne Beinchen-in Mengen
verfütterten. Am Sonntag, den 4.6.2023, verließen alle 6 Jungvögel den
Nistkasten, wobei ich 2 sehr weit zurück entwickelte Jungvögel entdeckte, die
anfangs noch von den Altvögeln gefüttert wurden, aber nach 2 Tagen
vernachlässigt und dann gar nicht mehr gefüttert wurden und somit verendeten. Ab
dem 7.6.2023 wurden auch verpuppte Mehlwürmerlarven von beiden Altvögeln
verfüttert. Leider kam ab dem 8.6.2023 eine mir unbekannte Augenerkrankung, allerdings
nur bei den 4 Jungvögeln, zu Tage: die Jungen saßen mit geschlossenen Augen
fast stundenlang rum und sperrten nicht mehr. Sofort fing ich die Jungen
nacheinander ein und benetzte die Augen mit Floxal. Der Zustand besserte sich,
allerdings nur bei 2 jungen Fichtenmeisen, die anderen waren wohl aufgrund der
Unmöglichkeit der Fütterung innerhalb 3 Tage verstorben. So blieben bis zum
heutigen Tage leider nur 2 Jungvögel der Fichtenmeisen übrig. Nie fütterten
aber die Altvögel das gleiche; ständig sprangen diese von einem Nahrungsangebot
zum anderen hin und her. Aber vorrangig weiße, also frisch gehäutete,
Mehlkäferlarven wurden dem Nachwuchs gereicht. Ab dem 12.6.23 versuchten die
Jungen selbstständig zu fressen und 12 Tage später fraßen sie wie die Alten
komplette Mehlwürmer. Später wurde sogar versucht Futter in Form von
Lebendinsekten vor den Jungen zu verstecken; was aber vllt. auch als erlerntes
Verhalten der Jungvögel gegenüber den Alten gewertet werden könnte.
Lebensweise: Fichtenmeise sind wunderbare, sehr agile und neugierige Volierenbewohner, die, wie mein Hahn, mit mindestens 5 Lebensjahren eine hohe Lebenserwartung aufweisen können. Sie bleiben das ganze Jahr über in der Außenvoliere und sind absolut winterhart. Allerdings kommen sie mit nasser Kälte nicht gut aus; mit trockener Kälte hingegen gut. Außerdem werden die Fichtenmeisen nie richtig scheu, obwohl man sie des öfteren schon einfangen musste. Ständig sind die Meisen damit beschäftigt Nahrungsüberschüsse in Form von Sonnenblumenkernen, anderen Samen oder Lebendinsekten in den verschiedensten Ritzen der Voliere zu verstecken. Zu anderen Volierenbewohnern sind die Fichtenmeisen völlig friedlich und nicht zänkisch. Zudem sind sie ständig agil und sitzen nie lang an einer Stelle herum. Bevor ich bei den Meisen Federn zog, um einen DNA- Analyse durchführen zu lassen, plüsterte sich mein Zuchthahn immer besonders vor einem seines Nachwuchses -besonders wenn es Streitigkeiten um Futter gab- sehr auf und drohte dem gegenüber mit aufgestelltem Federkleid. Ob dies ein Hinweis auf das gleiche Geschlecht ist? Die DANN-Analyse wird es zeigen!
Quelle: Handbook of the Birds oft he World
Cornell Lab of Ornithology-Birds of the World
Wikipedia
www.birdforum.net